„Da ist ein Bär“, rufen zwölf Sommerschüler durchs Klassenzimmer. Auf der Leinwand vor ihnen wird gerade ein Snowboarder von einem schwarzen Raubtier verfolgt – aber ist das echt? Von „Fake News“ bis hin zu „den Bär gibt es bestimmt“: Die Meinungen gehen weit auseinander, es wird lautstark diskutiert. Mit dem Video startet für sie ein interaktiver Workshop, in dem eine neue digitale Lernübung zum Thema Fake News zum Einsatz kommt, die das Konstanzer Start-Up eddilake in Kooperation mit dem SÜDKURIER entwickelt hat.

Seit Kurzem läuft im Heinrich-Suso-Gymnasium wieder die Konstanzer Sommerschule. 84 Kinder in acht Klassen nehmen an dem Projekt der Stadt teil, um sich auf den Schulstart vorzubereiten. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler individuell in den Kernfächern gefördert werden – und durch das vielfältige Programm auch etwas für das Leben außerhalb der Klassenzimmer lernen.

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Es ist 14.30 Uhr, der Vormittag ist für die Sommerschüler geschafft. Jetzt stehen die Freizeitangebote auf dem Programm: Die Workshops reichen von der Nähwerkstatt über den Ukulelen-Kurs bis hin zum Bewerbungs-Coaching. Bei der roten Gruppe – Schüler aus der 7. Klasse – steht Katja Seiter von eddilake vorne an der Tafel. „Was wisst ihr schon über Fake News?“, möchte sie von den Kindern wissen: Gemeinsam diskutieren sie, was vertrauliche Nachrichten sind und warum überhaupt Falschmeldungen in die Medien kommen.

Auch neue Freundschaften werden geschlossen

Das lockere Format kommt bei den Kindern gut an. „Es ist cool, dass wir hier so viel in Gruppen machen können, dann kann man sich gut helfen“, sagt Lynda. Die 13-jährige Schülerin war schon in den vergangenen Jahren bei der Sommerschule dabei, es habe ihr immer gut gefallen. Neben ihr sitzt Aska, die beiden kennen sich erst zwei Tage, wirken aber jetzt schon wie gute Freundinnen. Ein netter Nebeneffekt der Sommerschule.

„Man lernt hier viele Freunde kennen“, sagt die 14-jährige Aska. Die Schüler sind aus dem gesamten Stadtgebiet: Einige kommen auf Empfehlung von Lehrern oder der Schule, andere melden sich aus eigener Motivation bei dem Förderprojekt an. Im Nachbarraum koordiniert Lena Hommel vom Amt für Bildung und Sport die Abläufe. An der Wand hängt ein bunter Plan mit den Kontakten aller Lehrkräfte. „Es gibt viele Wiederholungstäter“, freut sich Hommel.

Acht Lehrer üben vormittags mit den Kindern in Kleingruppen den Schulstoff, viele sind seit Jahren mit dabei. Daneben sind Lehramtsstudenten von der Uni Konstanz als Unterstützung im Einsatz und können hier erste Praxis-Erfahrungen sammeln. Um die Sommerschule spannend zu gestalten, ist Hommel auf die Suche nach vielfältigen Angeboten gegangen und unter anderem bei eddilake fündig geworden.

Das junge Start-Up bietet mit seiner Lern-App interaktive Schulstunden zur Mediennutzung an. Die Workshops behandeln Themen wie ChatGPT oder den Umgang mit Influencern. „Wir wollen, dass die Kinder sich reflektieren, sie sollen selbst die Vor- und Nachteile der Medien herausarbeiten“, sagt der Mitgründer Felix Duffner. Ab dem nächsten Schuljahr steht das Angebot allen Lehrkräften im Kreis Konstanz kostenlos zur Verfügung. Denn das Thema Medienbildung werde immer wichtiger – viele Lehrkräfte seien aber noch immer überfordert, wie sie es vermitteln sollen.

Gemeinsame Übungen von eddilake und SÜDKURIER

Die beiden Lernübungen „Journalismus“ und „Fake News“ wurden gemeinsam mit dem SÜDKURIER im Rahmen des Medienprojekts Klasse! entwickelt und zum ersten Mal an der Sommerschule angewendet. „Wir wollten unser medienpädagogisches Projekt weiter ins Digitale entwickeln, um näher an der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler zu sein. „Eddilake war der ideale Kooperationspartner“, erzählt Klasse!-Projektleiterin Simone Ise. In der Kooperation konnten beide voneinander profitieren. Eddilake bringt das technische Wissen mit, der SÜDKURIER den inhaltlichen Input aus der Praxis. So erklärt jetzt Chefredakteur Stefan Lutz in der eddilake-App ganz spielerisch, was eigentlich der Presserat macht.

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Zurück ins Klassenzimmer: Gerade haben die Kinder Tablets in die Hand bekommen, sie lernen nun mit der digitalen Lernübung, wie man mit Falschmeldungen umgehen soll und wie man überprüfen kann, ob eine Meldung echt ist. Zum Schluss zeigt ihnen Katja Seiter von eddilake noch ein spezielles Werkzeug: die Bilder-Rückwärtssuche. Findet man ein Bild, kann man es einfach in die Suchmaschine eingeben, und die verrät, woher das Foto ursprünglich kommt. Das ist auch praktisch: „So kann ich ganz einfach mit einem Foto den coolen Schuh meines Freundes im Internet finden“, erklärt Seiter.