
„80-Jährige stirbt nach Sturz mit Pedelec“, „84-Jähriger stürzt mit Pedelec schwer“, „E-Bike-Fahrer (69) zieht sich Kopfverletzungen zu“, „72-jähriger Pedelecfahrer bei Sturz schwer verletzt“: Das ist nur eine Auswahl an Schlagzeilen, die in den vergangenen Wochen in Lokalteilen des SÜDKURIER erschienen sind. Es drängt sich der Eindruck auf: E-Bike fahren ist gefährlich – und das besonders für ältere Radfahrer. Doch stimmt das auch?
Dass das Radfahren mit E-Motor-Unterstützung im Trend liegt, zeigt nicht nur die hohe Nachfrage bei den Händlern, es wird auch in den Unfallzahlen deutlich. Während die Zahl der Fahrradunfälle mit Verletzten 2021 insgesamt sank, ist die Zahl der Pedelecunfälle mit Verletzten weiter gestiegen. Das heißt, der Anteil der Unfälle mit Pedelecs an allen Fahrradunfällen ist in den letzten Jahren immer höher geworden:
Und tatsächlich gibt es bei den Unfällen große Unterschiede in den Altersgruppen: „Die Pedelec-Nutzer werden zwar immer mehr, dennoch sind in der Regel jüngere Menschen noch immer überwiegend mit normalen Fahrrädern, ältere Menschen und Senioren fast ausschließlich mit Pedelecs unterwegs“, sagt Daniela Baier vom Polizeipräsidium Ravensburg. Und die Älteren verunglücken auch öfter mit ihren Pedelecs:
„Altersbedingt lassen zum Beispiel Reaktionsvermögen oder Sehkraft bei manchen Personen nach, dazu kommen körperliche oder geistige altersbedingte Einschränkungen. Diese beiden Fakten können zu einer relativ hohen Beteiligung an Verkehrsunfällen der Altersgruppe der Über-55- und Über-65-Jährigen führen“, erklärt Baier die Häufung der Unfälle bei diesen Altersgruppen.
Das Polizeipräsidium Ravensburg, das unter anderem auch für den Bodenseekreis und den Landkreis Sigmaringen zuständig ist, führt allerdings keine Statistik über die genauen Unfallursachen. Aus dem Polizeipräsidium Konstanz heißt es dagegen: „Hauptunfallursache bei durch Pedelecfahrenden verursachte Unfälle ist mit weitem Abstand die nicht angepasste Geschwindigkeit“.
Das Interessante dabei: Es geht dabei nicht nur um zu schnelles Fahren, sondern auch um das Gegenteil: „Das Problem ist häufig eine für die Situation zu hohe Geschwindigkeit, manchmal aber auch ein zu langsames Fahren. Hierbei bekommen die Fahrer Gleichgewichtsprobleme und stürzen“, so Nicole Minge vom Polizeipräsidium Konstanz. Als weitere Ursachen nennt Minge Alkohol und zu wenig Sicherheitsabstand.
Wie oft Pedelecfahrer an Unfällen beteiligt sind und sich dabei verletzen, ist jedoch regional sehr unterschiedlich. Während es im Kreis Konstanz 2021 die meisten Fahrradunfälle mit Verletzten gab, ist der Anteil der E-Bike-Fahrer daran im Vergleich eher gering:
Großteil der Unfälle ist selbstverschuldet
Laut Daten des Polizeipräsidiums Konstanz wurden 74 Prozent der Pedelecunfälle im Kreis Konstanz von den Fahrern selbst verursacht. Der Anteil der selbstverursachten Unfälle bei normalen Fahrradfahrern ist nur wenig geringer.
Einige der Unfälle ließen sich einfach vermeiden, so nennt Minge als Tipp: „Die Personen sollten ihre Fähigkeiten nicht überschätzen und mehr Aufmerksamkeit dem Fahren widmen.“
Wer mehr über Sicherheit beim Pedelecfahren wissen und Unfälle vermeiden möchte, kann dafür Kurse besuchen. So sagt Daniela Baier vom Polizeipräsidium Ravensburg: „Unsere Kollegen des Referats Prävention bieten regelmäßig in Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht und weiteren externen Partnern ein Fahrsicherheitstraining für Pedelec-Fahrer an.“