Mit dem IS würde man sie kaum assoziieren: Amal Ramzi Alamuddin Clooney ist seit 2014 mit George Clooney verheiratet, das Hollywoodpaar hat zwei Kinder. Doch Amal Clooney begnügt sich nicht damit, die hübsche Gattin eines Hollywoodstars zu sein. Vielmehr vertritt sie im echten Leben Klienten in juristisch meist hochkomplexen Fällen.

Renommierte Anwältin im internationalen Völkerrecht

Clooney, die libanesische Wurzeln hat, gilt als renommierte Anwältin im internationalen Völkerrecht. Als solche ist die 41-Jährige immer wieder in IS-Prozesse involviert – zuletzt in dem Verfahren gegen Sarah O., wo sie eine der Jesidinnen vertrat, die als Zeuginnen in dem Verfahren aufgetreten waren. Eine der sieben Jesidinnen, die Sarah O. gemeinsam mit ihrem Mann als Sklavinnen gehalten haben soll.

Allerdings war sie beim Prozess nie persönlich anwesend, wie der Anwalt von Sarah O., Ali Aydin, dem SÜDKURIER sagt. „Amal Clooney habe ich nie gesehen. Sie vertritt zwar, aber nicht vor deutschen Gerichten“, erklärt er. Denn: „Da ist sie meiner Kenntnis nach auch nicht zugelassen. Tatsächliche Vertreter sind in Deutschland zugelassene Anwälte.“

Amal Clooney und die Berliner Rechtsanwältin Natalie von Wistinghausen sowie Sonka Mehner vertraten stattdessen gemeinsam eine der drei jesidischen Opferzeuginnen, die sich dem Verfahren als Nebenklägerinnen angeschlossen haben.

Die drei Anwältinnen vertreten zudem eine Jesidin in einem ähnlichen Prozess vor dem hanseatischen Oberlandesgericht, der im Juni begann. Auch im Münchner Fall der IS-Rückkehrerin Jennifer W. bestritt Clooney mit Wistinghausen sowie Anwalt Jörg Oesterle eines der jesidischen Opfer die Nebenklage. Zuvor hatte Clooney bereits in zwei weiteren Prozessen gegen IS-Rückkehrerinnen wegen Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Jesiden die Nebenklage vertreten.

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Clooneys Beteiligung zog zusätzliche Aufmerksamkeit auf diese Fälle. Die Menschenrechtsanwältin studierte Jura in Oxford und New York und spezialisierte sich auf internationales Recht und Menschenrechte. Seit 2010 arbeitet sie für die renommierte Londoner Kanzler Doughty Street Chambers, wird in dem Anwaltsranking „Legal 500“ gelistet. Sie vertrat bereits Mandanten wie den Whistleblower Julian Assange oder die frühere ukrainische Ministerpräsidentin Julia Tymoschenko.

Die Menschenrechtsanwältin Amal Clooney arbeitet seit 2010 in der renommierten Doughty Street Chamber in London.
Die Menschenrechtsanwältin Amal Clooney arbeitet seit 2010 in der renommierten Doughty Street Chamber in London. | Bild: Bernd Weißbrod

Clooney tritt vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ebenso auf wie vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg sowie Gerichtshöfen in den USA, Großbritannien und auch Deutschland. Zudem berät sie in ihrem Fachgebiet auch Regierungen.

Eltern nach Großbritannien ausgewandert

Als Beraterin stand sie unter anderem dem Sondergesandten für Syrien, Kofi Annan, zur Seite, als solche war sie auch an der UN-Untersuchung zum Einsatz bewaffneter Drohnen beteiligt. Vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte plädierte sie dafür, die Verfolgung der Armenier 1915 als Völkermord zu bezeichnen.

Dort wird sie als „sehr effektiv und fokussiert“ beschrieben, als Expertin im internationalen Menschenrecht, bekannt „für ihre Fähigkeit, komplexe internationale Strafprozesse zu meistern“. Kommentatoren beschreiben Amal als „extrem intelligent“ und als „Ausnahmeanwältin“. Sie sei sehr begabt und bedacht darin, wie sie einen Fall angehe und verfüge über ein sehr tiefes Wissen über die Funktionsweise des Internationalen Strafgerichtshofs.

Clooneys Antrieb für ihr Engagement dürfte in ihrer eigenen Geschichte liegen. Ihre Eltern waren während des libanesischen Bürgerkriegs mit ihr nach Großbritannien ausgewandert. Mit ihrem Mann engagiert sie sich in der Flüchtlingshilfe, unter anderem in der Hilfsorganisation International Rescue Committee.

Clooney im Südwesten

Bereits 2016 warb sie in Stuttgart für mehr Aufmerksamkeit für das Schicksal der Jesiden im Irak. Mit Erfolg. 1100 Menschen Frauen und Kinder holte Baden-Württemberg noch im gleichen Jahr aus dem Nordirak. Die meisten sind Jesidinnen, einige Christen und Muslime – sie alle Opfer der Terrormiliz IS, die die Frauen und Mädchen dort verfolgte, vergewaltigte und ermordete. 21 baden-württembergische Gemeinden nahmen die Geflüchteten auf.

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Clooney nahm das zum Anlass, um international dazu aufzurufen, dem Beispiel Baden-Württembergs und Deutschlands zu folgen. Im Südwesten besuchte sie Jesidinnen und nahm ihre Aussagen gegen ihre Peiniger auf. Auch mit der Bundesanwaltschaft wollte sie in Kontakt treten, um die Verbrechen gegen die Jesidinnen aufzuklären.

Anwältin von Nadia Murad

Nicht verwunderlich also, dass auch die irakische Menschenrechtsaktivistin und Überlebende des IS-Genozids, Nadia Murad, zu Clooneys Klienten gehört, die in dem baden-württembergischen Aufnahmeprogramm Schutz fand. Die heute 28-Jährige wurde zur ersten Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel der Vereinten Nationen, trat als solche auch vor dem Landtag in Stuttgart auf.

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Auch in den USA macht sich Clooney für Menschenrechte stark, spendete mit ihrem Mann unter anderem eine Million Dollar an die Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center in Charlottesville, die sich gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzt.

Der Prozess von Sarah O. wird indes vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe fortgesetzt. Clooney dürfte ihre deutschen Partneranwälte zu dem Prozess schicken, um die Interessen ihrer Mandantin zu vertreten. Auf eine entsprechende Anfrage des SÜDKURIER reagierte ihr Büro zunächst nicht.