Große Konzerne, wie etwa SAP oder Volkswagen, distanzieren sich von ihren bisherigen Diversität-Programmen und beugen sich somit dem Druck der amerikanischen Regierung. Der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden (WVIB) hat nun untersucht, wie Unternehmen in Baden-Württemberg mit dem Thema umgehen.

Um ihr Image zu stärken, setzen viele Unternehmen bisher auf Frauenquoten, interne Förderprogramme für Mitarbeitende mit Migrationsgeschichte oder Logos in Regenbogenfarben, berichtet die Schwarzwald AG, wie sich der WVIB auch nennt.

Eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen habe nun ergeben, dass die große Mehrheit in Industrie und Mittelstand im Südwesten „eine pragmatische Förderung von Vielfalt weiterhin als Chance“ begreife. Der Druck aus den USA komme bei den Unternehmen nicht an, so der Tenor.

„Der Schwarzwald ist bunt“

„Der Schwarzwald ist bunt“, bekräftigt WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. Die allermeisten Industrieunternehmen seien bei dem Thema fortschrittlich eingestellt, auch wenn sie mit modischen Lippenbekenntnissen sparsam blieben. Aus diesem Grund hätten sie aktuell auch kein Glaubwürdigkeitsproblem, meint Münzer.

Der Wirtschaftsverband ist in seiner Umfrage auch dem Aspekt nachgegangen, ob Programme für Vielfalt in der Belegschaft, für Unternehmen lohnend seien und sie dadurch wettbewerbsfähiger würden. Die Antworten zeigten, dass lediglich fünf Prozent der Befragten die Vielfaltsförderung als Risiko oder gar als schlecht für das Unternehmen betrachteten. 35 Prozent bewerten den Nutzen und die Risiken von Diversität-Aktivitäten dagegen neutral. Die Mehrheit der Unternehmen (60 Prozent) sehe eine entsprechende Förderung aber weiter als Chance und Vorteil für das eigene Unternehmen.

Klare Vorteile benannt

Als Vorteile nannten Unternehmen besonders häufig die Förderung einer offenen Unternehmenskultur, bessere Ergebnisse von vielfältigen Teams und eine gesteigerte Arbeitgeberattraktivität. Unbehagen in der Belegschaft sowie ein geringer Nutzen bei hohen Kosten seien wiederum als Risiko identifiziert worden.

Die Teilnehmenden der Umfrage stehen jedoch gesetzlichen Vorschriften, wie dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, gespalten gegenüber. Nach Angaben des WVIB sehen 25 Prozent gesetzliche Vorschriften neutral, 44 Prozent hielten diese grundsätzlich für sinnvoll und 10 Prozent für zwingend notwendig, während 12 Prozent sie als überwiegend unnötig betrachteten.

Donald Trumps Arm zu kurz

Klar ist nun auch: Donald Trumps langer Arm reicht nach Angaben des WVIB bislang noch nicht in den Schwarzwald. So habe keines der befragten Unternehmen direkte Anfragen hinsichtlich ihrer Diversität-Aktivitäten aus den USA erhalten.

Diversität wird nicht aus der Arbeitswelt verschwinden, dessen ist sich Gregor Preis sicher. Er verantwortete die Umfrage als Community Manager in der Diversität-Gruppe, in der der WVIB mit Unternehmensvertretern über Nutzen, Chancen und Risiken von Diversität diskutiert.

„Unsere Welt ist vielfältig und es wird immer verschiedene Menschen, Kulturen, Sprachen und Ideen geben“, bekräftigte Preis. Er schloss in der aktuellen politischen Situation und wegen der vielerorts angespannten Kostendecke aber auch Veränderungen nicht aus: „In diesem Umfeld dürften viele Vielfalt-Programme jetzt neu justiert werden“, glaubt Preis.