Flugverbote, heftige Turbulenzen, Produktionsmängel – der US-Flugzeugbauer Boeing steckt seit Jahren in der Krise und machte auch zuletzt wieder mit einer Pannenserie auf sich aufmerksam, etwa bei seinem großen Passagierflugzeug Boeing 787. Die Konstanzer Firma 8Tree hilft, diese Qualitätsprobleme zu lösen. Doch wie genau schafft sie das?
Konstanzer Firma hat besonderes Produkt
„Das ist eine tolle Geschichte und wir sind ein bisschen stolz“, sagt Leonard Buck, Marketingleiter bei 8Tree. Das Konstanzer Unternehmen stelle einen 3D-Scanner her, der kleinste Unebenheiten auf Oberflächen messen und an der entsprechenden Stelle grafisch anzeigen kann.
„Damit haben wir eine Nische gefunden“, erklärt Erik Klaas, der das Unternehmen vor zwölf Jahren in Daisendorf im Bodenseekreis gegründet hat und damit später nach Konstanz umgezogen ist. Eingesetzt werde das Produkt zum Beispiel an Flugzeugwänden wie denen des bekannten Boeing-Langstreckenflugzeugs 787-Dreamliner.

Dass die schon länger andauernde Zusammenarbeit mit dem Weltkonzern Boeing nun öffentlich gemacht werden darf, hänge mit dem wachsenden Druck auf den Flugzeugbauer durch die Pannenserie und die Vorwürfe ehemaliger Mitarbeiter zusammen, wie Klaas erklärt.
Im April waren Vorwürfe früherer Beschäftigter von Boeing bekannt geworden, das Unternehmen habe in der Vergangenheit Produktionsfehler der 787 ignoriert und beispielsweise zu große Lücken zwischen den ineinander gefügten Rumpfteilen der Flugzeuge nicht angemessen korrigiert, was die Lebenserwartung der Maschinen verkürzen könnte.
Boeing wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass es keine Sicherheitsprobleme bei den bereits im Einsatz befindlichen Flugzeugen gebe. Im Zuge dessen machte das Unternehmen auch bekannt, dass das Gerät von 8Tree ihnen inzwischen dabei helfe, die Verbindungsstellen zu überprüfen.
So sorgt 8Tree für mehr Sicherheit
Wie funktioniert das genau? Der 3D-Scanner „dentCHECK“ könne kleinste Höhenunterschiede an den Verbindungsstellen zwischen den Rumpfsektionen messen und anzeigen, wie Klaas erklärt. Dabei zeige der Scanner auch an, wie groß diese Höhenunterschiede sind.
Zur Veranschaulichung demonstriert Leonard Buck, wie der dentCHECK auf Knopfdruck einen ausgewählten Bereich scannt und anschließend die gemessenen Unebenheiten farbig anzeigt.
Mithilfe dieser Informationen können die Mitarbeiter die überstehenden Stellen direkt abschleifen, sodass die Rumpfteile der Boeing-Flugzeuge gut ineinander passen und keine Lücken entstehen. Das sei sehr wichtig für die Sicherheit der Flugzeuge, macht Klaas deutlich. Denn durch die Lücken können Spannungen entstehen, die im schlimmsten Fall zu Rissen im Flugzeug führen können.
Dellen sind bei Flugzeugen keine kosmetischen Probleme
Aber nicht nur bei Boeing komme das Produkt zum Einsatz, um Fliegen sicherer zu machen, so Buck. Ihr Produkt werde auch von Wartungsbetrieben oder Airlines genutzt. „Der größte Kunde ist Airbus“, sagt der Marketingleiter.
Bei den Airlines und in den Wartungsbetrieben werde ihr Gerät vor allem beim Messen von Dellen in der Flugzeugwand eingesetzt. Diese entstehen durch Hagel, Vogelschlag oder den Zusammenstoß von Fahrzeugen mit Flugzeugen und können sehr gefährlich sein. „Das sind Sicherheitsprobleme und nicht wie bei Autos oft nur kosmetische Probleme“, macht Klaas deutlich. Die Dellen können ebenso wie die zu großen Lücken bei den Rumpfsektionen zu Rissen und schlimmstenfalls zum Druckverlust im Flugzeug führen.
Normalerweise werden Flugzeuge mit der Hand abgetastet
„Die Luftfahrt ist extrem hart reguliert“, betont Buck und Klaas ergänzt: „Die Standards gelten überall auf der Welt.“ Dennoch sei die Dellenmessung ohne ihren 3D-Scanner als Inspektionsgerät oft sehr subjektiv: Normalerweise tasten die Mitarbeiter die Flugzeugwände mit der Hand ab und legen bei einer möglichen Unebenheit ein Lineal an die Stelle.

Mit einer Taschenlampe werde dann geprüft, ob an der Stelle unter dem Lineal Licht durchscheine und somit eine Delle vorliegt, erklärt Klaas. Mit ihrem Gerät sei die Messung hingegen objektiv und damit sicherer. „Unser Wunsch ist sicheres Fliegen und dazu können wir beitragen“, sagt Buck.