Eng verbunden mit seiner Partei, auch zuhause in Südbaden, war der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble ohne Frage. Kein Wunder, dass aus seiner politischen Heimat wichtige Verbindungen hervorgingen. Einer seiner engsten Weggefährten aus Südbaden ist Hans-Peter Repnik (76), der den fünf Jahre älteren Schäuble bereits im Studium in Freiburg kennenlernte – Repnik im ersten Semester, Schäuble gerade fertig mit seinem Jura-Studium und außerdem bereits Vorsitzender der Jungen Union Südbaden.

Ein Foto aus dem Jahr 2000: Wolfgang Schäuble (l) mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Hans-Peter Repnik.
Ein Foto aus dem Jahr 2000: Wolfgang Schäuble (l) mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Hans-Peter Repnik. | Bild: Wolfgang Kumm, dpa

Drei Jahre darauf – Schäuble war zum ersten Mal in den Bundestag eingezogen, für den Wahlkreis Offenburg, den er bis zuletzt vertrat – übernahm Repnik dieses Amt von ihm. Auch später, zum Beispiel bei seiner Berufung zum Staatssekretär durch Helmut Kohl, habe der Ältere immer wieder ein gutes Wort für ihn eingelegt.

„Wahnsinnig gefreut“ über Genesung seiner Ehefrau

Auch familiär waren sich die beiden verbunden, Repnik kannte Schäubles früh verstorbene Brüder gut. Als Schäubles Frau Ingeborg in diesem Sommer nach einem Sturz vom Fahrrad in einer Klinik am Bodensee behandelt wurde, trafen sich Repnik und Schäuble häufiger. „Er hat sich wahnsinnig gefreut, wie gut sie sich erholt hatte“, sagt Repnik. Anfang November, als Ingeborg Schäuble wieder nach Hause durfte, sahen sie sich zuletzt. Telefoniert hatten sie am Tag vor Heiligabend zuletzt.

„Er hat alles gegeben, was er hatte“

Ebenfalls aus Junge-Union-Zeiten kennt ein anderes Urgestein der CDU Schäuble: Volker Kauder (74), ehemaliger langjähriger Bundestagsabgeordneter aus Tuttlingen und der am längsten amtierende Unions-Fraktionschef im Bundestag, hat Schäuble als außerordentlich klugen, aber auch selbstbewussten Mann kennengelernt. „Für seine Ziele hat er mit ganzer Kraft gestritten. Er war der Meinung, eine guter Streit ist notwendig, um zu guten Lösungen zu kommen.“

Kauder wird neben Schäubles politischen Errungenschaften eine Begegnung in Offenburg immer in Erinnerung bleiben: „Als er 1990 im Bundestagswahlkampf zum ersten Mal im Rollstuhl auf die Bühne kam, hat uns das alle sehr bewegt.“ Auch hier war schon absehbar, was Schäuble auch später auszeichnete: „Er hat dem Land gedient, hat alles gegeben, was er hatte.“

Volker Kauder (CDU), Unions-Fraktionsvorsitzender, spricht 2018 im Deutschen Bundestag.
Volker Kauder (CDU), Unions-Fraktionsvorsitzender, spricht 2018 im Deutschen Bundestag. | Bild: Kay Nietfeld, dpa

Wenn man über jemanden sagen könne, er sei ein ganz Großer gewesen, dann sei das Wolfgang Schäuble. Auf Nachfrage verneint Kauder aber nicht, dass Schäuble, der sich im Laufe seiner Karriere mit einigen anlegte, auch manchmal genervt habe. „Es gibt in der deutschen Politik wohl niemanden, den Wolfgang Schäuble nicht mindestens einmal genervt hat. Das war ihm auch bewusst.“ Er sei aber auch ein treuer Freund gewesen, auf den bei Schwierigkeiten Verlass war.

Prägende Figur und Vorbild für die nächste Generation

Der Konstanzer Andreas Jung (48) entstammt einer anderen Generation. Und dennoch war Schäuble, dem Jung im Amt des JU-Vorsitzenden im Bezirk Südbaden nachfolgte, noch immer prägende Figur, Vorbild und Impulsgeber. „Er wurde ja als konservativ wahrgenommen, aber er war aber auch progressiv, gerade in Umweltschutzfragen“, sagt Jung.

Ratgeber – nicht nur für Friedrich Merz

Persönlich verbindet Jung mit Schäuble die Leidenschaft für die deutsch-französischen Beziehungen. Über Himmelfahrt 2022 habe er gemeinsam mit Wolfgang Schäuble für zwei Abgeordnete im Elsass und in Lothringen Wahlkampf gemacht. Beide standen in der Stichwahl gegen einen Parteikollegen von Le Pen, einer davon sei für Macrons „La République en Marche“ angetreten. „Das hat mich ungeheuer beeindruckt.“ Nicht nur für den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz war Schäuble ein wichtiger Berater. „Wer immer Rat brauchte, konnte auf ihn zugehen“, erzählt Andreas Jung.

Thorsten Frei, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Thorsten Frei, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. | Bild: TOBIAS SCHWARZ, AFP

Thorsten Frei (50), CDU-Abgeordneter aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis und Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, beeindruckte Schäubles protestantisches Pflichtgefühl bis zum Schluss. Im Bundestag sei er so oft anwesend gewesen wie kaum ein Zweiter. Die Härte gegen sich selbst sei Grundvoraussetzung für seinen enormen politischen Erfolg gewesen. Auch wenn Schäubles Karriere nicht frei von Enttäuschungen gewesen sei, nicht jedes Karriereziel erfüllt wurde, sei für ihn die Aufgabe immer wichtiger gewesen als die Ämter.