Winfried Hermann ist keiner, der kneift und einem Konflikt aus dem Weg geht. Zumindest das kann dem baden-württembergischen Verkehrsminister niemand vorwerfen. Und der streitbare Grüne mag in vielem, was er zu den Gründen der Misere im regionalen Schienenverkehr sagt, recht haben.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Bahn selbst hat im Privatisierungswahn jahrzehntelang gute Infrastruktur verfallen lassen. CDU und SPD tragen im Bund Verantwortung dafür. Schienennetze sind gleichermaßen veraltet wie überlastet, der unpünktliche Fernverkehr bremst den Regionalverkehr aus, Betreiberwechsel und Wettbewerb auf der Schiene sind neu und fehlerbehaftet, die Zughersteller liefern nicht, neue Technik versagt, auch Lokführer werden krank – all das stimmt.

Den Hut hat eben der Minister auf

Und doch gibt es einen, der die politische Verantwortung trägt und den Hut dazu – und das ist der Verkehrsminister. Mit dem Aufzählen der Gründe, wie und warum andere schuld sind, ist dieser Verantwortung nicht Genüge getan. Wenn die Ursachen für die Misere nicht schnell zu beseitigen sind, braucht es klares Krisenmanagement und ein Mindestmaß an Ehrlichkeit auch den eigenen Fehleinschätzungen und Versäumnissen gegenüber. Erst recht, wenn es um ein zentrales politisches Projekt einer grün geführten Landesregierung geht wie die Verkehrswende.

Winfried Hermann ist seit neun Jahren Verkehrsminister in Baden-Württemberg. Wenn das nicht reicht, um sich politisch verantwortlich zu fühlen, braucht es das Amt nicht.