An einem Stand in der Fußgängerzone wird Geld verschenkt. Fünf Euro gibt es sofort. Oder man holt sich 20 Euro ab – allerdings 14 Tage später. 80 Prozent der Menschen nehmen sofort die fünf Euro mit, wie ein Experiment von US-Psychologen zeigt. Lieber gleich eine kleine Belohnung statt später leer ausgehen. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt?
Ähnliche Überlegungen machen es den Menschen schwer, Geld für die Altersvorsorge zur Seite zu legen. Oder für die zu erwartende Heizkostennachzahlung zu sparen. Die gute Nachricht: „In den menschlichen Genen sind Sparsamkeit und Freigiebigkeit angelegt“, sagt Monika Müller, Finanzpsychologin und Finanzcoach aus Wiesbaden.
Warum können manche Menschen besser sparen als andere?
Unser Umgang mit Geld ist stark kulturell und sozial geprägt. „Man lernt ihn vor allem im Elternhaus“, sagt Sebastian Ebert, der an der Universität Heidelberg zur Finanzpsychologie und Verhaltensökonomie forscht. Kinder sehen, ob ihre Eltern regelmäßig ein Eis spendieren, Geld ins Sparschwein stecken oder Freunde anpumpen. Ob sie auf Dinge bewusst wegen des Geldes verzichten oder auch Schulden machen.
„Am besten vermitteln Eltern, dass man sowohl sparsam als auch großzügig sein darf, aber eben alles zu seiner Zeit“, sagt Finanzcoach Monika Müller.
Kann man als Erwachsener noch sparen lernen?
Auch das ist möglich – gerade, wenn sich wie derzeit die Umweltbedingungen ändern. „Menschen sind glücklicherweise anpassungsfähig und können neue Routinen entwickeln“, sagt Monika Müller. Einzige Voraussetzung: Sparen braucht einen positiven Rahmen. Wer nur Verzicht und Zwang im Blick hat und denkt „Jetzt muss ich auch noch Heizkosten sparen und frieren“, der wird schwer die nötige Motivation für eine Verhaltensänderung aufbringen.
Einige Spar-Tipps für den Alltag
Stattdessen ruft man sich besser die Vorteile von weniger Energieverbrauch für die Umwelt in Erinnerung. Oder lässt das Auto nicht nur wegen der hohen Spritkosten stehen, sondern auch, weil Fahrradfahren eine willkommene Bewegung ist. „Ähnlich wie beim Intervallfasten kann es durchaus gesund sein, auf ein paar Dinge zu verzichten“, so Müller.
Wie fängt man mit dem Sparen am besten an?
„Man braucht einen klaren Überblick über alle Einnahmen und Ausgaben“, sagt Sebastian Ebert. Er empfiehlt, ein Haushaltsbuch oder eine Haushalts-App zu nutzen und dann jede Ausgabe auf den Prüfstand zu stellen. Muss man jeden Morgen einen Kaffee beim Bäcker kaufen? Ist der Handyvertrag noch passend? Braucht man wirklich eine Extra-Versicherung für den Laptop oder legt man vielleicht selbst eine Summe für mögliche Reparaturen zur Seite?

Wichtig ist es Ebert zufolge, bei diesem Kassensturz auch die Höhe der Summen im Auge zu behalten. „Bei jeder kleinen Einmalausgabe über Verzicht nachzudenken, ist unschön und bringt am Ende oft nicht viel. Wenn ich dagegen mein Netflix-Abo kündige, dann spare ich gleich mal 13 Euro – und zwar jeden Monat. Wenn ich das Auto verkaufe, noch viel mehr.“
Er ist sich sicher: „Wer bislang noch nicht jeden Cent umdrehen musste, sondern jetzt mit dem Sparen erst anfängt, bei dem ist ohne größeren Aufwand eine ganze Menge zu holen.“
Wie verhindert man, dass man das Gesparte anderweitig ausgibt?
„Sparen muss bequemer sein als Geld ausgeben“, sagt Sebastian Ebert. Wer kein Bargeld dabei hat, wird morgens vielleicht eher auf den Kaffee unterwegs verzichten, statt erst bei der Bank vorbeizugehen. „Am allerleichtesten fällt Sparen, wenn man es gar nicht merkt.“
So wird der Beitrag für die betriebliche Altersvorsorge schon vom Gehalt abgezogen, bevor dieses aufs Konto fließt. „Da weiß man dann gar nicht, mehr, auf welchen Betrag man verzichtet und sieht auch keine rote Abbuchung jeden Monat auf dem Konto“, sagt Ebert. Auch sich selbst per Dauerauftrag einen Betrag auf ein Sparkonto zu überweisen, sei eine gute Möglichkeit, weil es das Sparen automatisiert.

„Wenn ich das Geld dagegen in ein Sparschwein werfe, muss ich das schon aktiv machen und kann es eben auch lassen“, so Ebert. Ein weiterer Tipp von ihm ist das so genannte Wechselgeldsparen, das einige Banken anbieten. Hierbei wird bei jeder Kartenzahlung auf den nächsten vollen Euro-Betrag aufgerundet und die Differenz einem Tagesgeldkonto gutgeschrieben. Einmal eingerichtet, passiert das automatisch.
Wie motiviert man sich trotz niedriger Zinsen zum Sparen?
Ein großes Problem beim Sparen ist, dass man – anders als beim Geldausgeben – keine direkte Belohnung dafür bekommt. Sparen findet für die Zukunft statt und die kann man nicht vorhersagen, Zinsen und Aktienkurse lassen sich nicht beeinflussen.
Nicht zu sparen ist aber keine Lösung. Was passiert, wenn morgen die Zinsen steigen? „Dann kann nur der Geld anlegen und davon profitieren, der etwas gespart hat“, sagt Sebastian Ebert. Er empfiehlt, Sparen als etwas Langfristiges zu betrachten und sich nicht von kurzfristigen Entwicklungen beeinflussen zu lassen.
Wie kann man sich für die Heizkostennachzahlung rüsten?
Die meisten Energieversorger oder Vermieter haben ihre Kunden und Mieter bereits dazu aufgefordert, ihre monatlichen Abschläge zu erhöhen. „Das ist sinnvoll, weil man dadurch automatisch Geld für die Abrechnung zurücklegt und dieses Geld auch nicht mehr für etwas anderes ausgeben kann“, sagt Monika Müller. Allerdings sollte man prüfen, ob diese Abschläge auch zu den aktuellen Preisentwicklungen passen und nicht zu niedrig oder zu hoch angesetzt sind.
Einen Energiepreis-Rechner findet man etwa auf der Seite der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Zusätzlich empfiehlt Müller, sich ein lachendes Sparschwein zuzulegen und es jeden Monat mit ein paar Euro zu füttern – falls es am Ende des Winters trotz angepasster Abschläge noch zu einer Nachzahlung kommt.
„Als Familie kann man sich ja trotzdem das Ziel setzen, dass man Heizkosten spart, wo immer es möglich ist. Vielleicht bleibt das Geld im Sparschwein dann sogar übrig, um zusammen etwas Schönes damit zu machen“, sagt Müller.