
Seit vielen Jahren ist das Küchenfest im Grünen Baum einer der kulinarischen Höhepunkte des Jahres unserer Region. An zwei Abenden kommen jeweils 100 Gäste, die sich in acht Gängen verwöhnen lassen. Das Besondere: Die Menschen kommen in die Küche und holen sich die Gerichte direkt bei den Köchen ab. Der Hincooker ist regelmäßiger Gast – und darf sich an der Seite der Profis versuchen.
14 Stunden in der Küche
Der Arbeitstag beginnt um 11 Uhr – acht Stunden, bevor das Küchenfest losgeht.
Sieben Köche und meine Wenigkeit werden in den kommenden Stunden acht Gänge zubereiten. Das Schöne – vor allem für mich: Die Profis scheinen zehn Hände zu haben, sie schneiden, würzen, braten oder rühren überall. Wenn es irgendwo eine Frage oder ein Problem gibt, sind sie sofort da. Michael Baldenhofer (rechts hinten) und Gregory Zawlocky (Mitte) waren mir in der 14-Stunden-Schlacht eine große Hilfe:
100 Gäste werden am Abend erwartet – die Tickets fürs Küchenfest sind begehrt. Wer einmal hier war, kommt gerne wieder. 100 Gäste bedeuten aber auch eine riesige Herausforderung, die ich aus der eigenen Küche nicht gewohnt bin.
Normalerweise koche ich für zwei bis fünf Personen. Wer schon einmal zehn Kilogramm Zwiebeln, sechs Kilogramm Rote Beete und einen großen Laib Parmesankäse klein geschnitten hat, weiß wie weh Blasen an den Fingern tun. Gut, als alles endlich im Topf ist – naja, wenigstens die Hälft.

Mein Gericht an diesem Abend? Garnelen und Rotauge auf Butternusscarpaccio mit einem Rote-Bete-Polenta-Halbmond.
Überall um mich herum wird hart gearbeitet. Hier sind zum Beispiel Gregory Zawlocky und Küchenchef Stefan Koziel am Werk und bereiten einen Teig zu.
Jedes Gericht wird mindestens einmal Probe gekocht und auf einem Teller angerichtet. Erst wenn Küchenchef Stefan Koziel und Seniorchef Hubert Neidhart, der die Geschäfte mittlerweile an seine Tochter Elena Bianchi übergeben hat, ihr OK geben, steht der Gang fest.

Ab 18 Uhr wird es richtig ernst
Die Küche muss um 18 Uhr menschenleer sein – dann kommt der Putztrupp. Der macht noch mal sauber, ehe die Gäste die Küche betreten.
14 Stunden am Stück zu stehen ist nicht unbedingt Vergnügungssteuer pflichtig – aber an so eine perfekt eingespielte Putzkolonne könnte ich mich glatt gewöhnen.
Die ersten Gäste kommen bereits eine dreiviertel Stunde vor dem eigentlichen Beginn des Festes. In der Küche beginnen derweil die letzten Vorbereitungen auf den Ansturm.
Dann geht es los
Hubert Neidhart ruft die Gäste zu den jeweiligen Gängen per Mikrofon direkt in die Küche. So schlängelt sich eine Menschenkette durch den Gastraum, an der Theke vorbei bis direkt an die Kochstellen.
Dort geht der Gast mit seinem Teller von einem Posten zum anderen.

Die Köche drapieren darauf jeweils eine Komponente, bis am Ende ein kleines Kunstwerk entsteht.

Die Stimmung ist dauerhaft am Siedepunkt – die Menschen tanzen ausgelassen zwischen den achten Gängen, die Schlegele Kings heizen richtig ein.
Die Küchenschlacht ist gegen 2 Uhr geschlagen. Vor dem Haus versammeln sich alle Beteiligten Kräfte aus Küche und Service für ein letztes Gruppenbild.
Und so fertig sieht ein Journalist aus, der gerade eben 14 Stunden in der Küche gearbeitet hat: