Im Bodenseekreis kam es in den vergangenen Monaten zu schweren Verkehrsunfällen – verursacht von Senioren. So ist zum Beispiel im Juni ein 86-Jähriger auf der B31 aus ungeklärter Ursache in den Gegenverkehr gefahren. Bei diesem Unfall ist ein 58-Jähriger ums Leben gekommen.

Laut Statistischem Bundesamt verursachen ältere Menschen zwar seltener Unfälle als Jüngere, dennoch berät die EU über neue Reformen, die regelmäßige Kontrollen der Fahrtüchtigkeit im Alter vorsehen. Braucht es solche Regeln? Der SÜDKURIER hat mit Menschen in der Überlinger Fußgängerzone gesprochen.

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Cornelia Schlenker (68): „Ich würde ein Testangebot nutzen“

„Wenn ich meine Altersgenossen so sehe, wäre eine Nachtestung nicht schlecht“, findet Cornelia Schlenker. „Das fängt bei den Augen an, das merke ich selbst bei mir. Man dreht sich zum Beispiel auch einfach langsamer um.“ Die 68-Jährige aus Laupheim fährt zwar noch Auto, ist aber für einen Ausflug nach Überlingen mit dem Zug angereist. Sie sieht die älteren Menschen in der Verantwortung: „Man muss sich da ab einem gewissen Alter auch einfach selbst reflektieren. Ich würde ein freiwilliges Testangebot nutzen.“

Cornelia Schleker aus Laupheim.
Cornelia Schleker aus Laupheim. | Bild: Katharina Kitt

Elke Boesing: „Kann mir verpflichtenden Gesundheitscheck vorstellen“

Elke Boesing aus Villingen, die mit Cornelia Schleker unterwegs ist, würde sogar noch einen Schritt weiter gehen: „Ab 80 kann ich mir einen verpflichtenden Gesundheitscheck vorstellen.“ Sie habe auch ältere Menschen in ihrem Umfeld, bei denen sie sich lieber nicht ins Auto setzen würde, erzählt sie. „Ich kenne einen 83-Jährigen, der besser nicht mehr fahren sollte. Ich habe es auch angesprochen, aber da ist nichts angekommen.“

Elke Boesing aus Villingen.
Elke Boesing aus Villingen. | Bild: Katharina Kitt

Denise Bundschuh (31): „Senioren am Steuer oft unsicher“

Auch junge Menschen haben ihre Gedanken zu dem Thema. „Ich finde, ab einem gewissen Alter sollte die Fahrtauglichkeit kontrolliert werden. Aber man sollte den Menschen den Führerschein nicht wegnehmen“, findet Denise Bundschuh. Die 31-jährige Erzieherin aus Bad Waldsee fährt Motorrad und hat schon einige brenzlige Situationen erlebt, in denen ältere Menschen hinter dem Lenkrad saßen. „Wenn mir Leute die Vorfahrt nehmen, sind das fast immer ältere Menschen.“

Denise Bundschuh aus Bad Waldsee.
Denise Bundschuh aus Bad Waldsee. | Bild: Katharina Kitt

Bislang sei es laut Bundschuhs Aussage glücklicherweise noch nie zu einem Unfall gekommen. „Ich denke, es wäre sinnvoll, ab etwa 80 Jahren, alle paar Jahre einen Gesundheitscheck zu machen. Man könnte die Augen und Reflexe testen.“ Von einem generellen Fahrverbot im Alter hält sie nichts, dafür gäbe es noch „genug fitte Omis und Opis, die super fahren“.

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Maria Forkel (70): „Der Mensch verändert sich nun mal im Alter“

Auch Maria Forkel hat sich bereits Gedanken gemacht: „Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man im Alter irgendwann schlechtere Reflexe und schlechtere Augen hat“, erklärt die 70-jährige Zahnärztin im Ruhestand. „Es ist ein schwieriges Thema. Der Mensch verändert sich nun mal im Alter.“

Maria Forkel aus Uhldingen-Mühlhofen.
Maria Forkel aus Uhldingen-Mühlhofen. | Bild: Katharina Kitt

Dennoch findet sie es schwer, den Führerschein abzugeben, „auch wegen des oft schlechten ÖPNV. Das 9-Euro-Ticket war da super“. Maria Forkel findet es wichtig, dass die Entscheidung zur Abgabe freiwillig geschieht und niemandem der Führerschein weggenommen wird.

Karl-Heinz Schmid (70): „Jeder muss selbst entscheiden dürfen“

Auch für Karl-Heinz Schmid ist die Freiwilligkeit ein wichtiger Punkt. „Letztlich muss das jeder selbst entscheiden dürfen, doch eine kleine Überprüfung mit 80 kann ich mir vorstellen“, sagt der 70-Jährige. „Aber wenn das tatsächlich eingeführt werden sollte, würde ich ihn davor eher selbst abgeben“, erzählt er und schmunzelt.

Karl-Heinz Schmid aus Uhldingen.
Karl-Heinz Schmid aus Uhldingen. | Bild: Katharina Kitt

Auch Schmid betont die Wichtigkeit eines guten öffentlichen Personennahverkehrs. Er selbst habe das 9-Euro-Ticket viel genutzt. „Meine Frau und ich haben damit zum Beispiel Ausflüge nach Lindau und Wangen gemacht.“ Im Alltag überwiege aber die Bequemlichkeit, sagt der Mann aus Uhldingen-Mühlhofen ehrlich. „Und wenn man schon ein Auto unterhält, dann sollte es sich auch lohnen.“

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Jolanta Dobrowolska (68): „Ältere zur Abgabe zu zwingen, wäre Diskriminierung“

„Wenn ich weiß, dass ich krank bin, muss ich den Führerschein abgeben“, findet die 68-jährige Jolanta Dobrowolska. Die ehemalige Mikrotechnologin fährt Auto und möchte selbst entscheiden, wann sie das nicht mehr macht. „Ältere zur Abgabe zu zwingen wäre Diskriminierung.“

Jolanta Dobrowolska.
Jolanta Dobrowolska. | Bild: Katharina Kitt

Ihrer Meinung nach müsse es ein attraktiveres Gegenangebot zum eigenen Auto geben: „Wenn man den Führerschein abgibt und dafür den öffentlichen Nahverkehr günstiger nutzen könnte, würde ich es mir überlegen.“ Das Deutschland-Ticket, das aktuell 49 Euro kostet, sei ihr aber zu teuer.