Bereits am kommenden Montag sollen in Baden-Württemberg Fünf- und Sechstklässler an die Schulen zurückkehren sowie Grundschüler in den weitgehenden Präsenzunterricht. Dazu soll es pro Schüler und Eltern wöchentlich zwei kostenlose Schnelltests geben – aber Details zur Einhaltung der Abstandsregeln bleiben den Schulen überlassen, und für die Tests fehlt es an Infrastruktur – die Eltern müssen sich selbst darum kümmern.
Derweil arbeiten Kommunen und Schulträger fieberhaft daran, wie sie die Tests von landesweit 1,5 Millionen Schülern organisatorisch stemmen sollen. An diesem Freitag sollen erste Pläne vorgelegt werden. Dabei richtet sich der Blick allerdings eher auf die Zeit nach den Osterferien als auf die kommende Woche.
Lieber gleich verschieben?
Angesichts der vielen offenen Fragen zum Schulbetrieb sind am Donnerstag Forderungen laut geworden, die Schulöffnung zu verschieben. „In den letzten Tagen sind die Inzidenzen kontinuierlich gestiegen. Mit Blick auf die geänderte Faktenlage bitten wir das Land, das Öffnungsszenario für die Grundschulen und Klassen 5 und 6 nochmals zu überdenken“, sagte Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE).
Die Schulen sollten abhängig von der Pandemielage in Abstimmung mit den Behörden vor Ort selbst entscheiden, ob sie komplett oder im Wechselunterricht öffnen. Zudem bräuchten die Schulen für die Umsetzung und die Informierung der Eltern ausreichend Zeit.
Klare Stimme gegen Öffnung
Deutlicher wurden Elternvertreter. Michael Mittelstaedt, Vorsitzender des Landeselternbeirats LEB, spricht sich entschieden gegen eine Öffnung der Schulen für die Fünft- und Sechstklässler am Montag aus. „Angesichts der sich täglich ändernden Informationen über Test-Möglichkeiten und völlig unterschiedlichen Test-Voraussetzungen und -Zeiten an jeder einzelnen Schule ist es unmöglich, bis zum Montag die Sicherheitsanforderungen einzuhalten“, so Mittelstadt.

Unterricht dürfe nur erfolgen, wenn die Abstandsregeln eingehalten werden könnten, die Maskenpflicht für alle garantiert sei und die Testmöglichkeiten einheitlich zur Verfügung stünden. „Die Verantwortung für ausreichende und unbedingt erforderliche Tests der Schüler wird auf die Eltern abgewälzt.“ Es sei für alle Beteiligten besser, erst nach den Osterferien mit einem funktionierenden Testkonzept und einem praktikablen Wechselunterrichts-System zu starten.
„Im Stich gelassen“
„Wir fühlen uns im Stich gelassen“, sagte auch Ulrike Felger, Sprecherin des Elternnetzwerks im Verein für Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg. Die Bedingungen, unter denen nun bei steigenden Infektionszahlen die Schulhäuser geöffnet werden, seien „hanebüchen“. „Wer Glück hat, lebt in einer Kommune, die ihre Schulen beim Infektionsschutz tatkräftig und direkt im Schulalltag unterstützt.“ Pech habe, wer im ländlichen Raum lebe und auf die Testangebote in anderen Kommunen angewiesen sei.
Das Kultusministerium verweist unterdessen darauf, dass auch bei Öffnung der Schulen weiter keine Präsenzpflicht bestehe. Eltern könnten ihre Kinder auch von der Präsenzpflicht befreien und am Fernunterricht-Angebot teilnehmen lassen. Auch die Tests für die Schüler seien nicht verpflichtend.
Mindestabstand? Keiner weiß genaues
Unterdessen war auch am Donnerstag auf höchster Ebene die Frage des verpflichtenden Abstands im Unterricht noch nicht geklärt, über die zu Wochenbeginn Streit ausgebrochen war. Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) sah Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) in der Pflicht, für die Einhaltung des Mindestabstand im Unterricht zu sorgen.
Diese hatte das aber mit Verweis auf die gemeinsam beschlossene Corona-Verordnung, die nur eine „Soll“-Vorschrift enthalte, zurückgewiesen. Nach Angaben des Regierungssprechers habe die Kultusministerin den Vorschlag, Schulen auch weiter Wechselunterricht zu ermöglichen, sollte der Abstand im Unterricht nicht gewahrt werden können, im Gespräch mit dem Ministerpräsidenten am Donnerstagnachmittag abgelehnt.