Wo viele Badegäste in freier Natur unterwegs sind, kommt es oft zu unschönen Ausuferungen. Bei dem beliebten und zugleich kostenfreien Badeplatz bei der Uhldinger Schilfhütte beklagen beispielsweise regelmäßig Anwohner und Urlauber vermüllte Uferbereiche und wild parkende Wohnmobile. Von Verschmutzungen sind aber auch viele andere Uferabschnitte betroffen.

Von Plastik- und Eisenresten bis Kronkorken

Monika Baur wohnt nur einen Steinwurf entfernt vom Bodensee und sorgt sich um die Uferzone zwischen Hagnau und Stetten. Dort ist sie beinahe täglich unterwegs. Gerne spaziert sie zum Beispiel zusammen mit ihrer Enkelin am Seeufer. Bei einem Vorort-Treffen weicht ihr Blick von der schönen Aussicht über den See ab in Richtung Boden. Beinahe automatisch bückt sie sich beim Laufen auf den Kieseln. In nur drei Minuten hat sie eine ganze Handvoll mit Scherben, Plastik- und Eisenresten und Kronkorken aufgesammelt. Im Zuge der Aktion „Around the Bodensee Cleanup“ wurden seit 2017 am See 1395 Müllsäcke mit einem Fassungsvermögen von je 35 Litern gefüllt, wie auf der Internetseite zu erfahren ist, wobei es sich dabei lediglich um erfasste Sammlungen handelt.

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Baur zeigt mit dem Finger auf die im Gebüsch noch vereinzelt liegenden Taschentücher, die Besuchern zum Po abwischen dienten. Die verrußten Steine einer Feuerstelle zeugen von abendlichem Gebrauch. „Im Sommer findet sich hier nicht nur eine Feuerstelle“, sagt die Hagnauerin. Auch die Verunreinigungen in den Uferhecken nimmt dann ihrer Erfahrung nach noch zu. Für die Natur und die hier lebenden Tiere sei das langfristig eine Zumutung. „Das bisschen Natur, das wir haben, müssen wir unbedingt schützen“, findet Baur.

Mit Zunahme des schönen Wetters finden sich gemäß Anwohnerin Monika Baur vermehrt Fäkalien und zugehörige Papierreste sowie Plastik im ...
Mit Zunahme des schönen Wetters finden sich gemäß Anwohnerin Monika Baur vermehrt Fäkalien und zugehörige Papierreste sowie Plastik im Gebüsch zwischen Hagnau und Stetten. | Bild: Monika Baur

In einer E-Mail wandte sie sich an die Bürgermeister von Stetten und Hagnau. Sie macht darin auf die Verunreinigungen am Ufer des Ilbenbachs und im umliegenden Gebüsch aufmerksam. Weil die Anwohnerin befürchtet, dass sich die Situation im Sommer mit vielen Feriengästen verschlechtert, schlägt sie vor, die sensiblen Bereiche abzusperren und Brennnesseln und Brombeeren wachsen zu lassen. Nur so könnten dort lebende Eisvögel, Libellen, Flusskrebse und Ringelnattern in Frieden leben, erklärt sie.

Keine Toiletten entlang des Weges

Dass das Unterholz teilweise als Toilettenersatz genutzt wird, wundert die Hagnauerin nicht. Schließlich sei der Naturstrand mit herrlichem Seeblick bei schönem Wetter stark frequentiert genauso wie der angrenzende Spazier- und Radweg zwischen den beiden Seegemeinden. „Es gibt keine öffentliche Toilette auf dem ganzen Stück“, sagt Baur. Erst in der Mitte Hagnaus ist eine öffentliche Toilette.

Sie rät Wanderern und Radlern daher zur Mitnahme einer Notfall-Toilette. Sie selbst trage eine entsprechende Einweglösung immer in der Tasche. Die Bürgerin sieht die Bürgermeister in der Pflicht. „Die Gemeinden sollten meiner Meinung nach tätig werden“, findet sie. Es müssten nicht immer Verbotsschilder sein. Vielleicht wären „schön bebilderte Informationstafeln wie im Eriskircher Ried“ sinnvoll, sagt Baur. Die Badegäste müssten sensibilisiert und geleitet werden.

Schöne Stellen wie hier am Stettener Ufer ziehen viele Menschen an. Nicht immer gehen sie korrekt mit der Natur um, hinterlassen ...
Schöne Stellen wie hier am Stettener Ufer ziehen viele Menschen an. Nicht immer gehen sie korrekt mit der Natur um, hinterlassen Fäkalien und Müll oder unerlaubte Feuerstellen. | Bild: Martina Wolters

Erfolg durch Kontrolle von Falschparkern?

Bürgermeister Daniel Heß und sein Hagnauer Amtskollege Volker Frede betonen auf telefonische Nachfrage, dass sie die dargelegte Situation seitens der Kommunen ernst nehmen. Heß sagt, im Anschluss an die vor Kurzem stattgefundene Putzete habe ihm Stettens Bauhofleiter Rolf Weißenrieder jedoch erfreut berichtet, dass der Müll weniger wird.

„Was sicherlich zu Buche schlägt, sind die Kontrollen von parkenden Fahrzeugen im Bereich des Seeufers und des Landschaftsschutzgebietes im Allgemeinen“, glaubt Heß. Hierbei sei ein „eindeutiger Rückgang des ordnungswidrigen Parkens“ festzustellen. Wegen der Kontrollen blieben teilweise Badegäste fern, die normalerweise den ganzen Tag am Ufer verweilten und Müll zurückließen.

Sogar in einem lebenden Baum haben Menschen am Seeufer Feuer gemacht und ihren Müll hinterlassen.
Sogar in einem lebenden Baum haben Menschen am Seeufer Feuer gemacht und ihren Müll hinterlassen. | Bild: Martina Wolters

Chance, jemanden zu erwischen, ist gering

Auch Frede berichtet von regelmäßigen, zumeist täglichen Kontrollen gerade der besonders geschützten Gebiete. Der eigene Vollzugsdienst sei unterwegs, um Parkverstöße zu ahnden und auf Verunreinigungen zu achten. Auch würden Radfahrer angesprochen, wenn sie auf unerlaubten Wegen unterwegs seien. „Realistisch haben wir aber nur eine geringe Chance, jemanden zu erwischen“, unterstreicht Frede die kleine Chance, Ufernutzer dabei zu erwischen, wenn sie gerade ihren Müll liegen lassen. Wie sein Kollege Heß setzt Frede auf die Vernunft der Menschen. „Die Allermeisten verhalten sich völlig korrekt“, ist der Hagnauer Bürgermeister überzeugt.

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Uferzonen teilweise abzusperren, davon hält er wie sein Stettener Kollege wenig. “Ein Naturstrand sollte für alle zugänglich sein“, betont Heß. Absperrungen bedeuteten ebenfalls Eingriffe in die Natur und würden auch die vernünftigen Gäste treffen. Bei einem gemeinsamen Ortstermin wollen sich die beiden Bürgermeister die Situation nun genauer anschauen und anschließend entscheiden, ob Maßnahmen sinnvoll sind.