Entführte Personen, mysteriöse Leichenfunde, endlose Verhöre von verdächtigen Personen – und fast jede Geschichte endet mit einer spannenden Verfolgungsjagd auf dem Bodensee. Die ARD-Vorabendserie „Wapo Bodensee“ zeichnet ein überaus ereignisreiches und spannendes Bild der Polizeiarbeit auf dem See. Gepaart mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen von Radolfzell und Umgebung.

„In über zehn Jahren hatte ich noch keine Verfolgungsjagd auf dem See“, sagt Thomas Biller. Er ist Erster Polizeihauptkommissar bei der echten Wasserschutzpolizei im Bereich Konstanz und Reichenau. Zu seinem Einsatzgebiet gehört der gesamte Untersee samt Konstanzer Trichter. Sein Büro hat auch wenig mit dem Serien-Polizeirevier im Vereinsheim der Wäschbruck im Radolfzeller Herzen-Areal zu tun. Nur den Blick auf den See, das teilt er mit seinen fiktiven Kollegen aus dem ARD-Fernsehen.

Dreharbeiten zu der neuen Staffel „Wapo Bodensee“ auf dem Radolfzeller Skateplatz.
Dreharbeiten zu der neuen Staffel „Wapo Bodensee“ auf dem Radolfzeller Skateplatz. | Bild: Jarausch, Gerald

Er werde relativ häufig auf die Serie angesprochen, erzählt Biller. Die Sendung habe der Arbeit der echten Wasserschutzpolizei viel Aufmerksamkeit verschafft. Allerdings gesteht er: „Ich habe nur ganz früher mal eine Folge gesehen, ich selbst gucke die Sendung nicht.“ Dennoch könne er mit ein paar Mythen rund um die Polizeiarbeit auf dem See aufräumen.

Nicht nur kommen Verfolgungsjagden mit verdächtigen Personen so gut wie nie vor, auch ist die Wapo nicht ganz so regelmäßig wie im Fernsehen dargestellt in Kapitalverbrechen involviert. „Wir übernehmen die normalen Aufgaben der Schutzpolizei – nur eben auf dem Wasser“, fasst Thomas Biller zusammen.

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Mehr betrunkene Bootsführer

Zu diesen Aufgaben gehören unter anderem die Verkehrsüberwachung der Wasserfahrzeuge und Kontrollen der Bootsführer, ob sie das Patent dabei haben oder alkoholisiert sind. Im vergangenen Jahr hat die Wapo Konstanz am Untersee zirka 1200 Kontrollen gemacht, bei rund ein Drittel davon habe man einen Verstoß festgestellt. „Zugenommen haben die Fälle von Alkohol am Bootssteuer“, so Biller.

Woran das liegt? Darüber kann der Polizeihauptkommissar nur mutmaßen. Seine Theorie: Während der Corona-Pandemie haben mehr Personen Zeit gefunden, das Bodenseeschifffahrtspatent abzulegen. Mehr Personen mit der Berechtigung ein Wasserfahrzeug zu führten, führe statistisch automatisch zu mehr Verstößen.

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Kompetenzzentrum für Bootskriminalität

Weiter kümmert sich die Wasserschutzpolizei um die Bearbeitung von Straftaten, die auf dem Wasser oder am Wasser begangen wurden. Im Jahr 2023 waren es 50, in diesem Jahr bisher schon 61 Fälle. Dazu gehören Körperverletzungen, Erschleichung von Leistungen oder auch Diebstahl. Auf Letzteres hat sich die Wapo Konstanz spezialisiert. Das Kompetenzzentrum für Bootskriminalität, eine europaweit einmalige Einrichtung, hat ihren Standort am Untersee. Aktuell seien Kollegen in Rumänien unterwegs und würden dort Polizeibeamte zum Thema Bootsdiebstahl oder Diebstahl von Außenboardmotoren schulen.

Die Schauspieler (von links) Floriane Daniel, Max König, Wendy Güntensperger und Tim Wilde beim aktuellen Dreh der „Wapo Bodensee“.
Die Schauspieler (von links) Floriane Daniel, Max König, Wendy Güntensperger und Tim Wilde beim aktuellen Dreh der „Wapo Bodensee“. | Bild: Jörg Seewald

Eins hat die echte Wapo mit der Serien-Wapo aber gemeinsam: Leichenfunde im See kommen durchaus vor. Nur sind nur die wenigsten Fälle Grund für umfassende Ermittlungen, weil es sich oft um eine natürliche Todesursache oder einen Unfall handelt. „Und wenn, dann würden wir die Funde, die auf einen unnatürlichen Tod hinweisen, an die Kriminalpolizei weitergeben“, erklärt Biller. Während die TV-Wapo alle Aufgaben der Polizeiarbeit an einem Fall selbst übernimmt, arbeitet die echte Wapo Konstanz mit den anderen Abteilungen im Team.

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Täglicher Einsatz auf dem Wapo-Boot

Was ebenfalls der Realität entspricht, ist der Einsatz mit dem Polizeiboot. Praktisch jeden Tag ist ein Einsatzteam mit dem großen Polizeiboot oder einem kleineren, leichteren Boot auf dem Gewässer unterwegs. Die von der Wasserschutzpolizei zu kontrollierende Fläche ist nämlich groß. Zirka 79 Quadratkilometer Wasserfläche und 73 Kilometer Uferlänge müssen Biller und seine rund 30 Kolleginnen und Kollegen im Auge behalten. Neben dem Standort im Konstanzer Stromeyersdorf gibt es auch eine Wache auf der Reichenau.

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Ist der Job der echten Wapo nun also langweiliger als im Fernsehen dargestellt? Das kann Thomas Biller entschieden verneinen. „Jeder Tag ist anders und jeder Fall ist nicht wie der andere“, fasst der 51-jährige Erste Polizeihauptkommissar die Faszination am Beruf zusammen. Außerdem habe man „dankbare Kundschaft“ auf dem See. Ob Kontrollen oder Hilfestellungen: Die Stimmung auf dem Wasser sei entspannter als an Land, aggressives oder unfreundliches Verhalten eher die Seltenheit.

Sie schrecken auch vor Stürmen nicht zurück

Dramatische Einsätze gebe es aber auch im echten Leben. Die Seenotrettung gehört zu den Kernaufgaben der Wasserschutzpolizei. Pro Jahr würde 100 bis 150 Einsätze aus dem Bereich anfallen. Sei es ein Surfer, der Unterstützung benötige, oder ein gekentertes Segelboot – auch dies gehöre zum Einsatzbereich von Biller und seinen Kollegen. Genauso wie die Sicherung der Seeflächen bei Stürmen. Wenn alle Wasserfahrzeuge bei schweren Stürmen in den Hafen einfahren sollten, fährt die Wapo raus, um nach dem Rechten zu sehen und anderen Bootsführern gegebenenfalls Hilfestellung leisten zu können.

Und noch etwas haben Thomas Biller und das Fernseh-Wapo-Team gemeinsam: den wunderschönen Arbeitsplatz auf dem Wasser.