Die Nachricht überrascht: Die nächste Gruppe von Impfberechtigten wird zur Corona-Impfung gebeten. Die Ankündigung des Landes greift sogar einer entsprechenden Erweiterung der Bundesimpfverordnung vor, die erst am Donnerstag in Kraft treten soll. Dabei ist die Warteliste für einen Impftermin gut gefüllt: Am Dienstag warten noch 79.715 Menschen über 80 Jahre auf einen Impftermin.

Wer jetzt geimpft werden darf

Dennoch dürfen nach der neuen Impffreigabe alle Menschen über 70 zur Impfung, ebenso Menschen über 65, die in besonders exponierten Berufen wie in der Medizin, in Schulen oder Kitas arbeiten sowie jene mit Vorerkrankungen.

Neu hinzugekommen sind zudem Jugendliche zwischen 16 und 17 Jahren, die an Vorerkrankungen leiden oder in exponierten Berufen arbeiten, etwa als Auszubildende in Kitas, in Pflegeberufen oder bei der Polizei.

Ohnehin seit Ende Februar impfberechtigt sind Menschen zwischen 18 und 64, die in besonderen Berufen arbeiten, vorerkrankt sind oder engen Kontakt zu Pflegebedürftigen oder Schwangeren haben.

1,7 Millionen zusätzlich Impfberechtigte

Nach Angaben des Landes kommen nun erneut 1,7 Millionen Impfberechtigte hinzu. Die bisherigen beiden Gruppen von Impfberechtigten schätzt die Landesregierung auf jeweils eine Million Menschen. Macht 3,7 Millionen Impfberechtigte insgesamt.

Bislang sind aber nur 708.117 Erstimpfungen und 331.370 Zweitimpfungen verabreicht worden. Legt man die Zweitimpfungen zugrunde, durch die erst der volle Impfschutz gegeben ist, sind also erst 16,5 Prozent der bislang zwei Millionen Impfberechtigten vollständig geimpft.

Ein Schild mit der Aufschrift „Impfen – Bitte warten! Sie werden aufgerufen.“ ist im Kreisimpfzentrum in Ravensburg zu ...
Ein Schild mit der Aufschrift „Impfen – Bitte warten! Sie werden aufgerufen.“ ist im Kreisimpfzentrum in Ravensburg zu lesen. Warten müssen derzeit noch viele Menschen – zunächst einmal auf einen Termin. | Bild: Felix Kästle/dpa

Die Warteliste sei „sehr bald abgearbeitet“, sagt derweil Florian Mader, Sprecher des Sozialministeriums, dem SÜDKURIER. Schon jetzt sei von den ursprünglich 120.000 Menschen auf der Warteliste 46.586 ein Impftermin gegeben worden.

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Sozialminister Manfred Lucha hatte zuletzt angekündigt, das Personal für die Vergabe von Terminen werde aufgestockt – allerdings ohne einen genauen Zeitraum und Personalanzahl zu nennen. Die Termine werden demnach chronologisch nach Eingang abgearbeitet, die Impfberechtigten auf der Liste per Mail oder Anruf kontaktiert.

Astrazeneca-Lieferungen sollen mehr Impfungen ermöglichen

Astrazeneca durfte bis vor kurzem nur für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren genutzt werden. Impfberechtigte der Priorität Eins aus dieser Gruppe der seien inzwischen „weitgehend geimpft“. Um sicherzustellen, dass der Impfstoff „zügig verimpft werden kann und nichts liegen bleibt, haben wir angesichts der großen verfügbaren Menge von Astrazeneca die Priorität Zwei geöffnet – aber eben bislang nur für die Unter-65-Jährigen“.

Mit der jüngsten Empfehlung der Ständigen Impfkommission, die den Impfstoff auch für Ältere zulässt, habe sich das Ministerium nun entschieden, „die Impfungen für die vollständige Prio-Gruppe Zwei zu öffnen“. Dass der Andrang auf Termine damit größer wird, streitet der Sprecher nicht ab. „Erst einmal wird es nun zu einem erhöhten Andrang auf die Termine kommen, und wir können hier nur noch einmal um Geduld bitten.“

Allerdings kommt der nun am flüssigsten nachgelieferte Impfstoff von Astrazeneca für die Minderjährigen nicht in Frage. Sie dürfen ausschließlich mit Biontech geimpft werden, der bislang einzige Impfstoff, der ab 16 Jahren zugelassen wurde.

Eine leere Ampulle mit dem Impfstoff von Biontech: Der Hersteller hat noch nicht alle zugesagten Impfdosen für den laufenden Monat ...
Eine leere Ampulle mit dem Impfstoff von Biontech: Der Hersteller hat noch nicht alle zugesagten Impfdosen für den laufenden Monat produziert. Ob die Lieferzusagen einzuhalten sind, ist unklar. Der Impfstoff soll nun aber auch für 16 und 17-Jährige genutzt werden, die an Vorerkrankungen leiden oder in exponierten Berufen arbeiten. | Bild: Christian Charisius

Sozialministerium setzt auf Praxisimpfungen

Das Sozialministerium setzt indes darauf, dass über das Pilotprojekt zu Praxisimpfungen für über 80-Jährige schneller und mehr Menschen aus dieser Gruppe geimpft werden können. Landesweit sind daran aber nur 40 Praxen beteiligt. Erst Ende des Monats sollen Impfungen landesweit beim Hausarzt möglich sein.

Dabei dürften die Praxen wegen der nun zusätzlich dort angebotenen Schnelltests einer weiteren Belastung ausgesetzt sein. Zudem brauchen Menschen der bisher Impfberechtigten Atteste von ihrem Hausarzt, um ihren Impftermin wahrnehmen zu können.

„Wir nutzen zusätzliche Impftstoffmengen, um die Abarbeitung der Warteliste zu beschleunigen, auf der nur über 65-Jährige aus der ersten Priorität stehen“, ergänzt der Sprecher.

Astrazeneca-Impfungen sollen nun deutlich ausgeweitet werden. Er ist seit kurzem auch für Menschen über 65 Jahren zugelassen. ...
Astrazeneca-Impfungen sollen nun deutlich ausgeweitet werden. Er ist seit kurzem auch für Menschen über 65 Jahren zugelassen. Entsprechend hat das Land die Gruppe der Impfberechtigten ausgeweitet. | Bild: Julian Stratenschulte

Wenn die mobilen Impfteams die Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen abgeschlossen haben, werden sie als nächstes Tagespflege- und andere Altenwohneinrichtungen ansteuern, heißt es aus dem Sozialministerium weiter.

Zusätzlich sollen dann Vor-Ort-Impftermine in Kommunen „gezielt für alte Menschen“ eingerichtet werden. Einen entsprechenden Aufruf hatte das Ministerium in der vergangenen Woche gestartet. Einzelne Termine sind schon für die kommenden Tage geplant.

Nachschub erwartet

Immerhin erwartet der Südwesten einigen Impfstoffnachschub in den kommenden Wochen. Laut den vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten geplanten Lieferungen erwartet Baden-Württemberg im März 713.700 Impfdosen von Biontech.

Allerdings heißt es auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums in roten Buchstaben: „Wichtiger Hinweis von Biontech: Ein Teil der März-Dosen ist noch nicht produziert.“ Wie viele davon also tatsächlich kommen, ist offen. Moderna hat 145.200 für den März zugesichert, Astrazeneca will 482.400 Impfdosen liefern.

Ab April sollen die Impfdosen dann richtig Fahrt aufnehmen: „Wir erwarten im zweiten Quartal 8,5 Millionen Dosen Impfstoff“, sagt Mader. „Der Großteil davon, nämlich 5,3 Millionen Dosen, macht Biontech aus, gefolgt von Astrazeneca mit 2,2 Millionen Dosen.“ Ob die Zusagen eingehalten werden, bleibt abzuwarten.

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