So bewegend wie die Wellen auf dem (Boden-)See: Das war das Jahr 2024. Auch auf und im Wasser ist in diesem Jahr viel passiert. Hier finden Sie die spannendsten Momente des Jahres noch mal auf einen Blick.

Das SEK greift auf der Fähre zu

Szenen wie aus einem Film mitten auf dem Bodensee: Es schien eine normale Überfahrt der Fähre zwischen Meersburg und Konstanz zu sein an einem Nachmittag im März. Doch plötzlich ziehen vermeintliche Passagiere Sturmhauben über ihre Gesichter, ziehen Waffen und bringen einen Mann zu Boden. Es ist jedoch kein Film. Es sind Polizisten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei Baden-Württemberg.

Die SEK-Beamten sind nicht immer in schwerer Ausrüstung unterwegs. Oft sind sie in Zivil unterwegs, um einen größeren ...
Die SEK-Beamten sind nicht immer in schwerer Ausrüstung unterwegs. Oft sind sie in Zivil unterwegs, um einen größeren Überraschungseffekt zu erzeugen. (Symbolbild) | Bild: A9999 DB Armion Thiemer

Bei dem Einsatz auf der Fähre wird ein Mann im Alter zwischen 50 und 60 Jahren festgenommen, wie Augenzeugen damals dem SÜDKURIER exklusiv berichten. Zum Hintergrund für die Festnahme erklärte die Staatsanwaltschaft, dass dem Festgenommenen bewaffnetes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln vorgeworfen wird. Der Verdächtige kam in Untersuchungshaft. Warum die Polizei die Falle ausgerechnet auf der Fähre, kurz vor dem Anleger, zuschnappen ließ, ist nicht klar. Für die Bevölkerung habe jedoch keine Gefahr bestanden, hieß es vom Polizeipräsidium Konstanz. Auch die Stadtwerke wussten vorab nichts über den Einsatz.

Säntis-Bergung scheitert

Im Mai sollte es endlich so weit sein. Die Säntis, das Schiffswrack vor Romanshorn, sollte in einem zweiten Versuch geborgen werden, mit einer aufwendig, eigens dafür gebauten Bergungsplattform. Doch das Vorhaben scheiterte. Die Bremse einer Seilwinde löste sich und die Bergungsplattform rauschte in die Tiefen des Sees hinab.

Silvan Paganini arbeitet weiterhin unter Hochdruck daran, die Bergung der 1933 versunkenen „Säntis“ noch möglich zu machen. Im kommenden ...
Silvan Paganini arbeitet weiterhin unter Hochdruck daran, die Bergung der 1933 versunkenen „Säntis“ noch möglich zu machen. Im kommenden Jahr soll es einen dritten Anlauf geben. | Bild: Raphael Rohner | Schiffsbergeverein Romanshorn

Für den Vorsitzenden des Schiffbergevereins Romanshorn, Silvan Paganini, war das ein Albtraum. Denn die Plattform landete zum Teil auf dem Schiffswrack und verursachte ein Chaos. Bereits im April musste ein erster Termin für die Bergung des vor 91 Jahren im Bodensee versenkten Schiffs abgesagt werden – wegen eines defekten Tauchroboters. Paganini sah das spendenfinanzierte Projekt bereits nach dem Unglück als gescheitert an. Doch aufgrund vieler Spenden in den darauffolgenden Tagen erklärte er, noch einmal angreifen zu wollen. Die Säntis soll geborgen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Ausnahmezustand am Bodensee durch Hochwasser

Es war ein nasser Früh-Sommer 2024. Zu nass auch für die Natur. Die Böden konnten das Wasser des vielen Starkregens im Mai und Juni nicht mehr aufnehmen und so floss immer mehr in den Rhein und den Bodensee. Als dann noch ein Unwetter am ersten Juni-Wochenende folgte, kamen die Wassermassen. Auch andere Teile in Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg und der Schweiz waren vom Hochwasser betroffen.

Bodensee und Seerhein hatten diesen Sommer mit Hochwasser zu kämpfen. Teilweise wurde die Fünf-Meter-Marke überschritten. Das gab es ...
Bodensee und Seerhein hatten diesen Sommer mit Hochwasser zu kämpfen. Teilweise wurde die Fünf-Meter-Marke überschritten. Das gab es zuletzt 2016. | Bild: Jonas Bernauer

Häuser mussten geräumt werden und die Rettungskräfte von Feuerwehr, DLRG und Co. waren im Dauereinsatz. Es gab sogar Todesfälle. Aufgrund der Entwässerung blieben die Pegelstände am See lange Zeit hoch. Über einen Monat herrschte Hochwasser am See. Das gab es vorher nur selten. Teilweise stand das Wasser fünf Meter hoch und verunreinigte in manchen Orten das Trinkwasser. Erst nach und nach entspannte sich die Lage nach drei Wochen Ausnahmezustand.

Der Sommer wurde zur Mückensaison

Das Hochwasser hatte neben dem enormen Sachschaden noch eine unangenehme Folge für die Menschen am See: Es wurde ein stichhaltiger Sommer durch die vielen Schnaken. Kaum ein Treffen unter freiem Himmel, das nicht von ein paar Mückenstichen begleitet wurde. Der Biologe und Mückenexperte Rainer Bretthauer erklärte im Juni, dass das Hochwasser ideale Bedingungen für die Stechmücken geschaffen hat.

Mücken-Experte Rainer Bretthauer steht am Bodenseeufer in Radolfzell. Der See ist im Sommer stark gestiegen und überschwemmt Wiesen und ...
Mücken-Experte Rainer Bretthauer steht am Bodenseeufer in Radolfzell. Der See ist im Sommer stark gestiegen und überschwemmt Wiesen und Wege – gute Bedingungen für die Bodensee-Schnake. | Bild: Laura Marinovic

Denn die Bodensee-Stechmücke legt ihre Eier am Ufer in Wassernähe ab. Bei einer angenehmen Wassertemperatur und einem Pegelstand über 3,90 Metern schlüpfen die Larven dann, wenn die Eier überschwemmt werden. Genau das ist passiert. Von einer Mückenplage würde Bretthauer zwar nicht sprechen, aber „es gab deutlich mehr als in den vergangenen Jahren.“

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100 Kilometer durch den See schwimmen

Zum Ende des Sommers macht sich Philippe Geuer auf eine ganz besondere Reise. Er will die deutsche Bodenseeküste entlangschwimmen – über 100 Kilometer von Lindau bis nach Konstanz. Jeden Tag rund 15 Kilometer. Fünf Monate haben er und seine Partnerin dieses Abenteuer vorbereitet. Doch warum das alles? Mit seiner Aktion will Geuer die Matthias-Ginter-Stiftung unterstützen. Diese unterstützt geistig, körperlich und sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche im Raum Freiburg, ihr Leben zu meistern.

Philippe Geuer (rechts) in Begleitung seines Freundes Christopher Kern vor der dritten Etappe seiner Bodensee-Tour von Immenstaad nach ...
Philippe Geuer (rechts) in Begleitung seines Freundes Christopher Kern vor der dritten Etappe seiner Bodensee-Tour von Immenstaad nach Unteruhldingen. | Bild: Hans Peter Klesel

Denn Geuer musste schon selbst erfahren, wie es sich anfühlt, nicht mehr über seine körperliche und geistige Leitungsfähigkeit zu verfügen. 2013 lag er nach einem unverschuldeten Radunfall drei Monate im Koma und musste sich mit zwei Jahren Reha zurück in den Alltag kämpfen. Noch heute fühlt er Taubheit im linken Unterarm und in drei Fingern der linken Hand. Er hofft, mit seiner Leistung etwas bewegen zu können.

Wasserschutzpolizei muss Schiff abschleppen

Es ist ein Notruf, wie er nicht jeden Tag vorkommt. Anfang September setzt ein privates Ausflugsschiff einen Hilferuf im Seenotkanal der Schifffahrt ab, da es sich nicht mehr manövrieren lässt und nun im Konstanzer Trichter umhertreibt. Die Gefahr: Unweit des Schiffs beginnt die Badezone. Die Wasserschutzpolizei reagiert sofort und macht sich auf den Weg. Die Polizei spielt Pannendienst und schleppt das nicht steuerbare Schiff mit ihrem Einsatzboot in den Konstanzer Hafen.

Die Wasserschutzpolizei kann in Notfällen auch abschleppen. Das haben sie diesen Sommer gezeigt. (Symbolbild)
Die Wasserschutzpolizei kann in Notfällen auch abschleppen. Das haben sie diesen Sommer gezeigt. (Symbolbild) | Bild: Fabiane Wieland

Später stellte sich heraus, dass die Kupplung bei der Fahrt kaputtging und dabei auch Teile des Motors beschädigte. Bei den Gästen kam dieser besondere Ausflug aber gut an. Die Betreiberfamilie bot den Gästen eine Rückerstattung des Gelds für die Rundfahrt an, doch nur vier von 26 Gästen nahmen dieses Angebot an. „Eine Frau äußerte sich sogar begeistert, dass sie viel mehr erlebt hatte und länger unterwegs war als bei einer normalen Fahrt“, erklärte Betreiberin Alexandra Giess gegenüber dem SÜDKURIER.

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Tempolimit auf dem Bodensee

15 Kilometer pro Stunde statt der bisherigen 40 für Motorboote: Das ist der Vorschlag des Vereins Heureka Lago, der die Schifffahrt auf dem Bodensee zukunftsfähig machen möchte. Durch ein neues Tempolimit soll nicht nur der Geräuschpegel geringer, sondern auch die Umweltbelastung reduziert werden. Dafür sammelte der Verein seit 2023 Unterschriften in einer Petition für ein deutlich geringeres Tempolimit. Im November reagierte die baden-württembergische Landesregierung auf die Forderung.

Sollen Motorboote zukünftig nur noch 15 statt 40 Kilometer pro Stunde fahren dürfen? Ein Verein versucht, das anzuregen. Laut des ...
Sollen Motorboote zukünftig nur noch 15 statt 40 Kilometer pro Stunde fahren dürfen? Ein Verein versucht, das anzuregen. Laut des Vorsitzenden produzieren die Motorboote bei 40 km/h mehr Lärm, Abgase und Wellen. Das störe auch viele Segler. | Bild: Felix Kästle

Sie machte deutlich, dass es keinen Alleingag von deutscher Seite gibt. Vielmehr müsse das Vorhaben in der Internationalen Schifffahrtskommission für den Bodensee (ISKB) abgestimmt werden. Denn auf dem Bodensee sollen nur einheitliche Regeln gelten. Die Vereinsmitglieder verbuchen das als Teilerfolg. Nun komme es jedoch auf die Taten der Landesregierung an, die 2025 den Vorsitz in der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) übernehmen.

Zwei Segler kommen bei einem Unglück ums Leben

Zwei Segler brechen Ende November mit ihrem Boot in Friedrichshafen auf und nehmen Kurs auf Konstanz, wo die Regatta der Eisernen stattfinden soll. Doch dort kommen die beiden Segler nie an. Am Morgen danach wird das Boot der 38 und 39 Jahre alten Männer kieloben vor dem schweizerischen Ort Landschlacht entdeckt. Daraufhin beginnt eine großangelegte Suchaktion mit 15 Schiffen.

Das Boot mit dem die Segler unterwegs zur Regatta waren, wurde am Morgen nachdem sie in Friedrichshafen aufgebrochen sind, kieloben vor ...
Das Boot mit dem die Segler unterwegs zur Regatta waren, wurde am Morgen nachdem sie in Friedrichshafen aufgebrochen sind, kieloben vor dem Schweizer Ufer entdeckt. Wenige Stunden später folgte die traurige Gewissheit, dass beide Männer ihr Leben bei dem Unglück verloren haben. | Bild: Kantonspolizei Thurgau

Die traurige Vermutung, dass die beiden auf dem Weg nach Konstanz verunglückt sind, bewahrheitet sich. Am Mittag werden dann die Leichen der beiden Männer von der DLRG entdeckt und geborgen. Der Vorsitzende des Wassersportvereins Fischbach, in dem die beiden aktiv waren, Thomas Münzer, sagte gegenüber dem SÜDKURIER: „Wir sind alle tief betroffen, da die Verstorbenen bei uns geschätzte Segelkameraden waren.“ Den Familien sprach er sein tiefstes Beileid aus. Die beiden Männer sind laut des Obduktionsergebnisses ertrunken, nachdem sie aufgrund der Kälte bewusstlos wurden.