Seit mittlerweile zwei Monaten ist Jasmin M. aus Eigeltingen-Heudorf verschwunden. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus. Wegen dringenden Tatverdachts verhafteten Kripo-Beamte am 25. Februar den Ex-Freund der 21-Jährigen, Robert S. Der 42-Jährige befindet sich seither in Untersuchungshaft und schweigt laut Polizei bis heute eisern. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Update: Polizei sucht doch weiter nach Jasmin M.

Wie der SÜDKURIER aus dem Umfeld der Vermissten und des Tatverdächtigen erfahren hat, sollen sich die beiden bei der Arbeit für denselben Betrieb in Stockach kennengelernt haben. Im September 2021 gaben die beiden in einem sozialen Netzwerk öffentlich bekannt, in einer festen Beziehung miteinander zu sein. Einige Monate später soll das Paar laut Bekannten eine gemeinsame Wohnung in Eigeltingen-Heudorf bezogen haben, wobei Robert S. dort nicht gemeldet war. Die beiden verband eine große Leidenschaft für Motorräder und frisierte Autos.

„Es passt nicht zu ihm“

Im Frühjahr 2022 habe der 42-Jährige einen schweren Motorradunfall erlitten und später am Bein operiert werden müssen. Längere Zeit sei er im Job ausgefallen und auch im Alltag deutlich gehandicapt gewesen. Im Oktober kam es zum Beziehungsende: Jasmin M. soll ihren doppelt so alten Freund aus der Wohnung geworfen haben. Weshalb ist unklar.

Im Herbst 2022 verbrachte das Paar einen „entspannten Abend“, wie Robert S. schrieb, am Hochrhein bei Waldshut-Tiengen, wie ...
Im Herbst 2022 verbrachte das Paar einen „entspannten Abend“, wie Robert S. schrieb, am Hochrhein bei Waldshut-Tiengen, wie dieses Bild zeigt. | Bild: Instagram

Einige Wochen später sei Robert S. innerhalb derselben Firma von Stockach nach Ravensburg versetzt worden. Zu diesem Zeitpunkt soll er gegenüber seinem Umfeld gesagt haben, die Trennung von Jasmin M. bereits verdaut zu haben. Eine Bekannte beschreibt ihn als stets fröhlichen und optimistischen Sonnyboy: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es war. Es passt nicht zu ihm“, sagt sie.

Mit Van oder Kastenwagen weggebracht

Die Polizei geht aufgrund von Hinweisen und Spuren davon aus, dass Jasmin M. in oder nahe Heudorf Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Danach dürfte sie mit einem Van oder Kastenwagen weggebracht worden sein – entweder in einem orangefarbenen Volkswagen T4, der dem Tatverdächtigen gehörte, oder in einem weißen Fiat Ducato mit Aufschrift jenes Stockacher Betriebs, für den der Tatverdächtige und die Vermisste arbeiteten.

Eines dieser Fahrzeuge steht mit der Tat in Verbindung: Ein orangefarbener Volkswagen Bus/Van T4 und ein weißer FIAT Ducato Kastenwagen ...
Eines dieser Fahrzeuge steht mit der Tat in Verbindung: Ein orangefarbener Volkswagen Bus/Van T4 und ein weißer FIAT Ducato Kastenwagen mit Werbeaufschrift. | Bild: Polizei/Collage: SÜDKURIER

Zunächst konzentrierte sich die Suche nach der 21-Jährigen auf Radolfzell. Dort fand die Polizei ihr Auto, das sie aber nicht selbst dort abgestellt haben dürfte. Zuletzt rückte der Hochrhein in den Fokus, wo Robert S. ein Motorboot im Hafen von Waldshut-Tiengen besitzt. „Wir haben mehrere Boote überprüft und konnten eines dem Tatverdächtigen zuordnen“, bestätigt ein Polizeisprecher.

Mehrere Gegenstände gefunden

Die mit Abstand meisten Such-Tage gab es jedoch in einem weitläufigen Waldgebiet nahe Heudorf. Auch diese Woche durchkämmten Dutzende Polizistinnen und Polizisten von Dienstag bis Donnerstag das Gebiet – wohl zum letzten Mal. „Wir wollten diesen Bereich fertig absuchen. Der Einsatz in Heudorf ist erst mal beendet“, so der Sprecher.

Gemeinsam durchsuchten Polizei und Feuerwehr den Eigeltinger Ortsteil Heudorf.
Gemeinsam durchsuchten Polizei und Feuerwehr den Eigeltinger Ortsteil Heudorf. | Bild: Oliver Hanser

Gefunden hätten die Beamten bei Heudorf mehrere Gegenstände – allerdings keine, die sich der mutmaßlichen Tat zuordnen ließen. „Dass man keine Leiche dort gefunden hat, heißt nicht, dass nicht der Tatort dort liegt“, sagt ein Polizist dem SÜDKURIER.

„Hellseher“ sagt Fundort am Kirnberg voraus

Nun hat sich bei der Polizei und mehreren Medien ein selbsternannter „Seher“ gemeldet. Er „sieht“ Jasmin nicht bei Heudorf, im Hochrhein oder Bodensee und übermittelte den Ermittlern und Journalisten – ohne jegliche Belohnungsabsicht, wie er schreibt – zwei GPS-Koordinaten zum möglichen Fundort von Jasmin M. Beide Stellen befinden sich in einem weitläufigen Waldgebiet am Kirnberg südlich von Orsingen und seien „gut anfahrbar“. Außerdem herrsche dort „kein Publikumsverkehr“, sodass ein möglicher Täter „ungestört“ sei, so der Mann.

Bekannte von ihm aus dem Bodensee-Raum hätten bereits am Kirnberg nach der 21-Jährigen gesucht, wie diese bestätigen. Dort sei es mitunter zu steil, um auf eigene Faust weiterzusuchen. Außerdem gebe es dort Klippen. Gefunden haben sie bisher nichts.

Suche wird am Hochrhein fortgesetzt

Ein Polizeisprecher bestätigt den Kontakt zu dem Mann, darunter auch mehrere Telefonate mit einem Kripobeamten der Sonderkommission „Heudorf“. Bei vielen Ermittlungsfällen, gerade wenn es um Vermisste gehe, würden sich Personen etwa mit Wünschelruten sowie auch selbsternannte Hellseher bei der Polizei melden. „Wir nehmen das zur Kenntnis, aber für uns macht ein Absuchen in diesem Bereich keinen Sinn. Wir müssen uns auf unsere Ermittlungsergebnisse konzentrieren“, sagt der Sprecher.

Kommende Woche will die Polizei ihre Suche nach Jasmin M. am Hochrhein fortsetzen. Ob es danach weitergeht, steht noch nicht fest. „Ich gehe davon aus, dass wir nächste Woche mit dem Hochrhein fertig sind“, sagt ein Sprecher. Parallel würden weitere Hinweise und Spuren ausgewertet und wie ein Puzzle zusammengesetzt. Sollte es neue Ermittlungsansätze geben, könnte die Suche nach Jasmin M. weitergehen.