Knapp 55 Prozent der Menschen in Deutschland sind inzwischen vollständig geimpft. Ein im Vergleich zu anderen Industrienationen durchschnittlicher Anteil. Bezogen auf die Einwohnerzahl liegt Baden-Württemberg im Mittelfeld, Bremen ist Spitzenreiter und Sachsen das Schlusslicht.
Die Zahl der Impfungen nahm zuletzt rapide ab und lag mit knapp 380.000 Dosen in der ersten August-Woche beim tiefsten Wert seit Anfang April. Im Juni stiegen die wöchentlichen Impfungen zeitweise auf mehr als 850.000. Um auch nur annähernd an eine Herdenimmunität von 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung zu kommen, ist es also noch ein weiter Weg.
Fünf Argumente, diesen jetzt mitzugehen
- Schützen Sie andere – und jetzt auch sich! Erinnern Sie sich an den Beginn der Pandemie? Stets war die Rede davon, man müsse nicht sich selbst, sondern vor allem andere schützen, Alte, Kranke, Risikogruppen. Wie viele riefen damals: „Wann sind wir endlich dran?“ Die Antwort lautet: jetzt. Es gibt genügend Impfstoff für alle. Wenn keine dringenden gesundheitlichen Gründe dagegen sprechen, sollte man sich jetzt impfen lassen. Und sei es erneut zum Schutz von anderen, die das noch nicht kennen – beispielsweise Kinder.
- Denken Sie an morgen – und übermorgen! Es stimmt, die Zahl der Neuansteckungen hält sich auch Mitte dieses Jahres in Grenzen. Aber schon jetzt steigt sie – mutmaßlich wegen der Delta-Variante – deutlich schneller als im Sorglos-Sommer 2020. Für Corona gilt dasselbe wie fürs Wirtschaften: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Anders gesagt: Planen Sie besser jetzt für Ihre Gesundheit und die Eindämmung der Pandemie im Herbst. Fünf Wochen mindestens dauert es, bis die Impfstoffe vollständig wirken.
- Sorgen Sie sich – aber nicht vor Nebenwirkungen! Sicher haben Sie von Nachbarn oder Arbeitskollegen gehört, die über einen „Impfarm“ klagten, über Kopfschmerzen oder Grippe-Symptome. Diese gängigen Reaktionen sind Teil einer erfolgreichen Impfung, wenn auch kurzzeitig belastend. Sie sind kein Vergleich zu einer tatsächlichen Covid-19-Erkrankung. Schwere Nebenwirkungen, etwa Thrombosen oder Herzmuskelentzündungen, sind weiterhin extrem selten. Bei frühzeitiger Erkennung können sie außerdem behandelt werden. Fazit: Impfreaktionen sind nervtötend, Covid-19 ist gefährlich.
- Verhindern Sie eine Impfpflicht – für alle! In den USA verpflichten Firmen ihre Mitarbeiter zur Impfung, auch in Frankreich gilt die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. Es ist richtig, dass in Deutschland über sie zwar diskutiert, sie aber nicht in die Tat umgesetzt wird. Die Politik sollte sich an ihr Versprechen halten, die Bürger im Gegenzug dafür solidarisch sein: Jede freiwillige Impfung lässt die Pflicht für Pflegekräfte, Erzieher oder Lehrer sinken. Die einfachste Möglichkeit für die Erfüllung des Wunsches nach Normalität lautet übrigens: Impfen.
- Tun Sie‘s für die Bratwurst – oder eine andere Belohnung! Sie steht symbolisch für die Belohnung nach der Spritze: die frisch gegrillte Thüringer, die beispielsweise in Sonneberg verteilt wurde. Geholfen haben die kurios anmutenden Bratwurst-Impfungen im Osten der Republik trotzdem. Der Termin war überrannt. Sie würden auch im nicht minder wurstverliebten Süden etwas bringen. Deshalb richtet sich dieses Argument an die Gemeinden. Viel zu viel wurde darüber diskutiert, wie hoch die Geldprämie oder der Gutschein ausfallen muss, um Nicht-Geimpfte zu motivieren. Es reicht schon ein kleiner Anreiz, wie das Bratwurst-Beispiel zeigt. Und die Möglichkeit, danach mit der oder dem Mitgeimpften ins Gespräch zu kommen.