Nach acht Jahren unter tropischem Himmel hat die "Landshut" endlich ein festes Dach über dem Kopf. Wenn zunächst auch nur provisorisch. Die Teile der legendären Lufthansa-Maschine, die vor 40 Jahren von einem palästinensischen Terrorkommando entführt und von der deutschen Spezialeinheit GSG 9 in Mogadischu befreit wurde, sind nun auf dem Bodensee-Airport in Friedrichshafen eingelagert. Dorthin wurden Rumpf, Tragflächen, Leitwerke, Triebwerke und Ersatzteile verbracht, nachdem zwei riesige russische Transporter – darunter eine Antonow An-124 als größtes serienmäßig gebautes Frachtfugzeug der Welt – die zerlegte Boeing 737 am Wochenende an den Bodensee geflogen hatten. Dort soll die geschichtsträchtige Maschine von Herbst 2019 an in einem künftigen Anbau des Dornier-Museums ausgestellt werden.

Die Ankunft der "Landshut" hatte das Dornier-Museum unter seinem Chef David Dornier in den Rahmen eines Bürgerfests gestellt. Die öffentliche Resonanz kann sich sehen lassen. Rund 4000 Gäste wurden über den ganzen Tag hinweg im Museum gezählt, wie Dornier-Berater Joachim Umbach auf Anfrage mitteilt. Um 10 000 Euro ist das Spendenkonto für das "Landshut"-Projekt an diesem Tag gewachsen. Zusammen mit den bereits gesammelten 60 000 Euro liegen nun bereits 70 000 Euro im Topf. "Das Spendenkonto wird bald schon die 100 000-Euro-Marke erreichen", teilt David Dornier mit. Das Geld könnte einmal für den Bau der neuen Museumshalle zur Verfügung stehen, deren Baukosten auf mehr als eine Million Euro geschätzt werden.

Die Einlagerung der "Landshut"-Teile in der Halle W (im Flughafen-Jargon: "Whisky") ist unterdessen nicht umsonst zu haben. Der Bodensee-Airport erhält dafür eine Miete. Sie liegt bei 5000 Euro monatlich und wird aus öffentlichen Mitteln von der Bundesrepublik – dem neuen Eigentümer der "Landshut" – bezahlt, wie Dornier-Sprecher Philipp Lindner dieser Zeitung bestätigt. In der großen Halle, in der die "Landshut"-Teile erstaunlich wenig Platz einnehmen, steht als weiterer Gast die Dornier Do-24 ATT. Es ist ein historisches Flugboot, das Iren Dornier, ein Bruder von David Dornier, gehört und das wieder flugtüchtig gemacht werden soll. Iren und David Dornier sind Enkel des berühmten Firmengründers und Konstrukteurs Claude Dornier (1884-1969). Zudem sind noch zwei weitere private Motorflugzeuge in Halle abgestellt.

Aber nicht nur in Berlin, sondern auch in Stuttgart keimt Unterstützung für die künftige Dauerausstellung der "Landshut". Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Claus Paal, bezeichnet eine Beteiligung an dem Projekt als "landespolitische Aufgabe". Gegenüber dieser Zeitung begründet Paal dies mit der Verbindung zwischen dem RAF-Terror der 70er-Jahre und dem Land Baden-Württemberg: "In Stuttgart-Stammheim waren führende Terroristen in Haft, hier fanden die Gerichtsprozesse statt, hier lebte der von der RAF entführte und ermordete Arbeitgeber-Präsident Hanns-Martin Schleyer." Daher sei er, Paal, der Ansicht, dass das "Landhut"-Museum ein Landesthema sei. Dafür will der CDU-Mann werben, in seiner Fraktion, beim Koalitionspartner wie auch in Gesprächen mit möglichen Geldgebern und solventen Stiftungen im Land. Bei ersten Kontakten sei man der Sache "aufgeschlossen" gegenübergetreten. Namen könne er nicht nennen, die Bemühungen stünden erst am Anfang.

Der Herbst 1977
- Linksterrorismus: Die Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ Mitte Oktober 1977 war einer der Höhepunkte der Auseinandersetzung des deutschen Staates mit dem Linksterrorismus. Mit der Befreiung der Geiseln im ostafrikanischen Mogadischu durch die GSG 9 demonstrierte die Regierung, dass sie sich nicht vom Terrorismus erpressen lassen wollte. Die „Aktion Feuerzauber“ machte zugleich die Anti-Terror-Einheit des Bundesgrenzschutzes weltweit bekannt.
- Entführung: Am 13. Oktober brachten vier Terroristen – zwei Männer und zwei Frauen – die Lufthansa-Boing 737 mit fünf Besatzungsmitgliedern und etwa 82 Passagieren (die genaue Zahl ist nicht mehr bekannt) auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt über Italien in ihre Gewalt. Mit ihrer Aktion wollten sie elf Angehörige der Rote-Armee-Fraktion (RAF) aus deutscher Haft sowie zwei in der Türkei festgehaltene Palästinenser freipressen.
- Erstürmung: Nach ergebnislosen Verhandlungen in Zypern, Dubai und Südjemen (Aden) stürmte die GSG 9 am 18. Oktober kurz nach Mitternacht die Maschine in Mogadischu. Am Tag zuvor hatten die Entführer die Leiche des vom Anführer des Kommandos ermordeten Flugkapitäns Jürgen Schumann auf die Piste geworfen.
- Wie es weiterging: Unmittelbar nach dem gescheiterten Erpressungsversuch nahmen sich Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe, die als harter Kern der RAF galten, in ihren Zellen in der Haftanstalt Stuttgart-Stammheim das Leben. Am folgenden Tag wurde im Elsass der am 5. September von der RAF entführte Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer ermordet im Kofferraum seines Autos gefunden. (dpa)