Eine Milliarde Euro für die Stuttgarter Oper. Klar, dass die Empörungsreflexe sofort anspringen: Wie viele Schulen ließen sich mit diesem Geld sanieren, wie viele Straßen bauen? Die Antwort darauf ist einfach: keine. Die Gelder kommen aus unterschiedlichen Töpfen und man sollte tunlichst vermeiden, den einen Bereich gegen den anderen auszuspielen. Eine Gesellschaft, die sich gegenseitig vorwirft, wahlweise kulturelle oder sportliche Angebote zu nutzen, die von der jeweils anderen Interessensgruppe mitfinanziert werden, gefährdet die stille Übereinkunft, dass nicht alles, was von der Allgemeinheit getragen wird, auch von allen genutzt werden muss.
Mit Deutschlands Theaters ist es so wie mit den Straßen: Der Sanierungsstau ist gewaltig. Das mehr als 100 Jahre alte Haus in Stuttgart steht unter Denkmalschutz, soll aber dennoch den enorm gestiegenen Brandschutz- und Sicherheitsvorschriften gerecht werden. Solche Aufgaben treiben die Kosten in die Höhe. Nein, es geht nicht um eine Luxussanierung in Stuttgart.
Es geht um den Arbeitsplatz Hunderter von Menschen, die hinter der Bühne unter unzumutbaren Zuständen arbeiten. Es geht aber – wie in jedem Betrieb – auch um Effizienz und eine Verschlankung interner Abläufe, von denen der normale Opernbesucher wenig mitbekommt. Und nicht zuletzt geht es auch um den Erhalt eines Kulturguts, das ohne ein Haus wie in Stuttgart nicht existenzfähig wäre. Sollte das für die nächsten 100 Jahre gelingen, wären eine Milliarde Euro ein gute investierte Summe.