Lieber Leopold,

das ist eine faszinierende Frage. Wenn wir mit einem Raumschiff immer geradeaus weiterfliegen würden, kämen wir dann irgendwann an ein Ende des Weltalls? Und falls ja, was würde passieren, wenn wir darüber hinausgingen?

Leopold (8) aus Allensbach-Kaltbrunn mit seiner Schwester Luise.
Leopold (8) aus Allensbach-Kaltbrunn mit seiner Schwester Luise. | Bild: Kipping, Julia

Die ehrliche Antwort ist: Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob es ein Ende des Weltalls gibt, weil wir selbst mit unseren besten Teleskopen nicht so weit gucken können. Das hat auch einen Grund: Was wir mit unseren Teleskopen im Weltall sehen, das ist das Licht, das aus fernen Galaxien zu uns kommt. Für seine Reise von diesen fernen Orten bis zu uns braucht das Licht eine gewisse Reisezeit. Deshalb können wir im Weltall nur so weit gucken, wie das Licht seit der Entstehung des Universums gereist ist. Was weiter weg liegt, das können wir nicht sehen, weil das Licht von dort noch nicht bei uns angekommen ist.

Was könnte aber „am echten Ende“ des Weltalls sein?

Wir gehen heute davon aus, dass das Weltall unendlich groß ist, dass es also kein Ende gibt. Verrückterweise dehnt sich das Universum trotzdem noch weiter aus, obwohl es schon unendlich groß ist. Stell es Dir vor wie ein endlos langes Gummiband, das noch weiter auseinandergezogen wird. Wenn Du nebeneinander zwei Punkte auf das Gummiband malst, dann werden sie sich durch das Auseinanderziehen voneinander entfernen, selbst wenn das Gummiband genauso endlos lang bleibt, wie es schon immer war.

Wie wir seit Einstein wissen, sind Raum und Zeit unlösbar mit der kosmischen Materie, dem Stoff aus dem das Weltall und alles darin ...
Wie wir seit Einstein wissen, sind Raum und Zeit unlösbar mit der kosmischen Materie, dem Stoff aus dem das Weltall und alles darin besteht, verbunden. Außerhalb oder "dahinter" gibt es also, physikalisch gesehen, keinen Raum. | Bild: Alex Cherney / dpa

Zum Schluss noch eine verrückte Sache:

Wenn wir ganz weit ins Weltall schauen, dann sehen wir in die Vergangenheit – ein bisschen wie eine Zeitmaschine. Das liegt ebenfalls wieder daran, dass das Licht eine Reisezeit braucht, bis es aus den Weiten des Weltalls bei uns angekommen ist. Wenn es dann da ist, dann zeigt uns das Licht, was an dem fernen Ort im Weltall zu dem Zeitpunkt gewesen ist, als es seine Reise zu uns aufnahm. Wenn wir also weit ins Weltall schauen, dann sehen wir nicht etwa, was sich genau jetzt dort abspielt, sondern was vor langer Zeit dort gewesen ist.

Professor Dr. Gerd Ganteför
Professor Dr. Gerd Ganteför | Bild: Stephan Wagner

Prof. Dr. Gerd Ganteför ist Professor für Clusterphysik an der Universität Konstanz.

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