Der Wanderbischof Pirmin hat auf der Reichenau Spuren hinterlassen. Auch sein Name lebt fort. Nicht nur die Pirmin-Apotheke trägt den Namen des Gründervaters der Insel. Auch bei den Insulanern ist sind die klösterlichen Vorfahren noch in den Vornamen ablesbar. Nach Heito, dem aus dem Alemannischen stammender Abt, Waldo, Reichenauer Abt und Berater Karls des Großen, oder auch nach dem Eremit Meinrad wurden und werden Reichenauer Kinder getauft.

Die Pirmin-Statue wacht am Eingang der Insel.
Die Pirmin-Statue wacht am Eingang der Insel. | Bild: Hanser, Oliver

Auch die Pirmins sind nicht ausgestorben, obwohl sie weniger werden. „Früher gab es den Namen häufiger, heute kenne ich nur noch drei“, erzählt Pirmin Seyfried. Das Standesamt kann die Frage nicht beantworten, eine Abfrage nach Vornamen ist in ihrem Register nicht vorgesehen.

Tourismus-Chef Karl Wehrle hat mindestens fünf Pirmins im Kopf. Zumindest im Zweitnamen lebt Pirmin bis heute weiter. So gab das CDU-Paar Tilman Kuban und Dominique Emerich im vergangenen Jahr Söhnchen Leonard den Zweitnamen Pirmin.

Pirmin Seyfried weiß nicht genau, weshalb seine Eltern den Namen wählten, aber gut katholisch und kirchentreu seien sie gewesen, so wie auch er selbst. Da war der Name eines Bischofs keine schlechte Wahl.

Kein Mönch geworden, sondern Postbote

In die Fußstapfen des Namensvetters ist der 69-Jährige aber nicht getreten. Seyfried war Postbeamter, bis zu seiner Pensionierung vor zehn Jahren stellte er auf der Insel die Post zu. Auch sonst sind seine Frau Roswitha und er das, was man sich unter waschechten Insulanern vorstellt.

Er, langjähriges Mitglied im Pfarrgemeinderat, noch immer in der Kolpingfamilie engagiert, Notenwart im Gesangverein. Sie, 40 Jahre im Kirchenchor und noch immer Mitglied der Trachtengruppe. „Wir sind mit den Traditionen und den Inselfeiertagen verbunden“, sagt Pirmin Seyfried. In die Inselaktivitäten, wie das Weinfest, sind beide fest eingebunden.

„Das wird schon heftig“

Klar, dass sie auch beim Inseljubiläum mitwirken werden. Neben der Vorfreude ist da auch Respekt vor der anstehenden Arbeit. „Das wird schon heftig“, meint Seyfried beim Gedanken an den Aufbau des Standes zum Musikfestival auf Schloss Königsegg. Die Mitglieder des Gesangsvereins seien nicht mehr die jüngsten.

Von ihrer Insel wollen die Eheleute selten weg. Nur die 15 Monate, die er bei der Bundeswehr war, hat Pirmin Seyfried nicht hier verbracht. Und wenn sie im Urlaub gewesen seien, freuten sie sich, wieder daheim zu sein, erzählt Roswitha Seyfried und schmunzelt.

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Die Gemüseinsel kam erst viel später

Pirmin Seyfrieds Eltern waren im Gemüseanbau. Auch eine Reichenauer Tradition, die gerne dem Erbe der Benediktiner zugeordnet wird. Doch hier erhebt Tourismus-Chef Wehrle Einspruch. Gemüseinsel ist die Reichenau erst seit etwa 100 Jahren. Davor hatte man sich über Jahrhunderte (seit dem 9. Jahrhundert) dem Weinbau verschrieben.

Karl Wehrle, Geschäftsführer Reichenau Kultur-Marketing-Tourismus und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Welterbe Klosterinsel Reichenau
Karl Wehrle, Geschäftsführer Reichenau Kultur-Marketing-Tourismus und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Welterbe Klosterinsel Reichenau | Bild: Hanser, Oliver

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