Ein heißer und trockener Sommer wie dieser macht deutlich, wie wertvoll und wichtig die Ressource Wasser ist. Seit Anfang Juli ist die Entnahme von Wasser aus Oberflächengewässern wegen anhaltender Trockenheit untersagt. Doch in Engen ist es nicht etwa Wasserknappheit, die jetzt den Preis für Wasser deutlich ansteigen lässt. Stadtwerke-Chef Thomas Freund erläutert die Hintergründe für die unerwartete Gebührenerhöhung zum 1. August.

Aktuell kostet der Kubikmeter Wasser in Engen noch 2,41 Euro brutto. Ab dem 1. August zahlen die Engener für die gleiche Menge 3,20 Euro. Also 79 Cent mehr pro 1000 Liter. Bei einem Verbrauch von 150 Kubikmetern pro Jahr, was in etwa dem durchschnittlichen Verbrauch eines Vier-Personen-Haushalts in Deutschland entspricht, steigen die monatlichen Gebühren damit um 10 Euro, so die Mitteilung der Stadtwerke Engen.

Warum kommt die Erhöhung jetzt?

Warum gibt es mitten im Jahr eine so drastische Erhöhung? Das liege daran, dass die externen Kosten stark angestiegen seien, antwortet Stadtwerke-Chef Thomas Freund auf SÜDKURIER-Nachfrage. Vor allem die Energiepreise seien in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Im Bild ist eine alte Gussleitung mit eindeutigem Leck zu sehen. Die Rohre aus den sechziger und siebziger Jahren müssen Zug um Zug ...
Im Bild ist eine alte Gussleitung mit eindeutigem Leck zu sehen. Die Rohre aus den sechziger und siebziger Jahren müssen Zug um Zug erneuert werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. | Bild: Stadtwerke Engen

Man habe die Preise eine ganze Weile lang beobachtet und darauf gehofft, dass diese auch wieder zurückgehen würden und man so den Wasserpreis halten könne. Dem sei aber nun mal nicht so und entsprechend müsse jetzt der Preis erhöht werden. Die Erhöhung gleiche die gestiegenen Kosten der vergangenen drei Jahre aus, so Freund.

„Es war die Überlegung, ob sich die Preise am Markt konsolidieren. Das war aber nicht so.“ Thomas Freund, Geschäftsführer Stadtwerke Engen
„Es war die Überlegung, ob sich die Preise am Markt konsolidieren. Das war aber nicht so.“ Thomas Freund, Geschäftsführer Stadtwerke Engen | Bild: Stadt Engen

In Engen spielen die Energiekosten auch beim Wasser eine entscheidende Rolle. Das liege an der Lage und Ausdehnung der Stadt, erläutert Freund. In Engen und seinen Ortsteilen gebe es insgesamt 15 Hochbehälter, aus denen Trinkwasser zu den niedriger gelegenen Verbrauchern geführt werde. Der größte Tiefbrunnen in Engen liegt bei Welschingen. Von dort aus muss das Wasser mit viel Energie in die Hochbehälter bis zum Beispiel nach Stetten hochgepumpt werden. Zum Vergleich gebe es in Singen gerade einmal vier Hochbehälter, so Freund.

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Viele Kilometer an maroden Leitungen

Neben der Energie treibe insbesondere die dringend notwendige Sanierung der Wasserleitungen die externen Kosten in die Höhe. „Die Wasserleitungen sind meist aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Da gibt es entsprechend Verschleiß“, weiß der Stadtwerke-Chef. Viele der alten Gussleitungen seien angegriffen und würden Stück für Stück durch moderne Kunststoffrohre ersetzt. Nicht zuletzt sorgten auch steigende Löhne für Fachkräfte und neue Verordnungen für Wasserschutzgebiete für steigende Kosten bei der Wasserversorgung, so Freund.

„Nach der Erhöhung stehen wir an der Preisspitze“, gibt Freund im Vergleich zu den Preisen in der Region zu. Mit Abstand am günstigsten ist Trinkwasser in Singen mit gerade einmal 1,75 Euro pro Kubikmeter. Aber: „Die anderen in der Region werden nachholen“, ist sich Freund bei der Preisentwicklung sicher.

Anmerkung der Redaktion: Ursprünglich hatten wir berichtet, dass der Preis bei einem Verbrauch von monatlich 150 Kubikmetern um 10 Euro pro Monat steigt. 150 Kubikmeter pro Monat wären allerdings etwas viel, tatsächlich sind es natürlich 150 Kubikmeter pro Jahr. Die Mehrkosten betragen bei diesem Verbrauch dann tatsächlich 10 Euro pro Monat.