Um kurz vor 8 Uhr herrscht in der Tagespflegeeinrichtung der Sozialstation Bodensee in Salem noch Ruhe – einzig eine Mitarbeiterin bereitet das Frühstück vor und legt Platzkarten auf den Tischen aus. Um kurz nach 8 Uhr kehrt dann Leben ein: Ein Fahrer bringt die Tagesgäste aus Salem und Umgebung vorbei, die sich schnurstracks an die Tische setzen und auf eine Tasse Kaffee freuen.

Freundschaften entstehen

Zwei davon sind Angelika Fitz und Marco Kritz, die nebeneinandersitzen. Während Kritz nur einmal die Woche in der Tagespflegestelle ist, ist Fitz dreimal die Woche vor Ort. „Ich freue mich immer auf den Freitag, da ist Marco hier“, sagt sie. „Der war mir gleich sympathisch, da wir fast den gleichen Nachnamen haben“, erzählt sie lachend. Und auch sonst sei sie sehr gerne hier. „Hier ist immer was los und immer was geboten. Wir basteln zusammen oder gehen raus oder sitzen einfach nur zusammen und schwätzen“, sagt Fitz.

Pflegedienstleiterin Ute Lenski (links) und Teamleiterin Christine Carli führen die Tagespflegestelle.
Pflegedienstleiterin Ute Lenski (links) und Teamleiterin Christine Carli führen die Tagespflegestelle. | Bild: Denise Kley

Pflegedienstleiterin Ute Lenski muss dabei schmunzeln. „Oft ist es so, dass Klienten am Beginn Vorbehalte gegen die Einrichtung haben. Sie denken, dass sie jetzt nach und nach ins Heim abgeschoben werden“, sagt sie. „Doch das legt sich meist bald, da die Menschen merken, wie schön es hier ist und dass man hier Freundschaften schließen kann.“

Das könnte Sie auch interessieren

Angehörige werden entlastet

Zudem können durch den Aufenthalt in der Tagespflege Pflegebedürftige oft länger in den eigenen vier Wänden bleiben, da die Angehörigen entlastet werden und auf lange Sicht mehr Energie für die Langzeitpflege haben. Vier von fünf Pflegebedürftigen werden gemäß dem Statistischen Bundesamt heute bereits zu Hause gepflegt, Tendenz steigend.

In der Einrichtung ist auch eine Wohnzimmerecke, in der die Patienten entspannen können.
In der Einrichtung ist auch eine Wohnzimmerecke, in der die Patienten entspannen können. | Bild: Denise Kley

„Was pflegende Angehörige neben Beruf und Familienalltag stemmen müssen, ist enorm. Die Tagespflege versucht, hier anzusetzen und den Angehörigen Freiräume zu schaffen, damit diese auch wieder Energie tanken können“, erklärt Pflegerin Christine Carli. Und die Tagespflegeplätze sind begehrt. Alle 16 Plätze sind derzeit belegt, es gibt eine Warteliste. „Der Bedarf ist riesig. Wir müssen immer wieder Menschen absagen, das schmerzt natürlich, da das Angebot in puncto Tagespflegeplätzen im Kreis nicht optimal ist. Leider können wir nicht mehr Plätze anbieten, da die Räumlichkeiten nicht mehr hergeben“, so Lenski.

Dabei zeigt sich bereits heute ein deutschlandweites Versorgungsproblem in der Pflege – das sich verschärfen wird. Denn durch den demografischen Wandel stehen unter anderem weniger erwerbsfähige Menschen dem Gesundheits- und Pflegemarkt als Arbeitskräfte zur Verfügung. Das bedeutet, dass die bereits vorhandene Lücke zwischen benötigten und vorhandenen Kräften im Gesundheitssystem größer wird.

Vier Jahre in Betrieb

Seit knapp vier Jahren ist die Tagespflegeeinrichtung in Salem nun in Betrieb. Hier werden Pflegebedürftige werktags von 8 bis 16 Uhr von einem Pflegeteam betreut. Auf dem Programm stehen Basteln und Handarbeiten, Gymnastik und Spiele, Gedächtnistrainings und Spaziergänge. „Im Grunde darf man sich die Einrichtung ähnlich einem Kindergarten vorstellen: Morgens werden die Patienten entweder abgeholt oder zu uns gebracht und die pflegenden Angehörigen können ihrem Alltag nachkommen“, erklärt Lenski.

Die Patienten und das Pflegeteam basteln oft gemeinsam.
Die Patienten und das Pflegeteam basteln oft gemeinsam. | Bild: Denise Kley

In Salem werden auch vier Nachtpflegeplätze angeboten. Die Einrichtung ist eine der wenigen im Land, die das abdecken kann. „Wer einmal unter der Woche in Urlaub fahren möchte, kann das dann guten Gewissens tun, da wir den Patienten eine Rundum-Betreuung und -Pflege bieten können“, so Lenski. Und bei den Nachtpflegeplätzen sei die Nachfrage noch nicht so hoch. „Da stehen die Chancen gut, dass man bei Anfrage einen Platz erhält“, sagt Lenski.

Doch was kostet die Tages- und Nachtpflege?

Wer einen Pflegegrad und somit Anspruch auf Sachleistungen hat, kann für den Besuch der Tages- oder Nachtpflege bei der Pflegekasse einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. In der Regel müssen rund 30 Euro pro Tag selbst bezahlt werden. Den Rest übernimmt die Kasse. Der Einzugsbereich umfasst das gesamte Versorgungsgebiet der Sozialstation Bodensee mit den vier Pflegebereichen Markdorf, Salem, Überlingen und Stockach.

Wenn Sie ein pflegender Angehöriger sind und über Ihre Erfahrungen mit der Redaktion sprechen möchten, melden Sie sich gerne unter friedrichshafen.redaktion@suedkurier.de.