Ein Monat. So lange steht der Bodenseepegel in Konstanz schon über der Hochwassergrenze. Die liegt an der Messstelle Konstanz bei 4,80 Metern und wurde seit dem 4. Juni nicht mehr unterschritten.

Die Grafik zeigt den Durchschnittswert des Pegels für jeden Tag. Mitte Juni war der Wasserstand auf dem Weg unter die Hochwassermarke, stieg dann aber wieder an. An 19 Tagen stand der Pegel auf fünf Metern oder höher.

Rekord steht bei 68 Tagen Hochwasser

Es gab auch schon Jahre, in denen das Wasser noch mehr Tage über der Hochwassermarke stand als dieses Jahr. Seit 1900 allerdings nur zehn Mal, in den vergangenen 50 Jahren sogar nur zweimal.

Im Rekordjahr 1926 stand der Pegel nicht nur lange über der Hochwassermarke, er lag 54 Tage davon über fünf Metern. Am Stück.

Die Daten zeigen: So viele Hochwassertage wie dieses Jahr gab es seit 1999 nicht mehr. Das geht auch an der Natur nicht spurlos vorbei. „Die unmittelbaren Auswirkungen des Hochwassers auf die Pflanzenwelt in den Riedgebieten am Bodenseeufer sind zunächst negativ. Einige Arten wurden bereits vor oder zum Zeitpunkt der Blüte überschwemmt und können keine Samen ausbilden“, sagt Lisa Maier vom NABU-Bodenseezentrum.

Seltene einheimische Arten profitieren

Aber was den einigen Pflanzen eher schadet, hilft anderen. „Mittelfristig wirkt sich das Hochwasser jedoch positiv aus auf die wertvollen, seltenen Arten in unseren Riedgebieten – diese sind nämlich an regelmäßige Bodensee-Hochwasser besser angepasst als andere Arten“, so Maier.

In trockenen Jahren wanderten invasive Arten, wie zum Beispiel die Goldrute, ein und verdränge seltenere Arten. In Jahren mit hohem Wasserstand ziehen sich diese Pflanzen wieder zurück.

Das Hochwasser verdrängt die eingewanderte Pflanzenart Goldrute.
Das Hochwasser verdrängt die eingewanderte Pflanzenart Goldrute. | Bild: Aaron Hahn

Überschwemmte Nester und neue Schutzräume

Der hohe Pegel wirkt sich nicht nur auf die Pflanzenwelt aus, er betrifft auch die Tiere im und am Wasser. „Für manche Vogelarten, die im Schilf brüten, ist das Hochwasser eine Katastrophe, da die Nester überspült werden, obwohl die Jungen noch nicht flügge sind“, erklärt Maier. Für Wasservögel, die schwimmende Nester bauen, bieten die überschwemmten Schilfbereiche dagegen guten Schutz, um ihre Küken aufzuziehen.

Karpfen haben neue Laichgebiete

Und die Fische im Wasser? „Durch das Hochwasser wurden große Teile der Riedwiesen überschwemmt. Diese neu entstandenen Flachwasserzonen sind ideale Laichgebiete für manche Fischarten, wie zum Beispiel Karpfen und Schleien“, sagt Lisa Maier vom NABU-Bodenseezentrum.

Die Hochwasservorhersagezentrale sagt für das Wochenende einen Pegel von weniger als fünf Metern voraus. Unter die Hochwassermarke von 4,80 Metern soll er allerdings nicht fallen.

Der Screenshot der HVZ-Vorhersage für den Bodensee in Konstanz wurde am Freitag um 10.35 Uhr erstellt.
Der Screenshot der HVZ-Vorhersage für den Bodensee in Konstanz wurde am Freitag um 10.35 Uhr erstellt. | Bild: HVZ

„In der kommenden Woche wird der Wasserstand voraussichtlich auf diesem hohen Niveau bleiben. Es wird weiterhin ein nur sehr langsamer Rückgang des Wasserstands erwartet“, sagt Daniel Schulz-Engler von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg.