Superfood ist in aller Munde – im wahrsten Sinne des Wortes. Laut Verbraucherzentrale gibt es bisher allerdings keine offizielle Definition oder gesetzliche Regelung des Begriffes. Als Superfood wird zumeist ein natürliches und exotisches Lebensmittel mit einem besonders hohen Gehalt an Vitaminen und/oder Mineralstoffen sowie sekundären Pflanzenstoffen bezeichnet.
Superfood gibt es getrocknet, als Püree oder als Extrakt, aber auch in Form von Kapseln oder Pulver. Goji-Beeren, Chia-Samen und Quinoa werden in Müslis, Smoothies, Bowls und Joghurts gegeben – das ist absolut im Trend und steht für einen bewussten, gesunden und modernen Lebensstil.
Aber wie gesund ist der Trend fürs Klima oder den Geldbeutel? Superfoods geraten unter genau diesen Aspekten immer wieder in die Kritik: Sie seien teuer, stammten aus Übersee und hätten durch die weiten Transportwege eine kritische Ökobilanz.
Das sagt die Expertin
Antje Gahl, Diplom-Ökotrophologin und Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, bestätigt, dass Superfoods einen hohen Anteil an Vitaminen, Mineralstoffen oder essenziellen Aminosäuren aufweisen. „Allerdings“, sagt sie aber auch, „sind die meisten importierten Superfood-Produkte viel teurer als heimische Produkte, in denen ohnehin viele der positiven Inhaltsstoffe enthalten sind. Deutschland ist kein Vitaminmangelland und es sind keine exotischen Früchte notwendig um unseren täglichen Nährstoffbedarf zu decken.“
Je mehr Obst und Gemüse wir essen, desto geringer ist laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung das Risiko nicht nur für bestimmte Krebskrankheiten, sondern auch für Adipositas, Bluthochdruck und koronare Herzkrankheiten.
Studie untersucht Nährstoffgehalt
Die Universität Hohenheim hat 2018 in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung eine Studie durchgeführt mit dem Namen „Superfood vs. heimische Alternativen“. Dabei wurden die Nährstoffe beispielsweise von Quinoa und Linsen, Moringa und Grünkohl, Açai-Beere und Blaubeere oder Goji-Beere und schwarze Johannisbeere miteinander verglichen.
Das Ergebnis: Die regionalen Produkte müssen sich nicht hinter den importierten verstecken – im Gegenteil: Sie sind teilweise noch gesünder. Die Wissenschaftler sehen dabei „einen Reiz, auf regionale Alternativen umzusteigen“.
Diese Alternativen bietet die Region
Als Obst- und Gemüseregion hat der Bodensee einige dieser Alternativen zu bieten. Fragt man etwa Obstbauer Florian Fuchs vom Fuchshof in Konstanz-Dingelsdorf, so fallen ihm gesunde Superfoods ein, die hier wachsen.
„Viele Verbraucher denken beim Superfood automatisch an extravagante Früchte oder Obstsorten“, sagt Florian Fuchs, „dabei haben wir auch sehr viele regionale Produkte, die oftmals genauso gesund sind. Wenn ich mir nur die Johannisbeere anschaue: Die ist hier zuhause, die wächst natürlich und ist anspruchslos.“ Auch Himbeeren, Erdbeeren oder Pflaumen hätten Eigenschaften von Superfood.
Heimische Beeren als Superfood

Und was sagen die Experten? In Beeren stecken demnach viele gesundheitsförderliche Stoffe wie Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe und auch Ballaststoffe – Futter für unsere Darmbakterien. Dazu sind sie kalorien- und meist auch zuckerarm. Medizinisch erforscht ist laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung auch die Krebs hemmende Wirkung der in Beeren enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, Anthocianidine und Ellagsäure.
Ein Superfood-Klassiker: Der Apfel

Und dann gibt es da noch den Bodensee-Klassiker: den Apfel. So ein Apfel hält locker mit Superfood aus fernen Ländern mit – er enthält sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole mit antioxidativer Wirkung, die freie Radikale unschädlich machen und so vor Krebs und Herzinfarkt schützen und die Blutgerinnung positiv beeinflussen soll. Die sekundären Pflanzenstoffe stecken hauptsächlich in Schale und in Kernen, so das Bundeszentrum für Ernährung.
Bio-Ingwer, Japan-Aubergine oder Bio-Zitronengras aus der Region
Auf der Insel Reichenau wurde der Trend Superfood vor einigen Jahren erkannt. „Es geht darum, auch besondere Produkte anzubieten, nicht nur die klassischen“, erklärt Johannes Bliestle, Geschäftsführer der Genossenschaft Reichenau Gemüse, unter dessen Dach 50 aktive regionale Erzeuger jährlich rund 14.000 Tonnen Frischgemüse mit einem Warenumsatz von 31,14 Millionen Euro produzieren. „Der Verbraucher soll Alternativen zum Superfood aus fernen Ländern haben. Denn in der Regel kennen wir die Produktionsverhältnisse vor Ort nicht.“
Und so bietet die Reichenau in ihrem Portfolio heute auch Exoten wie Bio-Ingwer, Japan-Aubergine oder Bio-Zitronengras aus eigenem Anbau an. Zitronengras etwa gilt als Superfood und kann laut der Stiftung für Gesundheit und Ernährung Harnsäure und weitere schädliche Stoffe binden und beim Ausscheiden helfen. Der Zitronengrastee regt außerdem die Verdauung an, sorgte für einen aktiven Stoffwechsel und entlastet dadurch Leber, Nieren, Magen und Bauchspeicheldrüse.

Die Süßkartoffel: Ein Exot, der auch am See wächst
Ursprünglich aus Mittel- und Südamerika stammt die Süßkartoffel, die mehr und mehr auch in Deutschland angebaut und als Superfood wahrgenommen wird. „Thomas Böhler baut die seit Jahren hier an und plant ab diesem Jahr drei bis vier Tonnen Süßkartoffeln“, so Johannes Bliestle. „Das Ziel ist eine ganzjährige Produktion. Auch das ist ein Superfood, das nicht mehr von weit her eingeführt werden muss, sondern längst auch bei uns wächst.“

Die Süßkartoffel gehört der Pflanzenfamilie der Windengewächse an und ist reich an Vitamin A sowie Antioxidantien, die gegen chronischen Krankheiten wie Krebs sowie Herzerkrankungen helfen sollen. Das Bundeszentrum für Ernährung bezeichnet die Süßkartoffel als „nährstoffreiches neues Superfood“. Die löslichen und unlöslichen Ballaststoffe der Süßkartoffel seien hilfreich für unserem Darm.
Regionale Alternativen für Quinoa
Ein anderes Beispiel: Die Hauptanbaugebiete für Quinoa liegen in Peru, Bolivien und Ecuador. Dieses Superfood lässt sich durch Amaranth vom Oberrhein, Buchweizen aus Norddeutschland, Haferflocken, Hirse, Reis, oder Gerste ersetzen.
Walnüsse statt Avocado
Walnüsse sind ebenfalls eine regionale, wertvolle Alternative zum Superfood Avocado: Sie haben einen höheren Gehalt an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die Omega-3-Fettsäure ist für unseren Körper lebensnotwendig und kann den Blutdruck regulieren, Blutfette günstig beeinflussen und Entzündungen hemmen.