Die Zulassung für den Astrazeneca-Impfstoff sollte die angespannte Impfstofflage in Deutschland eigentlich etwas erleichtern. Doch von den Effekten ist zumindest in Baden-Württemberg noch nicht viel zu spüren – oder vielmehr zu sehen.

Denn die Statistiken des Robert-Koch-Instituts weisen aus, wie viele Dosen von welchem Impfstoff bereits verabreicht wurden. Astrazeneca taucht dabei kaum auf. Nur 309 Dosen sind dort bis inklusive 16. Februar als injiziert gelistet. Dabei hat das Land bisher schon zwei Lieferungen erhalten – insgesamt 100.800 Dosen, wie ein Sprecher des Sozialministeriums auf Anfrage des SÜDKURIER bestätigt.

Der Astrazeneca-Impfstoff wurde geliefert, verimpft aber nur wenig bisher.
Der Astrazeneca-Impfstoff wurde geliefert, verimpft aber nur wenig bisher. | Bild: Jens Schlueter/AFP

Die erste Lieferung, die 48.000 Dosen umfasste, wurde demnach komplett, die zweite Lieferung, die 52.800 Dosen enthielt, zum größten Teil den Krankenhäusern zur Verfügung gestellt.

Empfehlung nur für Unter-65-Jährige

Trotzdem hat bisher kaum ein Baden-Württemberg eine Astrazenca-Impfung erhalten. Wie kann das sein? „Da der Impfstoff von Astrazeneca derzeit nur für 18- bis 64-Jährige empfohlen wird, sollen diese Personen vorrangig mit diesen Impfstoffen geimpft werden. Das ist vor allem medizinisches Personal“, erklärt der Ministeriumssprecher.

Er ergänzt, dass den 43 Kreisimpfzentren in dieser Woche jeweils 400 Impfdosen zur Verfügung gestellt werden. Dort könnten hochgerechnet also 17.200 Impfungen verabreicht werden. Wieso waren es bisher also nur 309?

Die verschiedenen Impfstoffe von Moderna, Biontech und Astrazeneca stehen auf einem Tisch im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart.
Die verschiedenen Impfstoffe von Moderna, Biontech und Astrazeneca stehen auf einem Tisch im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. | Bild: Thomas Kienzle/AFP

„Ein Grund dafür ist, dass die ersten Kliniken den Impfstoff ab 11. Februar abholen konnten. Die Kliniken, die aus der zweiten Lieferung Impfstoff erhalten haben, können diesen erst seit gestern in den Impfzentren abholen“, erklärte der Sprecher weiter. Außerdem könne es bei der statistischen Erfassung in den jeweiligen Impfzentren zu Verzögerungen kommen.

Krankenhäuser müssen den Stoff abholen

Derzeit wird der Astrazeneca-Impfstoff ausschließlich von Krankenhäusern abgeholt und in der Klinik verimpft. Der Impfstoff soll bald aber auch in den Impfzentren selbst injiziert werden.

Berechtigt dazu sind derzeit Mitarbeiter im Rettungsdienst, Ärzte, Zahnärzte und Pfleger. „Die Impfzentren sind aktuell noch dabei, Termine für Astrazeneca in das System einzustellen“, ergänzt der Sprecher. In den kommenden Tagen sollen sie für Berechtigte buchbar sein. Der Schwarzwald-Baar-Kreis erklärt auf SÜDKURIER-Anfrage, ab kommender Woche Astrazeneca in seinem Kreisimpfzentrum zu verimpfen.

Nebenwirkungen? Krankenhäuser setzen auf zeitversetzte Impfung

In einer Klinik in Niedersachsen war es nach ersten Impfungen zu einer Welle von Krankmeldungen gekommen. Die Angestellten klagten demnach über Kopfschmerzen, Müdigkeit und Fieber. Das Herzogin-Elisabeth-Hospital in Braunschweig will geplante Impfungen mit dem Präparat zunächst verschieben, auch ein benachbarter Kreis wollte nach Bekanntwerden der Nachricht zunächst abwarten – gibt inzwischen aber wieder grünes Licht.

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Laut Robert-Koch-Institut sind solche Nebenwirkungen beziehungsweise Impfreaktionen aber normal. Beim vektorbasierten Impfstoff von Astrazeneca sind häufig Nebenwirkungen aufgetreten, dies wird von Experten aber als normale Immunantwort des Körpers eingeordnet. Die betroffene Klinik kündigte an, den eigentlichen Impfplan zu entzerren, damit es nicht zu Personalengpässen komme.

Regionale Kliniken erhalten hunderte Impfdosen – und planen mit Ausfällen

Die Schwarzwald-Baar-Kliniken haben „vor kurzem 1.270 Impfdosen erhalten“, wie Sprecherin Sandra Adams dem SÜDKURIER auf Anfrage mitteilt. Diese werden „beginnend Ende dieser Woche nach und nach verimpft“, fügt sie hinzu. „Bei der Terminierung berücksichtigen wir, dass es nach der Impfung auch teilweise mal Ausfälle geben kann“, ergänzte sie auf Nachfrage.

Die Sprecherin des Gesundheitsverbund Konstanz, Andrea Jagode, sagt dem SÜDKURIER, 1520 Dosen seien am Mittwoch wie angekündigt angekommen. Im Klinikum Radolfzell werde in der ersten Runde demnach am Donnerstag geimpft, im Klinikum Singen am Freitag, im Klinikum Konstanz dann erst Mitte der kommenden Woche. Wegen der Vielzahl der Mitarbeiter werde es eine zweite Runde geben, ergänzte die Sprecherin.

Impfungen nach wie vor schleppend

Insgesamt verlaufen die Impfungen in Baden-Württemberg nach wie vor schleppend. 361.212 Erstimpfungen wurden inzwischen verabreicht, davon sind besagte 309 von Astrazeneca, die anderen von Biontech und Moderna. 172.613 Zweitimpfungen wurden zudem bereits verabreicht. Damit liegt die Impfquote für vollständigen Schutz (Erst- und Zweitimpfung) in Baden-Württemberg bei 1,6 Prozent. Bundesweiter Spitzenreiter ist Rheinland-Pfalz mit 2,8 Prozent.

Der Kleber im gelben Impfpass dürfte noch eine Weile auf sich warten lassen.
Der Kleber im gelben Impfpass dürfte noch eine Weile auf sich warten lassen. | Bild: Jens Schlueter/AFP

Auffällig bei der bundesweiten Statistik ist, dass andere Bundesländer bereits deutlich mehr Astrazeneca-Dosen verimpft haben. Hier führt Nordrhein-Westfalen die Liste mit mehr als 34.124 Erstimpfungen an. Schlusslicht ist Brandenburg, hier wurde keine einzige Dosis von Astrazeneca verabreicht. Dort werden Pfleger und Ärzte sowie medizinisches Personal erst ab dem heutigen Mittwoch geimpft.