Die Sensation ist ausgeblieben: Der neue Oberbürgermeister von Stuttgart heißt Frank Nopper. Knapper als von vielen erwartet, aber doch mit einem passablen Vorsprung hat der Wahlsieger des ersten Durchgangs auch die Neuwahl für sich entschieden und seinen schärfsten Konkurrenten, den 30-jährigen Marian Schreier, hinter sich gelassen.

Die Stuttgarter haben sich mit dem 59-jährigen Oberbürgermeister von Backnang für den Kandidaten entschieden, von dem am wenigsten Überraschungen zu erwarten sind. Nopper hat langjährige Erfahrung mit einer größeren Stadtverwaltung aus der Region Stuttgart.

Der Sieger hat seine Ziele klar formuliert

Im Wahlkampf hat er klargemacht, wofür er steht: Er will die Wirtschaft stärken und das Auto nicht weiter zurückdrängen im Verteilungskampf um den knappen öffentlichen Raum. Zudem wird er in das Amt wieder mit einer Bürgernähe füllen, die die Stuttgarter in den vergangenen acht Jahren an ihrem Rathauschef schmerzlich vermisst haben.

Leicht wird es für Nopper freilich nicht. Neben dem Corona-Krisenmanagement, das vom ersten Tag an vollen Einsatz fordern wird, muss dringend die Stadtverwaltung leistungsfähiger und effizienter werden – das zumindest liegt in der Macht des Verwaltungschefs.

Kampf um Mehrheiten im Gemeinderat

Schwieriger wird es, im Gemeinderat Mehrheiten für Zukunftsprojekte zu zimmern. Mit dem starken Mandat für den OB-Kandidaten und SÖS/Linke-Fraktionschef Hannes Rockenbauch, der mit über 17 Prozent sein Ergebnis aus dem ersten Wahlgang sogar noch verbessern konnte, hat Nopper nun einen gestärkten Gegenspieler vor der Nase, hinter dem sich die Mehrheit links der Mitte versammeln kann.

Wegweisende Beschlüsse wie der autofreie City-Ring oder der Radentscheid werden sich kaum zurückdrehen lassen. Im schlimmsten Fall hieße das für Stuttgart acht Jahre Gezerre und Stillstand.

Sieht Marian Schreier seine Zukunft weiterhin in Tengen?

Weit mehr als einen Achtungserfolg aber hat Marian Schreier erzielt. Er hat sein Ergebnis von 15 auf über 36 Prozent mehr als verdoppelt, in den Innenstadtbezirken lag er sogar vorn. Das hätte vor einem Jahr, als Schreier seine Kandidatur ankündigte, wohl kaum jemand unterschrieben.

Und es zeigt, was für einen jungen Kandidaten auch ohne Parteiunterstützung möglich ist, wenn Persönlichkeit, Programm und Kampagne stimmen. Die Tage von Marian Schreier als Rathauschef in Tengen dürften so oder so gezählt sein. Schreier will gestalten – die Bewerber dürften Schlange stehen.