Das Impfangebot ist inzwischen breit und seit 8. Februar noch ein bisschen breiter. Neben Impfstützpunkten, Hausärzten und Impfaktionen durch mobile Impfteams sollen nun auch Apotheken zu Anlaufstellen für Impfwillige sein. Doch noch beteiligen sich kaum Apotheker an der Impfkampagne.

Nach Angaben der Landesapothekenkammer haben sich bislang 52 Apotheken registriert. „Es kommen täglich Apotheken hinzu“, erklärt Sprecherin Katina Lindmayer: „Wir gehen davon aus, dass sich in der nächsten Zeit noch einige Apotheken mit einem Impfangebot registrieren.“

Die zögerliche Beteilung könnte aber auch mit den Bedingungen zusammenhängen, die Apotheken erfüllen müssen, um teilzunehmen. Apotheken, die Impfungen anbieten wollen, müssen zudem einige Voraussetzungen erfüllen. So müssen separate Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, das Personal muss speziell dafür geschult sein und Notfallhilfe leisten können, die Apotheken müssen eine Haftpflichtversicherung haben. Damit die Impfungen registriert werden können, braucht es eine Schnittstelle zum Robert-Koch-Institut.

Zudem ist unklar, ob die Apotheken dauerhaft Impfungen anbieten sollen. „Das ist eine Entscheidung, die der Bund in seinen entsprechenden Verordnungen fassen muss“, sagt Markus Jox, Sprecher des Sozialministeriums in Stuttgart, dem SÜDKURIER auf Anfrage. „Wir setzen aber auf möglichst vielfältige, niederschwellige Impfangebote“, ergänzt der Sprecher. Dazu gehörten neben den Haus- und Betriebsärzten auch Apotheken, aber auch Zahn- und Tierärzte. Sozialminister Manfred Lucha hatte sich dafür ausgesprochen, Impfungen auch bei diesen Ärzten zu ermöglichen.

Zunächst stehen nun die Apotheken in den Startlöchern. Auf dem Portal des Deutschen Apothekerverbands können teilnehmende Apotheken abgerufen werden.

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Vorbereitung für die nächste Welle?

Eine davon ist die Konstanzer Tiergarten-Apotheke. Inhaber Daniel Hölzle sagt: „Wir werden erst einmal noch keine Impfungen an bieten, weil aktuell keine Nachfrage da ist. Das Einzige, das aufkommen könnte, ist die vierte Impfung für die ganz vulnerablen Gruppen. Aber auch die Hausarztpraxen impfen nur noch minimal, weil nur wenige noch eine Impfung benötigen. Dass die Apotheken impfen, ist im Moment also gar nicht geboten.“

Für Hölzle gehe es vielmehr darum, „die Voraussetzungen zu schaffen, wenn die Impfstellen wieder abgebaut werden. Wir sind als Apotheke nicht die primär Impfenden, aber können eine Ergänzung sein“, erklärt der Apotheker. Hölzle geht davon aus, dass das im Herbst nötig werden könnte, wenn die Impfstationen abgebaut werden.

Daniel Hölzle, Inhaber der Tiergarten-Apotheke in Konstanz, sieht aktuell keinen Bedarf, zu impfen. Den Aufbau der Infrastruktur hält er ...
Daniel Hölzle, Inhaber der Tiergarten-Apotheke in Konstanz, sieht aktuell keinen Bedarf, zu impfen. Den Aufbau der Infrastruktur hält er aber mittelfristig für wichtig – um im Herbst für eine mögliche weitere Welle gewappnet zu sein. | Bild: Timm Lechler

Er selbst könne noch nicht sagen, wann er Impfungen anbiete. Derzeit sei das wegen Personalausfällen nicht möglich, zudem sei schon der Bedarf bei Hausarztpraxen auf zehn bis 15 Prozent im Vergleich zu den Hochzeiten der Bestellungen gesunken. „Bei dem Niveau der Bestellungen von Hausärzten macht es aber mehr Sinn, wenn die Ärzte ihre Impftermine auslasten, als dass die Apotheken zusteigen“, erklärt Hölzle.

Ist das auch bei anderen Apotheken im Kreis Konstanz so? Nicht unbedingt – bei der Konstanzer Suso-Apotheke plant man erste Termine und hat auch bereits Reservierungen entgegengenommen. Für die Radolfzeller Scheffel-Apotheke sagt Inhaber Michael Dohm: Die Mitarbeiter machten zwar die nötigen Schulungen, aber für Impfungen sehe er derzeit keinen Bedarf. Diese würden erst geplant, wenn die Ärzte um Hilfe bitten.

Langfristige Struktur für Impfungen

Im Register ist auch die Vetter-Apotheke in Stockach gelistet. Inhaber Michael Vetter sagt dem SÜDKURIER: „Wir sind gerüstet, wir können ab jetzt impfen.“ Auf seiner Webseite kann man Termine buchen: „Wir versuchen, genügend Impfungen zusammenzubekommen“, sagt Vetter, damit keine Impfdosen weggeworfen werden müssten. „Wenn wir nicht genug Anmeldungen haben, werden wir die Termine bündeln“, kündigte Vetter an.

Michael B. Vetter vor seiner Apotheke in Stockach – er bietet ab 9. Februar Impfungen an. Termine können online gebucht werden.
Michael B. Vetter vor seiner Apotheke in Stockach – er bietet ab 9. Februar Impfungen an. Termine können online gebucht werden. | Bild: Claudia Ladwig

Derzeit sieht aber auch er keinen großen Impfbedarf in den Apotheken: „Aber man möchte eine Struktur aufbauen, die permanent da ist.“ Impfstützpunkte seien teuer und müssten über kurz oder lang abgebaut werden. „Die Apotheke ist niederschwellig zugänglich, wir haben fast 60 Stunden geöffnet pro Woche, eine Arztpraxis in der Regel nur 20 Stunden.“

Den Bedarf sieht Vetter durchaus: Nicht nur durch die Stiko-Empfehlung für eine zweite Boosterimpfung, sondern auch wegen der zweiten Generation der Impfstoffe, die Ende Mai auf den Markt kommen könnten. Ende Februar komme aber der Novavax-Impfstoff, so Vetter. „Da gibt es etliche Menschen, die darauf gewartet haben, die wollen flink geimpft werden“, glaubt er. „Der Bedarf ist da und die Apotheken decken das gut ab“, so der Apotheker. „Impfen gehört weltweit zum Berufsbild der Apotheker. Das wird zwangsläufig hier in Deutschland auch so werden“, fügt Vetter hinzu.