Bermatingen-Ahausen – „Wasser marsch“ heißt der wohl bekannteste Befehl, wenn Feuerwehren im Einsatz sind. Aber reichen die Ressourcen bei bestimmten Gebäuden aus? Dieser Frage ging die Bermatinger Wehr bei ihrer Herbstübung mit 40 Mitgliedern nach: Übungsobjekt war der Biolandhof Karrer in Ahausen, ein vom Dorf abseits gelegenes Gehöft. Erhard Karrer hatte angesichts von mehr Personen, die auf dem Hof leben, und der Zunahme von Elektrik, Lagertechnik, Maschinen und Traktoren das gewachsene Gefahrenpotenzial erkannt und vorsorglich die Wehr zur Übung eingeladen.

Die Übungsannahme: Verpuffung im Technikraum mit Brandentwicklung. „Schwierig war hier, dass alle Räume verschachtelt sind und Treppenhaus, Sortieranlage und Lagerraum stark verraucht waren. Fünf Personen in unterschiedlichen Räumen wurden vermisst“, so Jens Bühler, Einsatzleiter und stellvertretender Kommandant. Menschenrettung hatte Priorität. Mit Atemschutzgeräten krochen die Männer auf dem Boden, durch den mit Disconebel imitierten Rauch war die Sichtweite sehr reduziert und das Auffinden der Personen äußerst schwierig.

Die Menschenrettung hat bei Übungen und erst recht im Ernstfall höchste Priorität. Das Motiv zeigt eine Szene der Herbstübung. Zwei ...
Die Menschenrettung hat bei Übungen und erst recht im Ernstfall höchste Priorität. Das Motiv zeigt eine Szene der Herbstübung. Zwei Mitglieder der Jugendfeuerwehr mimen die Verletzten, die aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. | Bild: Christiane Keutner

Es gelang in guter Zeit, die Verletzten wurden zu den Helfern des DRK Markdorf gebracht. Dort kümmerten sich neun Erwachsene um die Verletzten und erstmals fünf Mädchen und Jungs der Jugendrotkreuzgruppe mit Unterstützung von Sabine Kilian und vier Eltern. Lena durfte eine Infusion halten, Blutdruck messen und helfen, den Verletzten in die stabile Seitenlage zu bringen. „Da musste man aufpassen, dass sie von der Trage nicht auf den Boden gedreht werden“, sagte die Achtjährige. Levina (7) ist seit einem Jahr dabei: „Mir hat alles gefallen und es war aufregend, weil die Wunden so echt geschminkt waren.“ Jana (8) hatte den Patienten gefragt, ob es ihm gut gehe und auch Blutdruck gemessen.

„Bei der Übung geht es eher ums Organisatorische: Die ‚Patienten‘ müssen versorgt, zugeordnet, Bezugspersonen gefunden werden. Für die Jüngeren ist das eine Herausforderung, wenn so viel los ist“, sagte Gruppenführer Markus Uhl. Er freute sich besonders über den neuen, mit vielen Spenden und Eigenleistung finanzierten Gerätewagen, der seit Anfang des Jahres im Einsatz ist und der sich voll bewähre.

Das Deutsche Rote Kreuz Markdorf hat erstmals die Jugendrotkreuzgruppe in eine Übung eingebunden. Der Nachwuchs unterstützt die Retter ...
Das Deutsche Rote Kreuz Markdorf hat erstmals die Jugendrotkreuzgruppe in eine Übung eingebunden. Der Nachwuchs unterstützt die Retter bei der Erstversorgung. | Bild: Christiane Keutner

Die Jugend der Feuerwehr war ebenfalls eingebunden. Sie hat die Verletzten gemimt und die Riegelstellung übernommen. Auf den Einsatz der Drehleiter wurde verzichtet; wegen Platzgründen und der Gegebenheiten hätte sie keinen Sinn gemacht. Mit dem Übungsverlauf war Jens Bühler zufrieden: „Die Herausforderung war der Brunnen, der zur Frostschutzberegnung der Anlagen im Frühjahr benutzt wird.“ Der brauche Strom und werde von der Wehr im Falle eines Brandes abgestellt, so Hofbetreiber Erhard Karrer, die Elektropumpe nütze dann nichts. Doch dafür gab es einen Brunnen, der für die Blütenberegnung keine ausreichende Leistung bringe, und den er für die Löschwasserbevorratung belassen wollte. Hierfür erfüllt er den Zweck. „Das Wasser fließt gut nach, es ist ausreichend für den Erstangriff, danach steht die Leitung zur Aach. 14.000 Liter pro Minute kann man über einen Zeitraum von zehn bis 15 Minuten fördern“, informierte Sebastian Wagner.

Erhard Karrer prüft alle zwei Minuten den Wasserstand im Brunnen.
Erhard Karrer prüft alle zwei Minuten den Wasserstand im Brunnen. | Bild: Christiane Keutner

Auch danach gibt es genügend Löschwasser. Das hat Erhard Karrer dokumentiert: Alle zwei Minuten hat er den Wasserstand im Brunnen gemessen, um Rückschlüsse auf den Nachfluss ziehen zu können. Das Nass würde über einen längeren Zeitraum fließen, ist er sicher. 30 bis 45 Minuten wären für die Wehr ausreichend, sagte Jens Bühler, der wegen der stabilen Wasserversorgung genauso glücklich war wie Kommandant Jürgen Fassott. Neben dieser Tatsache und der gelungenen Übung freute er sich auch über die vielen Zuschauer.