Die Baptisten der Friedenskirche in Singen stehen in den Startlöchern für ihren Neubau. Im März 2022 war die Kirche an der Rielasinger Straße abgebrannt. Nun wollen die Gläubigen am gleichen Ort neu bauen. Gemeindeleiterin Corinna Schön, Maximilian Stroscher vom Bauausschuss der Friedenskirche sowie Architekt Alexander Höfflin aus Konstanz sind zuversichtlich, schon bald einen Bauantrag stellen zu können.

Die Nacht vom 20. auf den 21. März 2022 ist vielen Bürgern noch in Erinnerung. In dieser Nacht brannte die Friedenskirche an der Rielasinger Straße komplett ab. Eine Katastrophe für die Gemeindemitglieder. Man geht davon aus, dass es Brandstiftung war, ein Täter konnte aber nicht ermittelt werden. Inzwischen ist das Verfahren eingestellt. Aktuell hat die Gemeinde für ihre Gottesdienste ein vorübergehendes Zuhause in Räumen der Caritas-Werkstatt Team Pirmin gefunden. Nun gibt es konkrete Pläne für den Neubau.

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„Die Gemeinde hat sich bewusst Zeit genommen, noch einmal neu zu fragen, wofür es diese christliche Gemeinde in Singen eigentlich benötigt“, sagt Corinna Schön. In einem längeren Prozess der Neuausrichtung habe sich die Gemeinde das Leitmotiv „Unterwegs. Mit Jesus. Mit dir. Für unsere Stadt“ gegeben. Der geplante Neubau soll jedoch nicht nur für den sonntäglichen Gottesdienst genutzt werden. Dort sollen auch unter der Woche Menschen aus Singen und Umgebung eine Anlaufstelle finden.

Deshalb ist ein besonders offener und freundlicher Eingangsbereich geplant. „Begegnungsräume sind unserer Meinung nach besonders in diesen herausfordernden Zeiten elementar wichtig“, so Corinna Schön.

Gemeinde dankt Gestaltungsbeirat für Mitarbeit

Seit Februar 2024 beschäftigt sich die Gemeinde intensiver mit dem Projekt „Neubau“. Auch der Singener Gestaltungsbeirat, den es inzwischen nicht mehr gibt, begutachtete das Bauvorhaben vor rund einem Jahr. „Wir sind dankbar, dass sich der Gestaltungsbeirat für unser Projekt Zeit genommen hat“, sagt Maximilian Stroscher vom Bauausschuss der Gemeinde. Man habe zunächst auch überlegt, ob man auf einem anderen Grundstück bauen könnte, sofern es etwas Passendes gegeben hätte.

„Es war der Gemeinde aber wichtig, dass die Kirche im Dorf bleibt, also am ursprünglichen Standort gebaut wird“, so der Architekt Alexander Höfflin. Die Lage mit guter Anbindung an den öffentlichen Verkehr sei auch ein Grund für die Standortwahl gewesen.

Dies ist der Entwurf für die neue Friedenskirche und die Ansicht von Rielasinger Straße aus gesehen.
Dies ist der Entwurf für die neue Friedenskirche und die Ansicht von Rielasinger Straße aus gesehen. | Bild: Büro Höfflin

„Wir werden einen Massivbau aus 42,5 Zentimeter dicken Ziegeln erstellen, die mit Mineralwolle gedämmt werden“, so Höfflin. Die Kirche, die Nettoraumflächen von 1195 Quadratmetern auf zwei Etagen haben wird, wird einen Gottesdienstraum bekommen, der für 250 Personen ausgelegt ist und durch Öffnung zum Foyer auf Platz für bis zu 320 Personen erweitert werden kann. Auf der anderen Seite im Erdgeschoss soll der Begegnungsbereich mit Gemeindecafé und Platz für 80 bis 100 Personen entstehen.

Im Obergeschoss sind auf der einen Seite fünf Gruppenräume für die Kinder- und Jugendarbeit geplant, außerdem ein separater Krabbelraum für Familien mit Säuglingen und direktem Blickbezug zum Gottesdienstraum. Vor dem Baukörper soll ein kleiner Vorplatz entstehen. Das gesamte Gebäude wird barrierefrei sein, auch für den Gottesdienstraum wird es eine Rampe auf die Kanzel geben.

Planer will Gotteshaus möglichst energieeffizient bauen

Die Kirche soll möglichst energieeffizient geplant werden. Das Gebäude werde am Ende im Vergleich zu einem Referenzgebäude nur 40 Prozent der Energie verbrauchen, erläutert Planer Höfflin. Aufs Dach kommt eine Photovoltaikanlage, mit der ein Großteil des Stromverbrauchs gedeckt werden kann. Teile der Dachfläche sollen außerdem extensiv begrünt werden, um das Mikroklima zu verbessern und Regenwasser zu speichern. Eine reversible Luft-Wärme-Pumpe wird für Heizung und Kühlung des Gebäudes installiert. „Für nach dem Brand gefällte Bäume sollen als Ersatz sieben Linden gepflanzt werden“, erläutert der Architekt.

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Die Finanzierung des Projektes, das derzeit mit 4,8 Millionen Euro kalkuliert wird, kann die Gemeinde zu einem großen Teil aus der Zahlung der Versicherung decken. Auch die Zusagen für Kredite sind da. Dennoch sei man noch auf Spenden angewiesen, um diese enorme Summe stemmen zu können.

Derzeit laufe noch die Ausschreibung für den Abriss der Bodenplatte. Dies werde voraussichtlich in den nächsten Wochen erledigt, so dass danach mit dem Bau begonnen werden könne. Der Architekt rechnet mit einer Bauzeit von mindestens eineinhalb Jahren.

Gemeindezentrum wird künftig keinen Turm mehr haben

In der jüngsten Sitzung des Singener Ausschusses für Stadtplanung, Bauen und Umwelt am 3. Juli hatten der Leiter des Fachbereichs Bauen, Thomas Mügge sowie der Leiter der Abteilung Baurecht, Christian Denzel bereits kurz über das Bauvorhaben informiert. Es habe einen kleinen Wettbewerb gegeben, so Mügge. Die Kubatur des geplanten Gebäudes sei vertretbar und es werde kein Bauwerk mit einem für eine Kirche typischen Kirchturm. Die alte Friedenskirche hatte einen Turm gehabt, der aber kein Glockenturm war, sondern nur aus einer Betonscheibe bestand.

Die Gemeinde plane einen Massivbau mit Putzfassade. Kreuze an der Seite zur Rielasinger Straße sowie auf der rückwärtigen Seite des Gebäudes werden erkennbar zeigen, dass es sich um ein sakrales Gebäude handele, sagte Mügge im Ausschuss. Die Gemeinde plane mit 14 Stellplätzen, neun wären das Minimum.