Noch immer treibt die Impftermin-Vergabe viele Menschen in Baden-Württemberg zur Verzweiflung. Noch immer fehlt nach wie vor an genügend Impfdosen des Herstellers Pfizer. Doch immerhin sollen jetzt Anrufer der bundesweiten Hotline 116 117 für ihre Terminanfrage schneller durchgestellt werden. In der Regel bräuchten sie keine Minute mehr, bis sie verbunden sind, erklärt der Sprecher des Sozialministeriums, Markus Jox auf SÜDKURIER-Nachfrage. Geändert werde auch das Vergabesystem. Während bislang neue Termin-Angebote von Mitternacht an über die Online-Buchung zur Verfügung stehen, soll ein gewisser Fundus nun auch vermehrt über das Telefon vergeben werden – „exklusiv über die Hotline“, so Jox. Damit dürften Anrufer größere Chancen auf einen der begehrten Termine haben.

Noch sind die Kühlkammern kaum gefüllt. So sehen die Lieferungen aus, welche die Kreisimpfzentren bekommen.
Noch sind die Kühlkammern kaum gefüllt. So sehen die Lieferungen aus, welche die Kreisimpfzentren bekommen. | Bild: (privat)

„Das Hauptproblem ist aber der fehlende Impfstoff„, sagt Jox, dessen Pressestelle nach eigener Auskunft täglich mehrere Hundert Anfragen dazu erreichen. In Baden-Württemberg gibt es laut Ministerium eine Million vorrangig Impfberechtigte; täglich würden davon 7000 Menschen geimpft. Baden-Württemberg lege für jede erstmals verimpfte Dose eine weitere für die Zweitimpfung zurück. Daher können die Impfungen trotz der Verknappung des Impfstoffes jetzt auch fortgesetzt werden, so der Sprecher. Andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen haben dagegen einen Stopp verfügt, weil sie regelmäßig gleich alle Dosen verimpften.

Infobrief enthält keine Terminvergabe

Noch in diesem Monat will das Ministerium alle Haushalte ähnlich wie Bayern mit einem Infobrief mit den wichtigsten Informationen zu Corona anschreiben. Allerdings richteten sich diese nicht ausschließlich an die älteren Bürger. Und eine Terminvergabe für die Impfzentren soll nach wie vor über die 116 117 laufen.

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Andere Bundesländer wie etwa Niedersachsen haben betagte Bürger gezielt angeschrieben. Doch das erwies sich nicht in jedem Fall als glücklich. Laut Bild-Online haben sich bereits mehrere Menschen gemeldet, deren inzwischen verstorbene Angehörige Post vom Land bekommen haben. Nach Bild-Angaben habe sich Niedersachsen auf einen Datensatz der Post gestützt, weil es wegen der strengen Datenschutzbestimmungen nicht berechtigt ist, auf das landesweite Melderegister zurückzugreifen. Die Post habe „eine gewisse Fehlertoleranz“ bestätigt. Das Sozialministerium hat sich inzwischen dafür entschuldigt.

Blick in das Innere des Kreisimpfzentrums in Villingen.
Blick in das Innere des Kreisimpfzentrums in Villingen. | Bild: Fröhlich, Jens

Ein Problem ist indes noch, wie die über 80-Jährigen, wenn sie denn einen Termin haben, zum Impfen kommen können. Denn nicht jeder Betagte ist gut zu Fuß oder kann sich ein Taxi für die Fahrten ohne Weiteres leisten. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) setzt hier auf bürgerschaftliches Engagement. „Wir wissen um die älteren Menschen, die Probleme haben, zum Impfzentrum zu gelangen. Uns wurde jedoch vielfach rückgemeldet, dass Angehörige oder Nachbarn hier gerne einspringen“, teilt das Ministerium mit. Diese Aufgabe könne das Land logistisch nicht übernehmen.

Dafür wurden die 50 Impfzentren landesweit geschaffen, sodass jeder sich zumindest in seinem Heimatkreis impfen lassen kann, ergänzt Markus Jox. Jedem stehe aber frei, sich auch in einem anderen Kreis innerhalb Baden-Württembergs impfen zu lassen.

Hoffen auf Zulassung des neuen Impfstoffs

Große Hoffnungen setzt die Landesregierung auf den Impfstoff von AstraZeneca, der sich derzeit in der Zulassungsphase befindet. Das Bundesgesundheitsministerium habe verlauten lassen, dass von diesem Impfstoff schon sehr viel vorproduziert worden sei, so der Sprecher. „Wir rechnen damit, dass durch weitere freigegebene Stoffe zügig mehr geimpft werden kann.“

Auch die Schweiz hat viel zu wenig Ampullen

In der Schweiz gab es Anfang Januar zunächst ähnliche Anlaufschwierigkeiten wie derzeit in Deutschland. Ursache war die viel zu geringe Menge an Impfdosen, die vom Hersteller Biontec/Pfizer zur Verfügung gestellt wurde. Die Hotline zur Vergabe von Terminen in den jeweiligen Kantonen waren teilweise schon gleich nach dem Aufschalten überlastet, so dass die Tools wieder abgeschaltet wurden. Der Versuch, auf den Hausarzt auszuweichen, war zunächst ebenfalls wenig erfolgreich. Laut der Schweizer Zeitung „Blick“ verfügte jeder Hausarzt anfangs gerade mal über ein Kontingent für drei Patienten. Inzwischen kommt aber mehr Impfstoff nach. Im Kanton Zürich, dem größten Schweizer Kanton, liegt der Schwerpunkt nach Darstellung der Kantonsregierung derzeit auf den 400 Alten- und Pflegeheimen sowie den Behindertenheimen. Außerdem wird gerade das Personal auf den Corona-Stationen der Spitäler geimpft.

Ende Januar sollen 45.000 Schweizer geimpft sein

Wie problematisch der Impfstoffmangel auch in der Schweiz ist, zeigen die Zahlen. Von den 300.000 Hochrisikopatienten im Kanton Zürich dürften nach Schätzung der Gesundheitsdirektion bis Ende Januar gerade einmal 45.000 Menschen geimpft worden sein.

Personal steht im Impfzentrum auf dem Gelände der Messe Luzern. Bild: dpa
Personal steht im Impfzentrum auf dem Gelände der Messe Luzern. Bild: dpa | Bild: Alexandra Wey

Eine Online-Registrierung soll nach Angaben eines Sprechers der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich Ende Januar dann wieder ermöglichen, dass sich Personen ab 75 sowie Hochrisikogruppen registrieren können. Diese erhalten dann eine PIN und werden später benachrichtigt, wenn sie geimpft werden.

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Das hänge aber von den Impfdosen ab, die dann zur Verfügung stehen. Aufgrund der Ankündigungen des Herstellers Pfizer, soll die Produktion in dem Werk in Belgien zunächst gedrosselt werden, um die Kapazitäten zu erweitern. Das bedeutet auch für die Schweizer Kantone zunächst eine Unsicherheit. Die Schweiz baut ihre Impfstrategie auf die Zulassung von drei Impfstoffen: Neben dem bereits vorhandenen Stoff von Biontech/Pfizer wurde auch der Modernd-Impfstoff aus USA zugelassen. Drittes Serum soll dann der Impfstoff von AstraZeneca sein, der aber – wie derzeit auch in der EU – noch nicht zugelassen ist.