Ein Coworking-Space, den die katholische Kirchengemeinde in Waldshut kostenlos anbietet, weil Räume leer standen, neu gegründete Dorf-Zukunfts-Vereine in Riedern und Hürrlingen, Dachsberg und Ibach. Netzwerk-Treffen für Bürger, die sich gemeinsam kreativ und gut gelaunt Zukunftsfragen für die eigene Heimat stellen. Das alles ist in den vergangenen Jahren im Landkreis Waldshut entstanden.
Vielerorts, wo am Hochrhein oder im Südschwarzwald Transformation Praxis werden soll, begegnet einem immer wieder ein Name: Monika Studinger (60). Sie ist nicht nur Mama und Pflegemutter, vierfache Oma und engagierte Landfrau in ihrem Heimatdörfchen Unteralpfen.
Studinger ist überall da, wo Schritte in die Zukunft gewagt werden wollen. Wie sie das alles unter einen Hut bringt? „Mit Leidenschaft und Heimatliebe“, sagt sie mit einem Leuchten in den Augen. „Mich mit Menschen zu vernetzen und Dinge anzupacken, statt einfach nur zu jammern – das gibt mir ganz viel Energie!“
Neue Wege „uff‘m Land“ fördern
20 Jahre lang war Monika Studinger als Coach für Unternehmensführung, Kommunikation und Personalmanagement selbstständig. 2021 hat sie mit Transformationscoach Tobias Ilg die GbR „New Work uff‘m Land“ gegründet, die Kommunen, Organisationen, Vereine und Unternehmen im ländlichen Raum beim Aufbruch in die neue Arbeits- und Lebenswelt inspirieren und begleiten möchte.

„Weil digitaler Wandel, Nachhaltigkeit und die Frage, wie wir unsere Region auch in Zukunft lebens- und liebenswert gestalten, für Ängste und Unsicherheiten sorgt“, erklärt Studinger ihre Beweggründe.
Wie man mehr Leben ins Örtchen bringt
Möchte eine Gemeinde wieder mehr Leben ins Örtchen bringen, organisiert Studinger für alle Bürger Zukunftsworkshops: „Wir erarbeiten dann gemeinsam kreative Ideen und fragen uns, was es braucht, um auch in Zukunft mitzuhalten“, sagt sie.
Erst werden ganz frei von Machbarkeitsstudien und bürokratischen Hürden Ideen gesammelt, dann Themenbereiche gebündelt und Arbeitsgruppen gebildet.

„Daraus entstehen Projekte oder Dorfentwicklungsvereine, die dann digitalen, infrastrukturellen, kulturellen und sozialen Wandel im Ort nach und nach anpacken“, so Studinger.
Aus den Projekten ergeben sich neue Kontakte
Gefördert werden viele dieser Projekte durch die „Allianz für Beteiligung“, die sich für die Stärkung von Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg einsetzt und aus Landesmitteln finanziert wird.
Aus einzelnen Projekten ergeben sich neue Kontakte. So kam es, dass Studinger zusätzlich in Teilzeit auch als Geschäftsführerin bei Schultheiss Entsorgung und Kanalreinigung tätig ist und im November gemeinsam mit ihrer jungen Kollegin Carina Kirves teilzeit zur City-Managerin für Waldshut-Tiengen wurde.
Eine Seilbahn auf dem Waldshuter Hausberg
In diesem Amt ist sie sowohl für Leerstandsmanagement und Wirtschaftsförderung als auch für die Vernetzung aller Innenstadtakteure zuständig.
Auch hier sollen Zukunftswerkstatt-Treffen Akteure und Bürger zusammenbringen. Zwei der ausgefallensten Vorstöße, die zumindest Inspirationsstoff bieten: Eine Seilbahn auf Waldshuts Hausberg „Aarberg“, Sitzgelegenheiten mit integrierten Ladestationen für Smartphones und E-Bikes oder ein neues Musikfestival, das Menschen aus nah und fern auf Waldshut-Tiengen aufmerksam machen könnte.
„Tradition und Transformation schließen einander nicht aus. Ich möchte allen Generationen Mut machen, Schritte in die Zukunft zu wagen“, sagt die Macherin.