Die stille Oberfläche des Bodensees trügt manchmal. Im vergangenen Jahr hat die Anzahl der Schiffsunfälle auf dem See einen alarmierenden Anstieg erfahren. Laut den Polizeibehörden rund um den See stieg die Zahl der Unfälle am und auf dem See auf 249 – ein deutlicher Sprung im Vergleich zu den 133 Unfällen des Vorjahres.
Davon kommen allein auf Baden-Württemberg 170 Unfälle, 93 mehr als im Vorjahr. Diese Zunahme markiert den höchsten Stand in der Zehn-Jahres-Statistik.
Wo die Unfälle passieren
Die Zahlen ergab die Auswertung der Unfallstatistik des Jahres 2023 durch die Leiter der See- und Wasserschutzpolizeien aus Lindau, Vorarlberg, St. Gallen, Thurgau, Schaffhausen sowie Konstanz, Überlingen und Friedrichshafen.
Die Hauptursache für diese Unfälle ist demnach menschliches Fehlverhalten, das in 49 Fällen eine „mangelnde Sorgfalt“ von Kapitänen umfasste.
Laut den vorliegenden Daten ereigneten sich die meisten Unfälle in der Nähe des Hafens (34 Prozent) und in der Uferzone (29 Prozent). Es gab 53 Kollisionen und 31 Wasserfahrzeuge, die sich festgefahren hatten. 20 Schiffe sind wegen eines Lecks gesunken und 19 sind gekentert, also zur Seite gekippt.
Die spektakulärsten Einsätze 2023
Wetter: 2023 als Jahr der Extreme
Das Wetterjahr 2023 am Bodensee war laut der Wasserschutzpolizei ein Jahr der Extreme. Mit Ausnahme des Monats April waren fast alle Monate ungewöhnlich warm. Im August sorgte ein Gewitter für Orkanböen mit einer Spitzenwindgeschwindigkeit von 144 Kilometern pro Stunde bei Lindau.
Der Wasserspiegel des Bodensees befand sich über weite Strecken auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau. Nur im Dezember erreichte der Pegel des Sees für diese Jahreszeit einen Rekordhöchststand.
Der durchschnittliche Seespiegel lag in Konstanz mit 3,43 Metern zwei Zentimeter unter dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre. Der niedrigste Wasserstand mit 2,78 Metern wurde im Februar gemessen, am höchsten war der Pegel mit 4,20 Metern im Spätsommer und Mitte Dezember.
Elf Menschen sterben im Bodensee
Trotz der gestiegenen Unfallzahlen blieb die Zahl der tödlichen Unfälle unverändert. Insgesamt verloren elf Personen ihr Leben. Im Zuständigkeitsbereich der Wasserschutzpolizeistationen Friedrichshafen, Konstanz und
Überlingen kam es zu neun tödlichen Unfällen, im Vorjahr waren es vier.
Dabei kamen sieben Personen bei Badeunfällen ums Leben, eine Person beim Tauchen und eine weitere Person bei einem sonstigen Unfall. 33 Personen wurden verletzt (Vorjahr 27), zwei Personen gelten noch als vermisst.
Die Beamten der Wasserschutzpolizei mussten mehr als 600 Menschen in Seenot auf dem Bodensee retten, in Baden-Württemberg waren es 411.
In der Schweiz passiert weniger
Anders sieht es im Teil des Sees aus, für den die Kantonspolizei Thurgau zuständig ist. Hier verzeichnete die Seepolizei einen Rückgang der Unfallzahlen im Vergleich zum Vorjahr. Der Thurgauer Teil bleib von schwere Sturmereignissen auch weitgehend verschont.
Im Jahr 2023 zählte die Schweizer Polizei am Bodensee, dem Hochrhein sowie in den anderen Gewässern 21 Unfälle, im Jahr zuvor waren es noch 22. Aus Sicht der Seepolizei war es zudem eine ruhige Wassersportsaison.
Innerhalb des Thurgauer Zuständigkeitsbereichs kamen im vergangenem Jahr vier Personen ums Leben, während zwei Personen verletzt wurden. Drei der Todesfälle waren Unfälle, während man bei einem Todesfall von einem Suizid ausgeht.