Das sind die Sieger in den Kommunen der Region

In der Fläche bleibt die Region konservativ

In nahezu allen Gemeinden haben unabhängige Listen – wie etwa die Freien Wähler – oder CDU die Wahl für sich entschieden. Von 113 Kommunen im Verbreitungsgebiet des SÜDKURIER gehen 111 an einer der beiden Gruppierungen. Ein Trend, der sich zumindest für die CDU bei der Europawahl in Deutschland bereits bestätigt hatte.

Auch in größeren Städten Südbadens und Oberschwabens konnten sich die Christdemokraten behaupten, darunter Waldshut (31,33 Prozent), Friedrichshafen (26,07 Prozent), Ravensburg (34,02 Prozent) oder Villingen-Schwenningen (26,96 Prozent).

Die meisten Prozente aber gab es in Schwenningen. 99,5 Prozent entfielen auf die CDU — im Gegensatz zur Wahl 2019 gab es dieses Jahr allerdings keine konkurrierende Liste.

Die Union profitiert hier einerseits von ihrem traditionell konservativen Wählerstamm und bekannten Gesichtern, die die Region langfristig in Bundes- und Landtag vertreten. Andererseits kann sie sich teilweise an einer Abwanderung von Wählern anderer Parteien bereichern, die vor allem aus dem Hadern der Bürgerinnen und Bürger mit der Bundespolitik herrührt.

Die Grünen verlieren gerade da, wo sie zuletzt zugelegt haben

Noch bei der vergangenen Bundestagswahl wähnten sie sich auf dem Weg zur Volkspartei. Nicht nur bei der Europawahl, auch kommunal kam jetzt Absturz: In der Region haben die Grünen — oder ihnen nahestehende Listen — in jeder Gemeinde Stimmen eingebüßt. In Görwihl sind sie regelrecht abgestürzt. Einzig in Murg legten sie hauchzart zu.

Sichtbar wird das besonders dort, wo sie 2019 ausgesprochen erfolgreich waren. Auch in Klettgau im Kreis Waldshut führten die Grünen mit 32,9 Prozent an Stimmen die Ergebnisliste an, jetzt liegt die Partei bei 26,4 Prozent. Damit bleiben noch zwei grüne Bastionen: Zum einen die Universitätsstadt Konstanz mit ihrer Freien Grünen Liste. Doch auch hier setzten im Vergleich zu 2019 weniger Wähler das Kreuz: Während es vor fünf Jahren noch 31,8 Prozent der Stimmen waren, sind es heute rund 27 Prozent.

In ähnlicher Dimension verloren die Grünen in Überlingen, die hier mit der Liste für Bürgerbeteiligung und Umweltschutz antreten. Dennoch blieben sie auch hier stärkste Kraft.

Die AfD wird sichtbarer

In vier Gemeinderäten saß die AfD nach 2019. Bald wird sie in zehn mitmischen. Am Bodensee haben sie die Wähler in Friedrichshafen, Überlingen und Singen neu ins Gemeindeparlament gewählt. Am Hochrhein redet die Partei künftig in Bad Säckingen, Wehr und Rheinfelden mit. In den Orten, in denen sie 2019 gewählt wurde, hat sie dieses Jahr kräftig zugelegt.

Dass die AfD in den Gemeinderäten zumindest großflächig keine Rolle spielen würde, zeichnete sich schon im Vorfeld der Wahl ab. Die Partei tauchte nur selten auf entsprechenden Listen auf.

Ulrich Eith, Politikwissenschaftler an der Universität Freiburg, ist davon nicht überrascht. Betrachte man Baden-Württemberg, so erziele die AfD in Südbaden eher unterdurchschnittliche Wahlergebnisse, sagte er bereits vor der Wahl im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

„Die AfD hat hier nicht das Personal und den Rückhalt in der Fläche, um überall eigene Listen aufstellen zu können.“ Zudem eignen sich auch die Themen der Partei laut Eith nicht besonders gut für große kommunale Erfolge: „Bei der AfD stehen keine kommunalen Themen im Vordergrund.“

Die SPD verliert in den Orten, die traditionell sozialdemokratisch geprägt waren

Die SPD ist zwischen Rhein, Donau und Bodensee schon länger nicht mehr so stark wie ihr Mythos. Doch auch in jenen Orten, die lange sozialdemokratisch geprägt waren, weist die Rüstung der Partei immer mehr Beulen auf. In der Gemeinde Schluchsee im Breisgau-Hochschwarzwald zum Beispiel: Hier kam die Partei bei der Kommunalwahl 1994 noch auf 50,2 Prozent der Stimmen. Inzwischen sind es noch 40 Prozent.

Noch einschneidender zeigt sich der Abwärtstrend in Villingen-Schwenningen, wo die SPD 1994 noch gut 27 Prozent der Stimmen für sich beanspruchen konnte. 30 Jahre später liegt sie gerade einmal bei der Hälfte (13,4 Prozent).

Und in Lörrach, wo auch die Schweizer Industrie deutsche Fachkräfte anwirbt, rottet die SPD noch gut 16 Prozent der Stimmen zusammen – von 34,8 Prozent im Jahr 1994 ist also nur ein Bruchteil übrig. Das Phänomen dürfte mit der holprig anmutenden Arbeit der Bundesregierung zusammenhängen, die viele Wählerinnen und Wähler nun kommunal abstraften.