Ihr erstes Smartphone hat sie gerade erst zu Weihnachten kommen, berichtet Elena Ordenes-Schöppl, die die sechste Stufe der Gemeinschaftsschule Gebhard besucht. Ihre Tischnachbarin Marlene Bach hat schon seit zwei Jahren ein eigenes Gerät, sie nutzt es vor allem für Whatsapp. An den meisten anderen Apps und Spielen habe sie aber nur wenig Interesse, sagt sie.

Elena Ordenes-Schöppl (rechts) und ihre Tischnachbarin Marlene Bach arbeiteten konzentriert mit.
Elena Ordenes-Schöppl (rechts) und ihre Tischnachbarin Marlene Bach arbeiteten konzentriert mit. | Bild: Timm Lechler

Die beiden Sechstklässlerinnen folgen gespannt mehreren Schulungs-Einheiten am Medienpräventionstag in der Gemeinschaftsschule Gebhard. Zu Gast ist das Team von Eddilake aus Konstanz, das gemeinsam innovative Lösungen für Medienbildung mitsamt einer eigenen App anbietet. Das junge Startup ist auch Kooperationspartner des SÜDKURIER beim Medienprojekt Klasse!. In mehreren Unterrichtseinheiten geht es um Themen rund um soziale Netzwerke, Cybermobbing und Influencer. Denn die Weiten des Internets bieten viele Gefahren für die jungen Menschen. Das wissen auch Katja Seiter von Eddilake und Lehrer (Coach) Frank Wenzel, die Eltern allerlei Tipps an die Hand geben können.

Was Schulen und Eddilake tun (können)?

An Eddilake sei laut Katja Seiter das Besondere, dass die Schüler „die interaktiven Lernstücke in ihrer digitalen Lebenswelt“ anwenden können. So geht es zum Beispiel nicht um irgendwelche Sachverhalte in den Weiten des Internets, sondern es wird ganz konkret an Alltagsthematiken, wie etwa dem eigenen Klassenchat und damit verbunden Regeln, gearbeitet.

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Wie Coach Frank Wenzel angibt, werde die Medienkompetenz an der Gebhardschule über verschiedene Bausteine geschult. Ganz konkret stehe in der fünften Stufe der Bereich Medienbildung im Lernplan. Zwar gebe es danach in weiteren Klassenstufen kein explizites Fach mehr, allerdings würden die Themen sowohl im Ethik-Unterricht als auch in Informatik erneut angeschnitten.

Für die sechste Stufe habe man auch deshalb den Medienpräventivtag eingerichtet. Eltern würden beispielsweise an einem digitalen Elternabend informiert, bei denen die Coaches auch allerlei Tipps geben, etwa wie die Bildschirmzeit begrenzt werden könne.

Worauf sollten Eltern zu Hause achten?

Laut Katja Seiter ist es wichtig, im Auge zu behalten, was das Kind im Internet und am Smartphone tue. Darüber sollten Familien auch miteinander ins Gespräch gehen und die Eltern sollten selbst einmal die Apps und Spiele, die die Kinder nutzten, ausprobieren. So seien zum Beispiel auch In-App-Käufe und Kostenfallen in Spielen ein Problem, auf das man so aufmerksam werden könnte.

Außerdem sei eine Möglichkeit, eine Mediennutzungszeit und weitere Regeln festzulegen. Etwa, dass das Smartphone beim Essen nichts zu suchen habe und vor dem Einschlafen ebenfalls darauf verzichtet werden sollte. Diese „Regeln“ könne man im Laufe der Zeit und mit zunehmenden Alter auch anpassen.

Frank Wenzel meint ebenfalls, dass die Eltern den Medienkonsum und die Smartphonenutzung zu Hause eng begleiten sollten. Man sollte auch immer wieder einmal kontrollieren, was das Kind am Bildschirm eigentlich genau tue. Das Wichtigste sei, „mit den Kindern zu sprechen und den Medienkonsum auch zu begrenzen“, beispielsweise über eine Stundenbegrenzung.

Das Wichtigste sei, „mit den Kindern zu sprechen und den Medienkonsum auch zu begrenzen“, so Frank Wenzel.
Das Wichtigste sei, „mit den Kindern zu sprechen und den Medienkonsum auch zu begrenzen“, so Frank Wenzel. | Bild: Timm Lechler

Was tun gegen negative Folgen des Internetkonsums?

Besonders wichtig sei es, präventiv tätig zu werden und diese Themen im Vorfeld zu behandeln, so Seiter. „Kommunikation ist das Wichtigste“, meint sie. Man solle immer wieder mit dem Kind ins Gespräch gehen. Auch sei es möglich, sich professionelle Hilfe zu suchen, falls dies nötig sei. Sie stellt außerdem während der Schulungs-Einheit einige Hilfsangebote sowohl für Eltern als auch Kinder vor, beispielsweise die Internetseite www.juuuport.de/.

Negative Folgen könne Frank Wenzel auch gelegentlich im eigenen Unterricht erleben, beispielsweise, wenn die Schüler müde sind, weil sie am Abend zuvor zu lange vor dem Bildschirm saßen. Unter anderem deshalb sei es wichtig, feste Regeln zu erarbeiten und die Schüler für ihr Verhalten im Netz zu sensibilisieren. So gilt in der Schule eigentlich: Das Handy bleibt ausgeschaltet.

Was sind die Probleme, die im Internet gerade für Heranwachsende lauern?

Davon gebe es laut Katja Seiter eine ganze Menge, neben den bereits angesprochenen wie In-App-Käufen und Kostenfallen seien beispielsweise auch pornografische Inhalte immer wieder ein Thema. Darüber hinaus seien mangelnder Datenschutz beziehungsweise die Herausgabe eigener, vertraulicher Daten sowie das Recht am eigenen Bild immer wieder in der Diskussion. Auch der Klassenchat und die dortigen Umgangsformen miteinander müssten genau verhandelt werden.

Katja Seiter von Eddilake führte mit einer Klasse der sechsten Stufe unter anderem einen Workshop zum Thema Cyerbmobbing durch.
Katja Seiter von Eddilake führte mit einer Klasse der sechsten Stufe unter anderem einen Workshop zum Thema Cyerbmobbing durch. | Bild: Timm Lechler

Laut Frank Wenzel komme es neben diesen Problemen beispielsweise aber auch vor, dass Kinder in der Schule ohne Einwilligung fotografiert würden. Gelegentlich würde das auch die Coaches selbst treffen. Große weitere Themen seien außerdem Cybermobbing und Cybergrooming. Bei Letzterem werden junge Menschen von fremden Erwachsenen angeschrieben – oft mit Missbrauchsabsichten.

Was kann man Schülern und Eltern auf den weiteren Weg geben?

Laut Katja Seiter solle man sich stets fragen, welche Technologie, Algorithmen und Designsprache bei den jeweiligen Angeboten genutzt würden – und aus welchem Grund. Den Kindern müsse man bewusst machen, dass sie mit ihrer Zeit und mit ihren Daten bezahlen. Außerdem müsse man sich hinsichtlich der Internetznutzung immer wieder die Frage stellen: „Was macht das mit einem Bewusstsein?“

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Vor allem ist es laut Frank Wenzel wichtig, vorsichtig mit den eigenen Daten, eigenen Postings und Fotos umzugehen. Es sei zudem wichtig, dass Kinder einen „sicheren Hafen“ haben, den sie als Anlaufstelle bei Problemen nutzen könnten – also entweder die eigenen Eltern oder auch die Schule.

Mit der Gebhardschule und ihrem Coach Frank Wenzel haben die beiden Schülerinnen Elena Ordenes-Schöppl und Marlene Bach einen solchen Hafen gefunden. Und nach den Unterrichtseinheiten mit Eddilake sind sie nun bestens informiert und gewappnet für die Gefahren im Internet.