Ein Ausflug zweier junger Bergsteiger aus Unterfranken hat am Sonntag in den Schweizer Alpen ein tragisches Ende genommen. Bei einem Lawinenniedergang am Säntis wurde ein 19-Jähriger von den Schneemassen mitgerissen und begraben. Bereits Tage zuvor hatte eine Lawine Teile des Wanderwegs in dem Gebiet verschüttet. Dabei waren aber keine Personen zu Schaden gekommen.
Anders dann am Sonntagnachmittag kurz vor 15 Uhr. Da ging bei der Notrufzentrale in Herisau die Meldung ein, dass sich am Säntismassiv ein Lawinenniedergang ereignet habe und dass dabei offenbar eine Person mitgerissen worden sei.
Die Rettungskräfte mussten unter erschwerten Bedingungen die Suche nach dem Berggänger aufnehmen. Die Alpine Rettung, unterstützt durch zwei Rettungshubschrauber, fand den jungen Mann schließlich unterhalb einer Felswand am Fuß des Säntis. Für den 19-Jährigen kam aber jede Hilfe zu spät, die Retter konnten nur noch seinen Tod feststellen. Sein Begleiter, der die Rettungskräfte alarmiert hatte, wurde leicht verletzt und mit einem Hubschrauber zur Talstation Schwägalp geflogen. Er wurde vor Ort durch die Rettungskräfte betreut.
Dass im Alpstein gerade viele Lawinen niedergehen, ist zu der Jahreszeit nicht ungewöhnlich, wie Kurt Winkler, Lawinenwarner am Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) erklärt. Das Institut gibt täglich eine regionale Lawinenprognose mit der Warnstufe für die nächsten 24 Stunden heraus. In der Lawinen-Hochsaison von Anfang Dezember bis Mitte April sind es sogar zwei Prognosen pro Tag. Grundsätzlich gilt: Liegt in den Bergen Schnee, besteht eine Lawinengefahr. „Ab Warnstufe 3 ist erhöhte Vorsicht geboten und die betroffenen Gebiete sollten nur mit entsprechender Erfahrung betreten werden“, rät Winkler.
Für die Ostschweiz heißt das: Lawinengefahr besteht überall dort, wo in alpiner Umgebung genug Schneemassen vorhanden sind. Also auch im Alpstein rund um den Säntis, wo noch immer viel Schnee liegt, der dem jungen Bergsteiger aus Bayern nun zum Verhängnis wurde. „Eine Lawine erfasst einen mit einer enormen Wucht“, erklärt Winkler die Situation.
Je nach Lage könne die Lawine Menschen dann etwa über einen Abhang mitreißen oder gegen einen Felsen schmettern. „Zudem droht bei einer vollständigen Verschüttung ein Ersticken oder der Erfrierungstod.“
Im Fall des jüngsten Lawinenunglücks am Säntis war die Wettersituation der letzten Tage ausschlaggebend, wie Marcel Wehrlin, Polizeisprecher von Appenzell-Außerrhoden, sagt. „Will man in einem solchen Gebiet wandern, ist eine gute Vorbereitung unerlässlich.“
Besonders mit topografischen und meteorologischen Gegebenheiten müsse man sich vorab gut auseinandersetzen. Die beiden Berggänger aus Unterfranken waren Wehrlin zufolge auf dem verschneiten Bergweg von der Schwägalp zum Säntis im Bereich des sogenannten „Ellbogen“ unterwegs, als sie von einer Nassschneelawine überrascht wurden. Wodurch die Lawine ausgelöst wurde, ist noch unklar. Lawinenexperte Winkler aber schätzt, dass etwa 90 Prozent der Unfalllawinen von den Betroffenen selbst ausgelöst wurden. Ob das in diesem Fall so war, müssen nun weitere Untersuchungen zeigen.
Mit Material der Thurgauer Zeitung und der Main-Post.