17.000 Kinder aus der Ukraine besuchen mittlerweile Schulen in Baden-Württemberg. Für wie lange? Man weiß es nicht. Die ersten Flüchtlinge, so hört und liest man, haben sich schon wieder auf den Heimweg gemacht. Ob und für welchen Zeitraum die anderen bleiben, wissen auch die meisten Ukrainer nicht. Es hängt vor allem am Kriegsgeschehen.

Wie soll man aber unter diesen Voraussetzungen fürs kommende Schuljahr planen? Sorgt man dafür, dass Kinder möglichst schnell die deutsche Sprache lernen und integriert werden? Oder lässt man sie lieber in ihrem eigenen Schulsystem?

Integrieren, nicht trennen

Im Staatlichen Schulamt Konstanz stellt man sich darauf ein, dass die Kinder bleiben werden. „Die wichtigste Prämisse lautet: Ankommen, integrieren im Schulsystem“, sagt Bettina Armbruster, Leiterin des staatlichen Schulamts. Deshalb werden die jungen Ukrainer nach Möglichkeit schon jetzt an die Schulen „angedockt“. Nicht separieren, sondern integrieren lautet das Motto.

Konkret sieht das so aus: Von 350 Schülern im Bereich des Schulamts, also in den Landkreisen Konstanz und Tuttlingen, besuchen bereits 161 ausschließlich so genannte Regelklassen, also ganz normale Schulklassen, lediglich 58 Kinder besuchen Vorbereitungsklassen (VKL), bei 130 Kindern stellt das Schulprogramm eine Mischung aus VKL und Regelklassen dar.

Es soll funktionieren wie bei der Muttersprache

Der Löwenanteil, 90 von 161 Kindern, die die Regelklassen besuchen, sind Grundschulkinder. Ihnen traut man am ehesten den Spracherwerb nebenher zu. Sie tauchen ein ins „Sprachbad“, das in der Fachsprache auch Immersion genannt wird. Der Gedanke dahinter: Die Kinder sollen die Zweitsprache lernen, wie sie ihre Muttersprache auch gelernt haben. Nicht logisch, mit Pauken von Regeln und Vokabeln, sondern intuitiv, wie es auch zuhause in der Familie geschieht. Die Forschung zeigt, dass der schnelle Anfangserfolg Kinder motiviert.

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Ob das Konzept für alle aufgeht, ist die Frage. Frank Raddatz ist Rektor an der Theodor-Heuss-Realschule in Konstanz, er kümmert sich in Konstanz um die schulische Versorgung der ukrainischen Kinder. Das reine Sprachbad funktioniert seiner Ansicht nach nur für Grundschüler. Ältere Schüler könnten dem bilingualen (auch englischsprachigen) Unterricht folgen. „Sonst haben die nicht viel vom Unterricht.“ Da müsse man zusätzlich etwas bieten. Am „Theo“ sind das acht Stunden Schrift und Sprache pro Woche.

Ukrainisches Schuljahr endet – kommen jetzt mehr Schüler?

Raddatz geht wie auch das Kultusministerium davon aus, dass noch viele ukrainische Kinder dazustoßen werden. Bisher hätten einige noch am ukrainischen Fernunterricht teilgenommen, doch dort ende das Schuljahr Anfang Juni. „Wir rechnen damit, dass nach dem Ende des ukrainischen Schuljahres Anfang Juni und auch nochmal zu Beginn des kommenden Schuljahres im September die Anzahl der Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine steigen wird“, sagt auch Kultusministerin Theresia Schopper (Grüne).

Immerhin hat Raddatz nicht die Sorge, dass ihm die Lehrkräfte ausgehen. Das Land hat eine digitale Plattform für Unterstützungskräfte freigeschaltet, um zur Beschulung von Geflüchteten aufzurufen. Stand vergangener Woche haben sich laut Kultusministerium 1600 Menschen registriert, mehr als 300 Verträge wurden bereits abgeschlossen.