Normalerweise entspannt sie sich im Herbst an der Ostsee. Dieses Jahr hat sie die Küste aber gegen die Ufer des Bodensees eingetauscht: Von der Öffentlichkeit unbemerkt hat Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Wohlfühl-Trip auf die Halbinsel Höri nahe der Schweizer Grenze gemacht und dort rund einen halben Tag zugebracht. „Ja, die Kanzlerin war in unserem Haus zu Gast“, sagte Karl Amann, Wirt des Hotel Gasthaus Hirschen in Horn dem SÜDKURIER.

Sie habe am vergangenen Samstag einen schönen Abend in der Gemeinde verbracht, in der „alten Wirtsstube“ des Hirschen gespeist und sei nach einer Übernachtung vor Ort am folgenden Tag nach einem ausgedehnten Frühstück mit dem Ziel Zürich wieder abgereist.

Einladung von Volker Kauder?

Nach Informationen des SÜDKURIER war die Alt-Kanzlerin auf Einladung des CDU-Politikers Volker Kauder auf die Höri gereist. Die Vorbereitungen des Besuchs liefen bereits ab August 2022. Kauder wohnt auf der Halbinsel und besitzt in der benachbarten Höri-Gemeinde Gaienhofen ein Haus.

Das Traditionshaus Hirschen in der Höri-Gemeinde Horn.
Das Traditionshaus Hirschen in der Höri-Gemeinde Horn. | Bild: Marinovic, Laura

Der langjährige Unions-Fraktionschef ist Stammgast im Hirschen und mit der Gastronomie-Größe Amann befreundet. Beim Abendessen anwesend waren neben Kauder auch die ehemalige Bundesbildungsministerin und Merkel-Vertraute Annette Schavan (CDU).

Passanten werden auf Merkel aufmerksam

„Wir hatten an dem Abend volles Haus“, sagte Wirt Amann. Gleichzeitig sei alles „ganz normal“ abgelaufen. Keiner der übrigen Gäste habe sich von der Anwesenheit der prominenten Gäste gestört gefühlt. Kleine Irritationen gab es aber wohl doch. Nach Informationen des SÜDKURIER hat sich die Ex-Kanzlerin im Verlauf des Abends umsetzen müssen.

Ihren zunächst gewählten Platz in der Gaststube direkt an einem Fenster gab sie offenbar auf, nachdem Passanten von außen auf sie aufmerksam geworden waren. Sie habe dann an einer nicht einsehbaren Stelle Platz genommen und weitergespeist, hieß es von informierter Seite.

Höri-Gemüse auf dem Teller

Was genau auf dem Teller der Ex-Kanzlerin gelandet ist, bleibt unklar. Wirt Amann will sich nicht im Detail zum kulinarischen Programm der ehemals mächtigsten Frau der Welt äußern. Nur so viel: Sie habe das Gemüse der Höri sehr genossen, sagt der Gastronom. Das ist ungewöhnlich, denn eigentlich gilt Merkel als Liebhaberin eher deftiger Gerichte wie Königsberger Klopse oder reichhaltiger Eintöpfe.

Als Speise-Begleitung wählte die gebürtige Hamburgerin indes Gehaltvolles – einen Rotwein des Weinguts Rebholz, wie es von gut informierter Seite hieß. Die Weinwahl ist im Wortsinn naheliegend. Denn das eigentlich auf dem Bodanrück ansässige Weingut hat Rebbestände direkt neben dem Gasthaus Hirschen in Gaienhofen.

Das könnte Sie auch interessieren

„Überhaupt nicht abgehoben“

Weniger verschwiegen als beim Thema Verköstigung ist der Hirschen-Wirt bei allgemeinen Einschätzungen zu seinem prominenten Besuch. Ganz und gar unkapriziös sei Frau Merkel. „Ganz, ganz volksnah und überhaupt nicht abgehoben“, sagt der Gastronom. Er habe sie an dem Abend „als ganz normalen Menschen erlebt“.

Klar ist, dass im Punkto Unterbringung für die Ex-Kanzlerin das Beste gerade gut genug war. Um ihr die Schönheit der Region besonders eindrücklich vor Augen zu führen, reservierte man für Merkel die schönste Suite des direkt neben dem Gasthof gelegenen und erst kürzlich errichteten Hotels.

Allerdings legte nach SÜDKURIER-Informationen das Sicherheitsteam – Beamten und Personenschützer des Bundeskriminalamt BKA – sein Veto ein. Der Grund: Die Suite verfügt über eine Feuertreppe. Sie hätte im Extremfall Unbefugten leicht Zutritt zur Ex-Kanzlerinnen-Suite gewährt.

Merkel in der Kuschel-Suite

Am Ende landete Merkel in der sogenannten Kuschel-Suite – einer ebenso exquisiten wie opulenten Räumlichkeit mit Seeblick nach Konstanz und in die Schweiz. Außerdem verfügt die Suite, in der Merkel allein ohne ihren Gatten Joachim Sauer nächtigte, über eine eingebaute Sauna. Auf dem Balkon soll zudem eine Badewanne angebracht sein. Dass die Ex-Kanzlerin sie nutzte, ist angesichts der Temperaturen am vergangen Wochenende unwahrscheinlich.

Zum Abschied: Wein und Schwarzwürste

Geendet sei der Besuch so wie er begonnen hat: In sehr guter, gastlicher Atmosphäre. Wirt Amann sagt, er habe Merkel zum Abschied „eine gute Flasche Wein und zwei Schwarzwürste“ mitgegeben, was bei der bekennenden Mettwurst-Liebhaberin sicher einen Nerv traf.

Merkel sei beeindruckt von der Gastlichkeit auf der Höri gewesen, sagt er. Sie habe versprochen wieder zu kommen. Diesmal aber, wenn die Obstbäume blühen.