Blühende Alpwiesen, grasende Kühe, Sonnenschein: Darauf müssen die Wanderer im Alpstein in der Schweiz derzeit noch warten. Denn statt sommerlicher Temperaturen, die dazu einladen, die Gipfel zu erklimmen, soll es noch mal schneien. Verschiebt sich nun der Start der Wandersaison? Und was bedeutet der Schnee für den Bodensee?

Nass soll es in den kommenden Tagen in der Region werden. Und schneien soll es. „In der Nacht von Samstag auf Sonntag kann es zehn bis 15 Zentimeter Neuschnee geben“, sagt Guido Wolz vom Deutschen Wetterdienst. Und auch von Sonntag auf Montag können erneut bis zu 20 Zentimeter fallen. „Punktuell eventuell sogar mehr. Aber es gibt viele Differenzen in den Modellen, wie sich die Tiefdruckgebiete verlagern werden“, so Wolz.

Wahrscheinlich sind demnach schauerartige Schneefälle in den Alpen, eventuell sogar mit Gewittern. Und auch am Montag selbst kann noch mal mit bis zu 20 Zentimeter Neuschnee gerechnet werden. Doch Wolz gibt Entwarnung: „Die Schneefallgrenze ist relativ hoch mit 1900 bis 2000 Metern.“ Zwar sinke sie am Montag, aber tiefer als 1800 Meter komme der wohl Schnee nicht.

Wandern im Alpstein: Saisonstart zum Teil verschoben

Auf den Wandertourismus im Alpstein, Appenzeller Land, hat der drohende Schneefall kaum Einfluss, sagt Guido Buob, Geschäftsführer von Appenzellerland Tourismus. Derzeit ist das Wandergebiet in den Höhen sowieso noch nicht freigegeben, die Wege noch nicht in Stand gesetzt, die Hütten noch geschlossen. „Wir möchten die Gäste gar nicht in die Höhen treiben, sondern halten sie bewusst im Tal.“ Der Bergfrühling komme sowieso erst im Juni.

Der Schneefall verschiebt aber den Saisonstart in den höheren Lagen: Die Meglisalp sollte laut Buob eigentlich an diesem Wochenende öffnen. Ihn würde es nicht wundern, wenn das auf nächste Woche geschoben werde. Und auch das Präparieren der Wege werde nun ein wenig länger dauern, weil der Wegewart sich mit der Schneegrenze nach oben arbeitet.

Auf dem Hundstein (2157 m ü. M) im Alpstein im Appenzeller Land kann es am Wochenende noch mal Schnee geben. Wanderer sollten derzeit ...
Auf dem Hundstein (2157 m ü. M) im Alpstein im Appenzeller Land kann es am Wochenende noch mal Schnee geben. Wanderer sollten derzeit die Höhenwege noch meiden. | Bild: Jennifer Seidel

Allgemein sei aber der ganze Winter so mild gewesen, dass auch in den oberen Lagen kaum Schnee liege, so Buob. Der Hohe Kasten sei beispielsweise aktuell schneefrei, nur auf dem Säntis liege noch sehr viel Schnee. „Das hat mich selbst überrascht“, sagt Buob. „Der ist aber auch 2500 Meter hoch.“

Ungewöhnlich sei diese Wetterlage – besonders für die Alpenregion – nicht, weiß Wolz: „Wir sind aus den vergangenen Jahren einfach sehr verwöhnt. Kälterückfälle sind etwas völlig normales.“ Und auch Schnee im Hochgebirge sei nicht sensationell. „Wenn er unter 1000 Metern fällt, das wäre außergewöhnlich“, sagt der Wetterexperte.

Bodensee ist überdurchschnittlich gut gefüllt für Jahreszeit

Laut Referenzperiode der vergangenen 30 Jahre zeigt sich auch dieses Jahr vergleichsweise immer noch viel zu mild. Derzeit herrschen die Eisheiligen, da sind Nachtfröste dem Experten zufolge durchaus normal. Doch davon sei derzeit weit und breit nichts zu sehen.

Den Bodenseepegel ließen die Regenfälle der vergangenen Wochen und Tage um einen Meter ansteigen. So liegt der Pegel bei Konstanz derzeit bei knapp 400 Zentimetern über dem Pegelnullpunkt, teilt die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) mit: „Der Bodensee ist damit für die aktuelle Jahreszeit eher überdurchschnittlich gut gefüllt.“

Alpstein: Wanderwege in Höhenlagen ab Ende Mai geöffnet

„Auch die Schneelage im alpinen Einzugsgebiet des Bodensees hat sich in den vergangenen Wochen gegenüber dem sehr niedrigen Stand zum Frühjahrsbeginn merklich aufgebessert“, schreibt das LUBW. Für die Schneeschmelze und den Bodenseepegel im Sommer bedeutet das, dass sie sich „eher im Bereich auch sonst üblicher Zuflussmengen“ bewegt.

Sollte es in den Einzugsgebieten des Bodensees jetzt noch mal zu nennenswerten Schneefällen kommen, würde das die Lage bezüglich Niedrigwasser weiter entspannen, so das LUBW.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Wanderwege in den Höhenlagen des Alpsteins werden voraussichtlich ab Ende Mai geöffnet werden. „Es müsste nun schon sehr viel Schnee fallen, damit es noch länger verschoben werden muss“, sagt Buob.

Bis dahin rät Buob davon ab, in den Alpstein zu fahren: „Die Menschen unterschätzen den Alpstein. Wir sind ein Bergwandergebiet, dass durchaus anstrengend und anspruchsvoll ist.“ Auf ihrer Homepage informiert Appenzellerland Tourismus über den Wegezustand, welche Hütten geöffnet haben und welche Bergbahnen in Betrieb sind. 

Wie der Sommer werden könnte, dazu will sich Wolz nicht äußern: „Das ist Glaskugelgucken.“ Realistische Vorhersagen sind nur sieben bis zehn Tage im Voraus möglich. Und auch zum Bodenseepegel im Herbst wollte sich das LUBW noch nicht äußern: „Eine längere heiße und trockene Phase im Sommer könnte trotz der aktuell gut gefüllten Gewässer wieder zu einer Niedrigwassersituation führen.“