Am kommenden Sonntag wird der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst einen ungewöhnlichen Gottesdienst feiern. In Schweinhausen (Oberschwabven) will er an seinen bekannten Vorgänger erinnern: An Joannes Baptista Sproll, der vor 70 Jahren starb. Der Name Sproll hat in der schwäbischen Diözese einen besonderen Klang. Er erinnert die katholische Kirche vor ein Fragezeichen: Wie verhielten sich ihre Bischöfe im Dritten Reich?
Sproll stammt aus Oberschwaben und ging später in die Biberach in die Schule. Sein Vater war Straßenwärter, sein Sohn Joannes Baptista (lateinische Schreibung) wurde vom Pfarrer intensiv gefördert. Der Sohn durchlief eine steile Karriere. Mit 57 Jahren rückte er an die Spitze des schwäbischen Bistums. Seine Wahl war von Intrigen begleitet: Ein Mitbewerber, der auch gerne Bischof geworden wäre, streute das Gerücht, Sproll sei heimlich Vater geworden. Für einen Kandidaten für das Bischofsamt hätte das ein moralisches Todesurteil bedeutet. Doch sprangen ihm andere Priester bei. Sie entkräfteten den versuchten Rufmord.
Als die NSDAP an die Macht kam, bezog der Rottenburger Bischof eine klare Position. Bereits 1933 äußerte er, dass der "Nationalsozialismus mit dem Christentum nicht vereinbar ist." In diesem Sinne predigte er auch. Zum offenen Bruch kam es 1938 – dem Jahr des Anschlusses von Österreich an das Deutsche Reich. Joannes Sproll weigerte sich, seine Stimme abzugeben bei der Wahl zum "Großdeutschen Reichstag. Wenige Wochen später stürmten SA-Trupps das bischöfliche Palais in Rottenburg, in dem er wohnte. Die Wohnung wurde verwüstet, der Bischof konnte knapp fliehen. Im Sommer 1938 dann wurde er des Landes verwiesen. Sproll musste Württemberg verlassen und hielt sich an wechselnden Orten auf. Er war nun Bischof im Exil, der auf dem Papier freilich weiterhin im Amt war. Tatsächlich führten andere Geistliche die Geschäfte – unter dem Eindruck der Gewalt und der Einschüchterung.
Innerhalb seiner Kollegen im Reich ragte der Rottenburger als Leuchtturm heraus. Er war neben dem Bischof von Münster Graf Galen der einzige, der den NS-Machthabern "öffentlich, eindeutig und entschieden" die Stirn geboten hatte, wie Bischof Gebhard Fürst sagt. Schon vor seinem Protest gegen die Scheinwahl von 1938 hatte er gegen den Rassenwahn und gegen die Euthanasie-Programme gepredigt, die auch die vielen kirchlichen Einrichtungen traf, in denen Behinderte lebten.
Im Sommer 1945 kehrte er in seine Diözese zurück und wohnte wieder in Rottenburg. Körperlich war er gezeichnet, Sproll litt an einer schweren Nervenerkrankung. 1949 starb er. Seit 2011 wird seine Seligsprechung betrieben.