Es ist zur pandemischen Routine geworden: Beim Besuch eines Cafés oder Restaurants das Impfzertifikat vorzeigen. Entweder digital mit der CovPass-App oder der Corona-Warn-App auf dem Smartphone. Oder analog mit dem gelben Impfbüchlein.
Nachdem immer mehr Impfpassfälschungen auftauchen – der prominenteste Fall, der des Werder-Trainers Markus Anfang, sorgte jüngst für einen handfesten Skandal – sollen die Kontrollen verschärft werden. Ein wichtiges Instrument zur Kontaktnachverfolgung ist die Registrierung, der Check-in. Der erfolgt klassisch auf Papier. Oder digital per App.
Und der Personalausweis?
Allerdings fällt vielen Gästen auf: Der Wirt schaut nur kurz auf den QR-Code und winkt durch. Kein Scannen, keine Frage nach dem Personalausweis, um zu prüfen, ob das Smartphone dem Besucher gehört. In anderen Ländern wie Frankreich und Italien erwartet das Publikum mehr Strenge. Hier wird auch die Echtheit des Codes digital gecheckt.
Besser läuft es für die Restaurants und Bars bei der Registrierung für die Luca-App, mit der Besucher digital aktenkundig werden. Nutzer, die die Anwendung auf ihr Smartphone laden, geben dort Kontaktinformationen wie Name, Adresse und Telefonnummer an, die dezentral verschlüsselt und gespeichert werden. Die App generiert dann einen sich minütlich ändernden QR-Code. Meist scannt der Gast selbst mit seinem Handy den QR-Code des Betreibers oder Veranstalters selbst und checkt so ein.
36 Millionen nutzen Luca
Verlässt man den Ort, wird man automatisch ausgeloggt. So können Kontaktdaten und Anwesenheiten erfasst werden. Der Vorteil: keine Zettelwirtschaft, und – so das Versprechen der Entwickler – mehr Privatsphäre. Denn anders als bei den Anwesenheitslisten kann der Betreiber nicht sehen, wer sich zu welcher Uhrzeit in seinem Restaurant oder Café aufgehalten hat.

Der Gastwirt muss sich auch nicht mit der mühseligen Archivierung der Gästelisten herumschlagen. Das erledigen für ihn Programme und Maschinen. Im Falle einer Infektion können die Gesundheitsämter die Daten entschlüsseln und Kontakte nachverfolgen. Die Nutzer, die mit einem Infizierten zur selben Zeit an einem Ort waren, werden dann auf ihrem Smartphone benachrichtigt.
Wie machen es die anderen? Bei den europäischen Nachbarn gibt es durchaus Unterschiede beim Einchecken von Gästen etwa in Restaurants:
Die Luca-App, die zunächst mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hatte, zählt nach eigenen Angaben mittlerweile über 36 Millionen Nutzer, seit einiger Zeit ist sie auch mit der offiziellen Corona-Warn-App des Bundes kompatibel. Doch die Luca-App, die vom baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl als „scharfes Schwert im Kampf gegen die Pandemie“ gelobt wurde, ist nicht unumstritten.

In einer gemeinsamen Stellungnahme kritisieren führende Sicherheitsforscher, dass Luca sensible Gesundheitsdaten zentral speichere und daher anfällig für Hackerangriffe sei. Zudem sei der Nutzen des Systems „zweifelhaft“, da sich die Umsetzung „im Wesentlichen auf die Automatisierung der manuellen Erfassung von Papierlisten“ beschränke und die Auswertung weiter manuell durch die Gesundheitsämter erfolge.
Vor ungewisser Zukunft
Über 20 Millionen Euro zahlen die Bundesländer pro Jahr für die Luca-App. Doch der Nutzen hält sich offenbar in Grenzen. Laut einer „Spiegel“-Umfrage rufen viele Gesundheitsämter die Daten gar nicht ab. Die Zukunft der App ist daher ungewiss.