Herr Wagner, warum haben Sie sich für die dreijährige Ausbildung zur Bestattungsfachkraft entschieden?

Tom Wagner: Weil ich mit diesem Beruf mehr oder minder aufgewachsen bin. In meiner Heimat, im Brigachtal, haben wir selbst einen familiären Bestattungsbetrieb, den mein Onkel führt. Ich bin damit sozusagen in den Beruf hineingewachsen und habe gesehen, wie vielfältig der Beruf ist. Daher hatte ich Lust dazu, ihn selbst zu ergreifen.

Haben Sie je Berührungsängste empfunden?

Tom Wagner: Anfangs ja, allerdings habe ich bereits im Alter von 14 Jahren angefangen, im familiären Betrieb mitzuhelfen und ab da gab es diese Berührungsängste nicht mehr.

Der Beruf geht über die reine Organisation und Durchführung einer Beerdigung weit hinaus. Was gehört alles zu den Aufgaben?

Tom Wagner: Das ist eine ganze Menge. Eine der Aufgaben ist die Überführung der Toten und ihre Versorgung und wie man einen Sarg auskleidet. Zudem gibt es viel Organisationsarbeit, wie die Beschaffung der notwendigen Dokumente und die damit verbundenen Behördengänge. Man braucht ein umfangreiches Wissen, ebenso im Marketingbereich, wie auch über rechtliche Dinge, über Bestattungsrituale und Hygienevorschriften. Wichtig ist der Umgang mit den Trauernden, die Planung, Organisation und Durchführung einer Trauerfeier und dazu gehören auch die Grabmachertätigkeiten, also ein Grab zu öffnen, ein Grab zu schließen.

Wie kann man sich einen typischen Arbeitstag bei Ihnen vorstellen?

Tom Wagner: Ich war während meiner Ausbildung im Bestattungshaus Homburger im technischen Dienst eingesetzt. Morgens gibt es immer erst eine Besprechung und die Fragen: Wer macht was? Und dann ist es in der Tat so, dass jeder Tag anders aussieht, eben weil es so viele unterschiedliche Tätigkeiten gibt.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Tom Wagner: Genau das, nämlich dass dieser Beruf enorm viel Abwechselung mit sich bringt, man ständig dazulernt und man mit vielen Menschen in Kontakt kommt, auf die man sich stets neu einstellen muss.

Gibt es Situationen, in denen Sie sich überfordert fühlen?

Tom Wagner: Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht wenn Angehörige etwas fragen, worauf ich während der Ausbildung noch keine fachliche Antwort wusste. Ja, oder auch wenn Angehörige etwas fragen, was so emotional ist, dass es schwierig ist, die richtigen Worte zu finden.

Welche Voraussetzungen braucht es für Ihren Beruf?

Tom Wagner: Ich denke, es kommt einem Zugute, wenn man ein relatives ruhiges Gemüt hat, verständnisvoll ist – gerade im Umgang mit den Trauernden. Es braucht auch psychische Stabilität und man sollte ebenso körperlich fit sein wie auch geistig. Gerade dann, wenn es viele Aufgaben auf einmal gibt, kann es wirklich sehr anstrengend sein.

Wie sieht es mit Grundkenntnissen der Weltreligion und deren Bestattungsrituale aus? Wird das in der Berufsschule gelehrt?

Tom Wagner: Ja, in der Tat ist das ein ganz großes Thema. Wie Menschen unterschiedlicher Kulturen bestattet werden, davon gibt es eine Vielzahl von Varianten. Und das lernen wir während der Ausbildung sehr detailliert.

Was wird nach der dreijährigen Ausbildung in der Prüfung gefordert?

Tom Wagner: Es gibt zunächst eine Theorieprüfung und dann einen praktischen Teil, in dem wir einen Geschäftsbrief schreiben. Zudem wird ein Trauergespräch mit den Prüfern simuliert und es findet dann noch ein 20-minütiges Fachgespräch statt, bei dem jegliche Themen abgefragt werden können. Und dann werden wir noch mal in einem praktischen Teil geprüft, in dem es unterschiedliche Optionen gibt.

Auch eine Leiche vorzubereiten?

Tom Wagner: Ja, das kann durchaus sein. Es kann die hygienische Versorgung abgefragt werden, die Abholung eines Verstorbenen, oder auch wie man ein Grab öffnet oder einen Zinksarg verlötet, der für eine Auslandsüberführung notwendig ist. Oder die Sterbefallnachbereitung, mit allen Formalitäten oder das Formulieren von Traueranzeigen.

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Wie sind die Verdienstmöglichkeiten?

Tom Wagner: Die sind durchaus nicht schlecht, sind jedoch je nach Region, in der man arbeitet, unterschiedlich. Ich würde sagen, sie liegt gut im deutschen Durchschnitt.

Wie reagieren eigentlich Menschen, wenn Sie erzählen, was Sie beruflich machen? Und gibt es vielleicht bei der Partnerwahl Vorbehalte?

Tom Wagner: Meine Freundin sagt gar nichts zu meinem Beruf, für sie ist das ein Beruf wie jeder andere auch. Aber wenn ich auf Partys bin, oder irgendwo mit fremden Menschen ins Gespräch komme und es sich ergibt, dass wir über unsere Berufe sprechen, dann reagieren Menschen schon sehr neugierig und stellen extrem viele Fragen.

Welche Aufstiegschancen gibt es und was ist Ihr Ziel?

Tom Wagner: Es gibt Fortbildungsmöglichkeiten, unter anderem zum „Geprüften Bestatter“, „Bestattermeister“ oder auch spezialisierte Lehrgänge zu Themen. Ich werde in den familiären Betrieb zurückkehren und möchte auf jeden Fall noch meinen Meister machen.