Herr Wick, Sie haben einen seltenen Beruf ergriffen. Was hat Sie dazu bewogen?

Volker Wick: Das war ein Zufall. Dass ich auf jeden Fall beruflich etwas „mit den Händen“ machen wollte, war klar. Eigentlich wollte ich in den Gartenbau. Jedoch erzählte mir mein Lehrer, dass das Musikhaus Lüttke in Volkertshausen einen Auszubildenden für Blechblasinstrumente suche. So habe ich dort meine Ausbildung angefangen. Jedoch habe relativ schnell auf Holzblasinstrumente gewechselt.

Warum?

Volker Wick: Die Arbeit ist feiner, diffiziler und liegt mir mehr.

Sie üben den Beruf nun seit über 20 Jahren aus. Wie hat sich die Branche im Laufe der Jahre verändert?

Volker Wick: Gerade im Holzbereich ist der Bau der Instrumente sehr aufwändig und teuer. Es gibt deutschlandweit nicht mehr viele Anbieter, die Holzblasinstrumente mit dem Label „Made in Germany“ anbieten. Und diese Instrumente liegen dann im eher hochpreisigen Segment. Und – das muss man auch dazusagen – bei den Herstellern, die Instrumente im unteren und mittleren Preissegment anbieten, werden die Instrumente nur teilweise in Handarbeit hergestellt. Der größte Teil der Produktion läuft in Fließbandarbeit und große Maschinen. Hauptsächlich kommen die Instrumente mittlerweile aus Fernost, wie beispielsweise die von Yamaha oder Jupiter.

Ist das der Grund, warum Sie sich auf die Reparatur der Instrumente konzentrieren?

Volker Wick: Ja. Mich mit dem Beruf selbständig zu machen, war nicht leicht, denn man muss sich erst einmal einen Namen machen. Ich habe es aber bis heute noch keine Sekunde bereut, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe.

Arbeiten Sie auf regionaler Ebene mit Vereinen oder Orchestern zusammen?

Volker Wick: Zu meinen Kunden zählen ebenso Privatpersonen, wie auch Musikschulen und Musikvereine. Hinzu kommen mittlerweile deutschlandweite Aufträge, gerade von Musikhäusern ohne eigene Werkstatt, die die Instrumente zu mir einschicken.

Gibt es ein funktionierendes Netzwerk für überregionale Anfragen?

Volker Wick: Ich habe bisher noch kein wirklich nutzbringendes Netzwerk gefunden. (lacht). Beruflich Fuß zu fassen, war in der Tat nicht leicht. Zwar habe ich Unterstützung von meinem Ausbildungsbetrieb erhalten, aber es war klar, dass es Zeit brauchen würde, einen Bekanntheitsgrad zu erreichen. Es lohnt sich, gute Arbeit zu machen, zuverlässig zu sein, denn dann läuft alles Weitere über Empfehlungen, über Mund-zu-Mund-Propaganda. Das ist die beste und ehrlichste Werbung.

Sie sind in der Region fest verwurzelt.

Volker Wick: Ich bin in Singen geboren, in Beuren an der Aach aufgewachsen und lebe nun schon lange in Hilzingen – das ist ebenso privat wie beruflich ein toller Wohnort.

Sie spielen selbst ein Instrument?

Volker Wick: Ja, ich habe als Kind Posaune gelernt und habe dann noch während meiner Ausbildungszeit zusätzlich Unterricht auf der Klarinette genommen. Die zu reparierenden Instrumente sollte man nämlich zumindest anspielen können und gewisse Grundkenntnisse besitzen.

Damit man sein Instrument nicht „verstimmt“, sollte es gepflegt und sorgsam behandelt werden. Was sind die größten Fehler?

Volker Wick: Holzblasinstrumente reagieren empfindlich auf große Temperaturunterschiede, wenn sie zum Beispiel bei Kälte draußen bespielt werden. Man sollte generell darauf achten, sie nicht feucht in den Koffer zurückzulegen. Unabhängig davon unterliegen sie dem normalen Alterungs- und Abnutzungsprozess, und die Polsterung aus Filz oder Leder muss einfach irgendwann erneuert werden.

Für Klarinetten und Oboen nimmt man hauptsächlich Tropenholz, wie Grenadill. „Die schwarze Farbe ist im Übrigen nicht durch Einfärben ...
Für Klarinetten und Oboen nimmt man hauptsächlich Tropenholz, wie Grenadill. „Die schwarze Farbe ist im Übrigen nicht durch Einfärben entstanden, sondern der natürliche Farbton des Holzes“, weiß Instrumentenbauer Volker Wick. | Bild: Badische Zeitung (BZ)

Welche Rolle spielt das Holz – und wie wählen Sie das Richtige aus?

Volker Wick: Das ist sehr unterschiedlich. Für Klarinetten und Oboen nimmt man hauptsächlich Tropenholz, wie Grenadill, Buchsbaum und Ebenholz, weil es von der Struktur her sehr dicht ist. Die schwarze Farbe ist im Übrigen nicht durch Einfärben entstanden, sondern der natürliche Farbton des Holzes. Für tiefe Holzblasinstrumente wie Fagotte oder tiefe Klarinetten werden oft Palisander, Ahorn oder Bergahorn gewählt.

Viele wundern sich, dass die Querflöte zu den Holzblasinstrumenten zählt.

Volker Wick: Richtig, obwohl sie aus Metall gefertigt ist, geht die Zuordnung auf die Vergangenheit zurück, in der der Korpus der Querflöte noch aus Holz gefertigt wurde.

Wie hat sich Ihr Beruf im Laufe der Jahre verändert?

Volker Wick: Mein Gesellenstück war eine Klarinette. Ich musste planen, vorbereiten, das Material aussuchen. Ich erinnere mich daran, die gusseisernen Klappen zu schleifen und löten – und das alles in Handarbeit. Ein so hergestelltes Instrument ist fast unbezahlbar. Die schulische Ausbildung ist immer noch sehr auf den Neubau und eher weniger auf die Reparatur von Holzblasinstrumenten ausgerichtet, handwerklich, also seitens des Werkzeugs und der Verfahrensweise, ist im Prinzip alles gleichgeblieben. Das Fertigen von Holzblasinstrumenten ist ein durch und durch traditionell verankertes Handwerk.

Das könnte Sie auch interessieren

Gibt es eigentlich genügend Nachwuchs für diesen Beruf?

Volker Wick: Das kann ich mit einem ganz klaren Nein beantworten! Es ist schon ein sehr spezieller Beruf, den man mit viel Freude und Idealismus ergreifen und ausüben muss, denn – ganz ehrlich – furchtbar reich wird man damit nicht. Man sollte, wenn man die Ausbildung anfängt, selbst ein Instrument spielen können und damit schränkt sich der Kreis der potenziellen Azubis schon einmal ein. Und die dreijährige Ausbildung ist mit viel Aufwand und Kosten verbunden, denn es gibt für ganz Deutschland – außer für Bayern und den sogenannten Musikwinkel in Sachsen – nur eine einzige Berufsschule für dieses Handwerk, in Ludwigsburg. Dort findet dann der sechs- bis achtwöchige Blockunterricht statt.

Wo haben Sie dann gewohnt und wie haben Sie das finanziert?

Volker Wick: Es gab ein Wohnheim, in dem ich relativ günstig wohnen konnte. Ohne die finanzielle Unterstützung meiner Eltern hätte ich das allein von meiner Ausbildungsvergütung nicht stemmen können. Deshalb muss man diesen Beruf wirklich aus einer Überzeugung heraus ergreifen.

Gerade weil Ihr Beruf so selten ist: Gibt es Kunden, vielleicht Kinder, die Ihnen gerne mal bei Ihrer Arbeit über die Schulter schauen möchten?

Volker Wick: Ja, das passiert – selten, aber es kommt schon mal vor und ich habe keine Berührungsängste. Meine Werkstatt ist offen, wenn man sie betritt, läuft man mir praktisch direkt in die Arme, hat einen freien Blick auf die Werkzeuge und Maschinen und wen es interessiert, der darf mir auch durchaus mal bei der Arbeit zusehen.