Zuletzt wurde bekannt, dass in Allmannsdorf das Lokal D‘Quaker seine Pforten geschlossen hat und nun das: Auch das historische Traditionsgasthaus Adler steht vor einer Zäsur: Die Pächter-Eheleute Nicole und Tino Schumann haben ihren Vertrag zum Jahresende fristgemäß gekündigt und werden sich neuen Aufgaben widmen. „Das hat keine wirtschaftlichen Gründe“, versichert Tino Schumann. „Wir sind mit allen fein: mit unseren Gästen, mit den Allmannsdorfern, mit unserem Verpächter.“
Und wieso dann das Ende? „Ich möchte das nicht mehr machen, bis ich 67 bin“, sagt der 49-Jährige. „Ich möchte nicht mehr Tag für Tag dies müssen und das müssen – nein, ich muss gar nichts. Ich möchte mich nicht mehr bücken und nicht mehr verrückt machen.“ Er wolle seine Eltern in Sachsen mehrere Tage besuchen, wann immer er möchte, zu seinen Kindern nach Frankfurt fahren, wenn ihm danach ist. All das ginge nicht als Gastwirt, der sieben Tage die Woche ans Geschäft denken und anwesend sein muss.
Für die Adler-Wirte heißt es: Mittelamerika statt Allmannsdorf
Anfang des kommenden Jahres steht erstmal eine sechswöchige Tour nach Mittelamerika auf dem Plan – und damit die Erfüllung eines Traums. „Viele Menschen warten damit, bis sie 67 Jahre alt sind und dann kommen die Zipperlein und es klappt nicht. Das soll uns nicht passieren“, so Tino Schumann. Die Seeoase auf Klein Venedig betreibt er weiterhin saisonal mit Kay Brüggemann im Sommer, ebenso seinen Würstleverkauf auf Festivals. „Davon können wir ein Jahr gut leben“, sagt er. Für die kommenden Monate bis Ende des Jahres haben sie sich so oder so vorgenommen: „Wir wollen das hier gut zu Ende bringen.“

Und danach? „Mal sehen, wir wissen es wirklich nicht und wir lassen alles auf uns zukommen. Wir sind nach alles Seiten offen.“ Bis Anfang 2021 betrieb das Ehepaar Schumann gleichzeitig das Hörnle-Restaurant und den dortigen Kiosk.
Nicole Werneth ist gebürtige Konstanzerin und gelernte Hotenfachfrau, Tino Schumann ist gelernter Koch und Kellner. Er wohnt seit 1999 in Konstanz und setzt sich als treibende Kraft im Konstanzer Wirtekreis seit Jahren für die Belange der Branche ein. „Es ist sehr zäh geworden in Konstanz“, sagt er zur jüngsten Entwicklung. „Es ist zwar sehr schön hier, aber nicht immer einfach. Wenn ich jetzt nur an die von der Stadt beschlossene Verpackungssteuer denke.“
Christoph Venedey ist Ur-Allmannsdorfer und pensionierter Arzt im Viertel, nur wenige Schritte vom Adler entfernt. Schon als Kind war er mit seinen Kumpels hier unterwegs. Er sagt: „Das ist ein großer Verlust im Augenblick. Der Adler ist Tradition und Kult in Allmannsdorf, weit mehr als D‘Quaker. Adler war und ist Eingeborenenkneipe, D‘Quaker weniger.“
Familie Köberlin wohnt ebenfalls schon lange in Allmannsdorf. Hat der große Fasnachter Kurtle Köberlin – ein ausgewiesener Freund der badischen Küche – Bedenken, dass nach dem Wegfall des Quaker mit dem Adler langfristig ein Gasthaus mit gut-bürgerlicher Küche wegfallen könnte?
„Man muss sehr geschickt sein“: Wer wird Nachfolger im Adler in Allmannsdorf?
„Ich glaube nicht“, sagt er. „Wenn sich ein Gastronom vorab in Info-Gesprächen mit Allmannsdorfern nach Wünschen fragt und sich interessiert und dann diese auch umsetzt, müsste es klappen. Traube und Hohenegg haben gut-bürgerliche Küche und meistens ist es gut. Den Hohenegg-Wirt habe ich mit Ruppaner verkuppelt und er ist jetzt 20 Jahre dort. Die Traube ist ein über 200-jähriger Familienbetrieb der Familie Renker.“
Male Vayhinger von der Historischen Trachtengruppe Alt Konstanz wohnt seit Geburt in Allmannsdorf, ihre Familie gehört zu dem Vorort wie der Adler, das historische Rathaus oder die Narrenzunft Quaker. „Es ist sehr traurig und schade, dass die nächsten weggehen“, sagt sie. „Nicole hat das toll gemacht, die tollen hergerichteten Zimmer waren ein Traum, alles war immer gepflegt.“
Zusammen mit ihrer Trachtengruppe sei sie regelmäßig im Adler, „der ist schon immer unsere Stammkneipe. Dort haben wir unsere Sitzungen und unsere Weihnachtsfeiern. Traurig, dass wir in Allmannsdorf immer weniger Gasthäuser haben.“ Trotzdem hoffe sie auf geeignete Nachfolger.
Besitzer der Immobile ist Karl-Bernhard Ruppaner von der Brauerei ein paar hundert Meter entfernt. Er sucht, auch bei SÜDKURIER-Anzeige, nach geeigneten Nachfolgern für Nicole Werneth und Tino Schumann: „Ein Gastronomen-Pärchen wäre wieder ideal“, erzählt er.
„Der Adler ist ja ein gut-bürgerliches Restaurant und ein Hotel mit zwölf Zimmern. Da muss man schon sehr geschickt sein bei der Vermarktung, auch bei booking.com und der eigenen Homepage.“ Im Haus, das 2019 komplett renoviert und saniert wurde, befindet sich eine Wohnung für die potenziellen Nach-Pächter, die zuletzt nicht genutzt wurde.