Intakte Kleidung und andere Textilien haben nichts mehr im Restmüll zu suchen. Dies besagt eine EU-Richtlinie, die seit Januar gilt. Laut Landratsamt sollen alte Textilien nicht mehr im Restmüll landen, sondern im Altkleidercontainer entsorgt werden. Ziel der Regelung sei es, die Müllmengen zu reduzieren und mehr Textilien zu recyceln. Hat die neue Regel bereits Wirkung gezeigt? Lars Gäbler vom Landratsamt erklärt: „Ob und auf welche Weise sich die EU-Richtlinie auf die Menge von Textilien im Restmüll auswirkt, können wir aktuell noch nicht sagen.“
Eine reine Mengenauswertung würde seinen Angaben nach auch keine eindeutigen Rückschlüsse auf mögliche Effekte zulassen. „Zumal Alttextilien und Schuhe nicht regelmäßig in kleinen Mengen entsorgt werden, sondern eher sporadisch und dann eventuell auch in größeren Mengen“, erläutert der Pressereferent. „Laut unserer Restmüllanalyse im Jahr 2018 hatten wir im Schnitt 4,3 Prozent Alttextilien und Schuhe im Restmüll, das waren vier Kilogramm pro Einwohner und Jahr.“
„Ultrafastfashion“ nur unter Aufwand recycelbar
Regina Dreher, Koordination Altkleider beim DRK-Kreisverband, sagt: „Wir haben schon ein relativ großes Aufkommen.“ Von 2023 auf 2024 hätten die Mengen nochmals zugenommen. 2023 gingen 406 Tonnen ans Recyclingcenter, im Jahr darauf 447 Tonnen. „Das Hauptproblem ist, dass wir viele für uns nicht mehr verwendbare Textilien erhalten“, berichtet Dreher. Ihr zufolge handelt es sich dabei vor allem um „Ultrafastfashion“. Die Masse an schlechter Ware habe extrem zugenommen. Gerade minderwertige Mischgewebe könnten nur mit „ganz großem Aufwand“ recycelt werden. Die Fasern seien beispielsweise brüchig. Besser funktioniert die Weiterverwertung etwa mit Baumwolle und Leinen.
Spezielle Auswirkungen, die auf die neue EU-Richtlinie zurückzuführen wären, hat Dreher bislang nicht bemerkt. Begrüßt hat sie die Konkretisierung, dass stark verdreckte Kleidung und Textilien weiterhin im Restmüll entsorgt werden dürfen. Der Rest muss definitiv in die Sammelsysteme. Brauchbare Kleidung gehöre wie gehabt in die Altkleidersammlung, teilt das Landratsamt mit. Im Bodenseekreis können Textilien demnach an unterschiedlichen Stellen abgegeben werden: zum Beispiel bei den drei Entsorgungszentren in Überlingen-Füllenwaid, Friedrichshafen-Weiherberg und Tettnang-Sputenwinkel sowie den 22 Wertstoffhöfen. Ferner bieten unterschiedliche Gemeinden und Organisationen Straßensammlungen sowie die Sammlung über Altkleidercontainer an, heißt es weiter.
Pressereferent Lars Gäbler sagt: „Auf den drei Entsorgungszentren wurden im Jahr 2024 34 Tonnen Textilien und Schuhe gesammelt. Sie werden zu einem Sortierbetrieb gebracht und dort weiterverarbeitet.“ Die Container auf den 22 Wertstoffhöfen werden seinen Angaben nach von karitativen Organisationen gestellt, „hier werden von uns keine Mengen erfasst“.
Mehr als 60 DRK-Kleidercontainer im Landkreis
Der Kreisverband des Roten Kreuzes hat im Bodenseekreis mehr als 60 Kleidercontainer aufgestellt, die ein bis viermal pro Woche geleert werden, wie die Organisation mitteilt. Regina Dreher führt aus: Die Kleidung sollte frisch gewaschen sein, keine Flecken und Knötchen haben. Der größere Teil wird aussortiert und recycelt. Der kleinere Teil kommt in die DRK-Kleiderläden. An der Karlstraße in Friedrichshafen wurde zuletzt eine Second-Hand-Boutique eröffnet. „Das Hauptaugenmerk liegt auf Nachhaltigkeit“, sagt Dreher.

Sie bittet darum, die Kleidung gut zu verpacken. Die Säcke sollten stabil und zugeschnürt sein. Gelbe Säcke reichen nicht. „Schuhe bitte zusammenknoten“, sagt Dreher. Wer sich die Vorsortierung zutraut, kann „Brücke“ auf die Säcke schreiben, in denen sich Kleidung und Textilien befinden, die sich nur noch fürs Recycling eignen. „Brücke“ bedeutet, dass die Säcke direkt in den Lastwagen zum Sortier- und Recyclingbetrieb können. „Das würde uns helfen“, meint Dreher. Mit dem Erlös vom Verkauf der Textilien kann das DRK einen Teil seiner Aufgaben bestreiten. Aber: „Der Preis ist im Keller. Man verdient nicht viel damit“, erklärt Dreher.