Update Sonntag, 13. März: Die Mission der Radolfzeller Freiwilligen ist beendet, die Busse zurück am Bodensee. SÜDKURIER-Reporter Marcel Jud hat die Fahrt begleitet und regelmäßig davon berichtet. Wie die Reise lief, können Sie hier nachlesen.
Zwei mit Hilfsgütern voll geladene Reisebusse und ein Sprinter werden am Donnerstag vom Bodensee aus Richtung Osten starten. Ziel ist die polnische Stadt Przemysl in der Nähe der Grenze zur Ukraine. Dort warten Stand heute rund 90 ukrainische Flüchtlinge darauf, von den Bussen aufgenommen und mit nach Radolfzell gebracht zu werden. „Pro Bus werden es mindestens 40 sein“, erklärt Anna Kögel dem SÜDKURIER am Mittwoch.
Kögel hat gemeinsam mit ihrer Schwester und anderen Freiwilligen die Hilfsaktion organisiert, für die das Familienunternehmen Kögel Touristik die Reisebusse stellt. In den Bussen sowie einem Sprinter werden die gesammelten Hilfsgüter nach Polen gebracht, wo sie von einer Hilfsorganisation in Empfang genommen und weiter in die Ukraine transportiert werden.
Zahlreiche Spenden eingegangen
Die Resonanz auf den Spendenaufruf der Freiwilligen sei überwältigend gewesen, so Anna Kögel am Mittwochmorgen: „Die Reisebusse und den Sprinter kriegen wir auf jeden Fall voll. Wenn noch arg viel dazu kommt, haben wir noch Anhänger.“ Zudem seien großzügige Geldspenden eingegangen, die ebenfalls vollumfänglich an bedürftige Menschen aus der Ukraine gingen.
Anna Kögel sowie weitere Busfahrer und Freiwillige begleiten den Transport, der am Donnerstagnachmittag ab Radolfzell Richtung Polen starten und am Sonntagmorgen mit Flüchtlingen zurückkommen soll. Die Geflüchteten werden direkt nach Radolfzell zum Milchwerk gebracht, wie Julia Theile, Referentin des Radolfzeller Oberbürgermeisters, dem SÜDKURIER bestätigt.
Geflüchtete sollen primär privat unterkommen
Stand Mittwochmittag gehe man derzeit von circa 90 Menschen aus, die am Sonntagmorgen von städtischen Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern empfangen werden, so Theile weiter. Im Radolfzeller Milchwerk erhielten sie eine warme Mahlzeit und würden von mehreren Ärzten medizinisch versorgt sowie auf das Coronavirus getestet.
Und was geschieht nach der Erstversorgung? Die Stadt bemühe sich darum, den Geflüchteten private Wohnungen zu vermitteln, erklärt OB-Referentin Theile. „Wir haben dazu ein Bürgertelefon eingerichtet und eine unglaubliche Hilfsbereitschaft erfahren: Es wurden sehr viele Angebote gemacht, nicht nur zu einzelnen Zimmern für Geflüchtete, sondern für ganze Wohnungen oder gar Häuser.“
Daneben würden Räume des Milchwerks als Ausweichunterkunft vorbereitet, sollte nicht genügend privater Wohnraum zur Verfügung stehen. Parallel richte die Verwaltung zudem die städtischen Mehrzweckhallen entsprechend her. Auch für den Fall, dass noch mehr Menschen kommen, denn aktuell verändere sich die Lage laufend, so Theile: „Anfang der Woche sind wir noch davon ausgegangen, dass ein Bus mit Geflüchteten nach Radolfzell kommt, jetzt sind es zwei.“
Flüchtlinge müssen nicht in eine Erstaufnahmestelle
Zunächst sei geplant gewesen, in einem Bus Flüchtlinge mitzunehmen, die dann in Stockach untergebracht worden wären, erklärt Anna Kögel. Doch diese hätten es nach aktuellem Kenntnisstand nicht aus der Ukraine herausgeschafft, weshalb jetzt voraussichtlich andere Flüchtlinge mitreisen, die nach Radolfzell gebracht werden.
Zudem waren die Helfer davon ausgegangen, dass sie erst die Landeserstaufnahmestelle in Sigmaringen ansteuern müssen, damit die Flüchtlinge dort versorgt und registriert werden. Das könne jedoch auch kommunal erfolgen, wie OB-Referentin Theile erklärt. Wegen der Registrierung befände man sich noch in Abstimmung mit Sigmaringen. Stand Mittwochmorgen seien bereits 40 Personen aus der Ukraine in Radolfzell angekommen, die bei Freunden oder Verwandten wohnten.