Zum ersten Mal seit acht Jahren hat der Bodensee die Fünf-Meter-Marke überschritten. Straßen wurden gesperrt, die Schweiz rief die höchste Gefahrenstufe für den Untersee aus. Der Pegel ist innerhalb von zwölf Tagen um einen Meter gestiegen. Nun scheint der Höhepunkt überschritten. Aber wie schnell kann er wieder sinken?
Eine SÜDKURIER-Analyse von allen Tagesdurchschnittsdaten des Bodenseepegels seit 1900 zeigt: Der Bodensee hat in der Vergangenheit mindestens 19 Tage gebraucht, um einen Meter zu sinken. So schnell sank der Wasserstand nur einmal, im Oktober 1927.
Die Situation war damals ähnlich wie heute. Der Bodensee war auf über fünf Meter angestiegen. Dann wurde das Wetter außergewöhnlich: „Der Oktober hat sich vor allem durch große Trockenheit ausgezeichnet“, steht für jenen Monat im Witterungsbericht des Schweizer Bundesamtes für Meteorologie.
Auch in der Thurgauer Chronik wurde das Wetter des Jahres 1927 dokumentiert, für den Zeitraum heißt es: „Witterung im Oktober: 1. und 2. schön, 3. Regen, 4. – 7. schön, aber kühl, 8. – 17. trocken, neblig, nachmittags meistens hell, 18. – 22. bewölkt.“ Da es kaum regnete, kam also nur wenig zusätzliches Wasser in den See und die Zuflüsse.
Hochwasser von 1987 floss vergleichsweise schnell ab
1987 benötigte der Bodenseepegel nur einen Tag länger als 1927, um einen Meter zu sinken. Damals stand der See noch höher als heute. Innerhalb von 20 Tagen sank er von 5,27 Meter am 4. August 1987 auf 4,27 Meter am 24. August.
Extreme Hitze war dafür nicht nötig: Zu Beginn des August 1987 war es eher zu kalt, erst gegen Ende wurde es ein wenig wärmer als üblich. Zudem regnete es mehrmals.
Auch innerhalb eines Tages kann der Pegel spürbar zurückgehen. Seit 1900 fiel der Tagesmittelwert zweimal um mehr als zehn Zentimeter innerhalb eines einzigen Tages.
Pegel steigt deutlich schneller als er fällt
Während es mindestens 19 Tage dauerte, bis der Pegel um einen Meter sank, ging die Steigung um einen Meter laut der Daten deutlich schneller. Im Mai 1999 vergingen nur fünf Tage zwischen einem Wasserstand von 3,90 Meter und 4,91 Meter.
Das war die schnellste Steigerung um einen Meter seit 1900. Der Pegel stieg danach noch weiter an und sorgte an Pfingsten für ein Jahrhunderthochwasser.