Während in der Ukraine der Krieg weiter tobt und das Leiden der Bevölkerung zunimmt, wird in Radolfzell eine weitere private Hilfsaktion auf die Beine gestellt. Mit zwei Reisebussen wollen Freiwillige in der kommenden Woche nach Polen in die Nähe der ukrainischen Grenze fahren, dort bei einer Flüchtlingsaufnahmestelle Hilfsgüter abgeben und auf dem Rückweg bis zu 100 Flüchtlinge mit nach Deutschland bringen.

Sechs Fahrer sind etwa 20 Stunden unterwegs

Die Idee sei zunächst innerhalb einer Freundesgruppe entstanden, berichtet Mitorganisatorin Laura Gamper: Man habe nach den Geschehnissen in der Ukraine den Entschluss gefasst, helfen zu wollen. Sie und ihre Schwester Anna Kögel seien daraufhin auf ihren Vater zugegangen, den Inhaber von Kögel Touristik. Sie hätten ihn gefragt, ob er zwei seiner Busse für die Aktion zur Verfügung stellen könnte. Er stimmte zu – und nun wollen sich sechs Fahrer, darunter vier Fahrer von Kögel Touristik und Anna Kögel, am kommenden Freitag auf den Weg machen.

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Sie müssen sich abwechseln, denn die Fahrt ist lang: „Wir schätzen, dass wir mit Pausen 20 Stunden brauchen“, sagt Laura Gamper. In einem Begleitfahrzeug fahren zudem weitere Helfer mit, um vor der Ankunft der Busse zum Beispiel schon einmal abklären zu können, wo diese parken können.

Flüchtlinge werden nicht direkt nach Radolfzell gebracht

„Wir haben dort schon Kontakte geknüpft“, erzählt Gamper über das Ziel in Polen. Dies sei über die Stadt Paderborn zustande gekommen, in deren Partnerstadt sich die Flüchtlingsaufnahmestelle befindet. Über einen polnischen Fahrer sowie eine ukrainische Helferin sei es zudem möglich, sich vor Ort zu verständigen.

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Mit den Bussen wollen die Helfer die ukrainischen Flüchtlinge allerdings nicht direkt nach Radolfzell bringen, sondern voraussichtlich erst einmal zur Landeserstaufnahmestelle in Sigmaringen, damit sie dort versorgt und registriert werden können. Später würden ukrainische Flüchtlinge dann aber noch von Sigmaringen aus weiter an die Kommunen verteilt werden. Allerdings habe sich der Stockacher Bürgermeister Rainer Stolz bereits gemeldet, berichtet Laura Gamper, und angeboten, die Insassen eines Busses direkt in Stockach unterzubringen.

Was wo gespendet werden kann

Sachspenden nimmt das Team ausschließlich am heutigen Samstag von 10 bis 13 Uhr sowie vom kommenden Montag bis Mittwoch je von 15 bis 18 Uhr am Betriebshof von Kögel Touristik in der Herrenlandstraße 66 entgegen. Wie Laura Gamper betont, werden zudem nur Hygieneartikel, Medikamente, Verbandsmaterial, Schlafsäcke, Decken, Kerzen, Powerbanks, Streichhölzer, Feuerzeuge, Konservendosen und Tütensuppen angenommen. „Wir haben einen begrenzten Platz in den Bussen und sind mit den Organisationen im Austausch, was gebraucht wird“, erklärt Gamper.

Wie viele Spenden bei den Helfern eingehen werden, das wird sich im Laufe der nächsten Tage zeigen. Schon jetzt gebe es aber Rückmeldungen auf die Aktion aus dem ganzen Landkreis, berichtet Laura Gamper. Zudem habe zum Beispiel die Stadt Radolfzell finanzielle Hilfe angeboten und unter anderem das Rote Kreuz Decken zur Verfügung gestellt. Spenden, die nicht in die zwei Busse passen, wollen die Helfer den Maltesern geben, diese würden die Hilfsgüter dann verteilen.

Keine Spendenannahme mehr in Markelfingen

Wie groß die Hilfsbereitschaft der Radolfzeller Bürger und Menschen aus der ganzen Region ist, zeigt sich unterdessen am Sportheim in Markelfingen, wo seit Dienstag ebenfalls eine Sammelaktion für die Ukraine läuft: Nachdem Organisator Marc Scholter zunächst über die sozialen Medien verkündet hatte, dass keine Kleidung mehr abgegeben werden solle, gibt er nun bekannt, dass aus Kapazitätsgründen erst einmal gar keine Hilfsgüter angenommen werden können: „Wir sind komplett überlastet.“ Die Hilfsbereitschaft sei gigantisch. Dafür und für den Einsatz der freiwilligen Helfer bedankt er sich.