„Ich habe die Wetterberichte gefunden!“ Hastig schneidet Bene die kalten Prognosen der nächsten Woche aus. So eine Zeitung kann ganz schön groß sein, wenn sie einmal breitflächig auf dem Tisch ausgelegt wird. Im Hausaufgabenraum des Konstanzer Kinderhauses am Salzberg wird sie von den Kindern genauestens unter die Lupe genommen.

Um die Zeitung erst einmal kennenzulernen, schneiden die Kinder an diesem Tag verschiedene Bilder aus. Sie sollen ein Foto von einem berühmten Menschen, einem Tier, einem Ort und einem Sportereignis finden und auf das Aufgabenblatt des Klasse!Kita-Heftes kleben. Erzieherin Simone Fiedler betont: „Es geht darum, das Medium Zeitung als solches kennenzulernen. Es ist heute nicht mehr selbstverständlich, dass die Eltern ein Zeitungsabonnement daheim haben.“

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Mit dem neuen Klasse!Kita-Heft tauchen die Kinder spielerisch in die Welt der Zeitungs- und Medienwelt ein. Die SÜDKURIER Klasse!Redaktion hat dazu fünf unterhaltsame Briefe entwickelt, die die Erzieherinnen und Erzieher den Kindern vorlesen können. In diesen Briefen erzählen die Spatzen Susi und Emil Wissenswertes über die Zeitung und nehmen die Kinder mit auf eine spannende Reise in die Nachrichtenwelt. Zu jedem Brief gibt es Rätsel und Aufgaben zu lösen sowie viele Bastelanleitungen.

In einem Brief geht es darum, den Kindern zu erklären, wie eine Nachricht in die Zeitung kommt und Reporter Timm bei seiner Arbeit zu unterstützen. Der muss nämlich spontan zu einem Verkehrsunfall. Die Kinder sind jetzt gefragt, für ihn einzuspringen und ein Interview zu führen. Durch den spielerischen Umgang mit der Tageszeitung soll die Sprach- und Lesekompetenz der Kinder frühzeitig gefördert werden.

Sahra Wagenknecht hat ein Kind als berühmte Person ausgeschnitten. Neben dem Wetterbericht und dem Elefanten findet so auch die ...
Sahra Wagenknecht hat ein Kind als berühmte Person ausgeschnitten. Neben dem Wetterbericht und dem Elefanten findet so auch die BSW-Spitzenkandidatin ihren Platz auf dem Arbeitsblatt. | Bild: Julian Schlecht

Da das Kinderhaus vom Kultusministerium als Sprach-Kita gefördert wird, hat Simone Fiedler als pädagogische Sprachkraft einen klaren Fokus: „Wir versuchen, die Kinder von Anfang an mit dem geschriebenen Wort zu konfrontieren“. Deshalb seien in der Sprach-Kita auch viele Gegenstände beschriftet: Kinder sollen die Dinge, die sie sehen, auch mit Wörtern bezeichnen können.

Wozu das Ganze?

Durch solche Förderprogramme und Projekte wie Klasse!Kita wird den Kindern Medienkompetenz beigebracht. Wer in der weiterführenden Schule Falschnachrichten entlarven will, profitiert davon, im Kinderhaus schon mal eine Zeitung in der Hand gehabt zu haben. In erster Linie stehe dabei der Inklusionsgedanke im Vordergrund, betont Simone Fiedler. Damit meint sie, dass selbst Vorschüler möglichst früh lesen, Nachrichten verstehen und so an der Gesellschaft teilhaben sollen.

Das sei auch deshalb wichtig, da das Kinderhaus die Gesellschaft im Kleinen abbilde: „Wir haben hier 24 Sprachen unter einem Dach. Die Kinder sollen irgendwann gesellschaftlich partizipieren können“, sagt Simone Fiedler.

Eva und Pia beim Blättern durch die Zeitung: Gerade die farbenfrohen Bilder und die gemalten Karikaturen fallen ihnen besonders in die ...
Eva und Pia beim Blättern durch die Zeitung: Gerade die farbenfrohen Bilder und die gemalten Karikaturen fallen ihnen besonders in die Augen. | Bild: Julian Schlecht

Gerade in Bezug auf den steigenden Handy-Konsum meint Fiedler: „Die Kleinen wachsen heute sowieso mit den Geräten auf. Ein gesunder Umgang ist also enorm wichtig.“ Sie berichtet, dass sie gemeinsam mit den Kindern auch schon an Tablets gearbeitet hat und dadurch Inhalte für deren Portfolio-Ordner erstellen konnte. Die pädagogische Sprachkraft betont: „Es geht darum, Handys und Tablets in die Waage zu anderen Medien zu stellen. Dazu gehören auch Zeitungen und Magazine.“

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Zum Abschluss des Projekttages fällt Jana beim Blättern durch die Zeitung etwas Merkwürdiges auf: Die Gebäude auf einem Bild sehen aus wie die Häuser gegenüber ihrer Kita. Sie hat recht: Ein Bild von den Wohntürmen ist in der Lokalausgabe des SÜDKURIER gedruckt worden. Auch wenn das für Erwachsene nur eine kleine Sache sein mag: Zu merken, dass die eigene Lebensrealität auf einem Zeitungspapier wiederzufinden ist, ist eine spannende Entdeckung für Kinder.