Die Gäste strömen in den Südwesten, auch die Baden-Württemberger selbst machen gerne Urlaub im eigenen Bundesland. Die Branche wird daher als Wirtschaftsfaktor immer wichtiger. Der Tourismus in Baden-Württemberg schreibt ein Rekordjahr nach dem anderen, die Branche im Land setzt 25 Milliarden Euro im Jahr um und sichert rechnerisch knapp 400 000 Arbeitsplätze.

Von Rekord zu Rekord

Noch liegen die Zahlen für 2019 nicht vor, doch Tourismusminister Guido Wolf (CDU) rechnet mit dem neunten Rekordjahr in Folge. „Das schlägt sich im Haushalt nieder, wir nehmen richtig viel Geld in die Hand“, sagte der Tourismusminister Guido Wolf (CDU) beim Tourismustag Baden-Württemberg auf der Reisemesse CMT. Die Tourismusmarketing-Gesellschaft des Landes, TMBW, kann künftig über jährlich zehn Millionen Euro statt bislang sechs Millionen verfügen; zudem wurden die Mittel im Tourismusinfrastrukturprogramm von noch fünf Millionen Euro im Jahr 2016 auf zehn Millionen jährlich ab 2020 glatt verdoppelt.

Herausragendes kulinarisches Angebot

Der Südwesten setzt dabei im Marketing und bei der Förderung auf Qualität und ein herausragendes kulinarische Angebot. Auch Nachhaltigkeit und der klimapolitisch sinnvolle „Urlaub daheim“ spielen eine deutlich stärkere Rolle. „Touristische Angebote machen viele, aber Erfolg braucht Alleinstellungsmerkmale. Und das Thema Genuss ist ein entscheidender Faktor. Allein ein Viertel der deutschen Spitzenrestaurants befinden sich im Land“, so Wolf.

TMBW-Geschäftsführer Andreas Braun zitiert die „Destination Brand Studie“ 2016, wonach für zwei Drittel der Deutschen im Urlaub die kulinarische Qualität an erster Stelle. „Essen und Trinken ist keine Nebensache im Urlaub. Und da stehen wir unter den Bundesländern unangefochten auf Platz 1“, so Braun. Zudem setzt der Südwesten in diesem Jahr mit vielen naturnahen Angeboten auf die wachsende Nachfrage im Outdoor-Segment – Stichwort „wilder Süden“. Neue Angebote gibt es 2020 auch rund um das Weinland Baden-Württemberg.

Vor Ort auch Widerstand gegen Touristenmassen?

Dass die Jahr um Jahr steigenden Besucherströme mancherorts auch zum Problem werden können und sich vor Ort Widerstand gegen die Touristenmassen regen könnte, räumt Wolf auf Nachfrage zwar ein. „Temporär und lokal gibt es eventuell auch das Gefühl, den Ansturm nicht mehr bewältigen zu können, etwa mancherorts am Bodenseeufer oder in der Heidelberger Altstadt“, nennt Wolf zwei Beispiele. Darauf könne aber durchaus vor Ort reagiert werden.

Personalsorgen in Hotels und Gaststätten

Bei allen Rekordzahlen gibt es auch Dämpfer. Viele Gastbetriebe haben Personalsorgen, Fachkräfte und Nachwuchs werden praktisch überall händeringend gesucht. 7133 Auszubildende absolvieren derzeit in der Branche eine Ausbildung – und damit weniger als im vergangenen Jahr. Im ländlichen Raum geht zudem das Gasthofsterben weiter. „Der Rückgang der Betriebe macht uns große Sorge“, sagt Dehoga-Landesvorsitzender Fritz Engelhardt.